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das gutenberg-komplott

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Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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wisst Ihr das?«
    »Ich habe ihm aufgelauert und ihn an seinem Gang erkannt, der auffällig ist.«
    »Wen habt Ihr noch beobachtet?«, fragte Thomas.
    »Nur ihn.«
    Thomas schaute ihm ins Gesicht. »Wann begannen Eure B e suche?«
    »Vor etwa zwei Jahren.«
    Es war höchste Zeit, den Baumeister loszuwerden und K a tharina aus der Kammer befreien. »Ihr habt mir sehr geholfen.«
    »Vielleicht ist es einfach nur Angst.«
    Thomas stand auf. »Wenn ich noch was wissen möchte, me l de ich mich bei Euch.«
    Auch Metz stand auf. »Euer Kopf ist immer noch rot. Macht kalte Umschläge!«
    Thomas begleitete Metz zur Tür. Sie gaben sich zum A b schied die Hand. Thomas schloss die Tür hinter dem Baumei s ter und legte den Riegel vor. Er schüttelte den Kopf über seine Leichtsinnigkeit.
    Als er sich umdrehte, stand die Tür zur Kammer offen, und Katharina kam auf ihn zu. Sie trug ihr Kleid, und ihre Haare waren zerzaust. Erst in diesem Moment war ihm klar, dass der Abend ruiniert war. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich gehe dann besser.«
    Es war zwecklos, sie aufhalten zu wollen. »Sehen wir uns morgen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen verrückt sein.«
    Er reichte ihr das blaue Tuch, und sie band es sich um den Kopf. Einen Moment wirkte sie unschlüssig. Dann ging sie zur Tür, öffnete sie und schlüpfte hinaus. Er schaute ihr nach, wie sie im Regen verschwand.

12.
     
    F
    riedrich Metz ging nicht nach Hause, denn er wollte einige Schritte laufen, mochte es regnen, so viel es wollte; er füh l te sich unruhig. Er verließ das Haus des Richters und folgte dem Verlauf der Stadtmauer, die parallel zum Rhein ve r lief.
    Er merkte nicht, dass er verfolgt wurde.
    Mainz hatte zu seiner Blütezeit fast zwanzigtausend Ei n wohner gezählt. Die Pest, die in mehreren Schüben die Stadt hei m suchte, und die Fehden zwischen Patriziat und Zünften hatten die Bevölkerung dezimiert. Gegenwärtig mochten sech s tausend Menschen innerhalb der Stadtmauern leben. Im Zentrum drän g ten sich die Häuser dicht an dicht, aber an den Rä n dern, dort wo Friedrich Metz gerade entlanglief, gab es freie Flächen; Häuser standen teilweise sogar leer und verfielen. Metz wollte seine Gedanken ordnen, aber es gelang ihm nicht.
    Er fühlte sich schuldig, trotz des Gesprächs. Schuldgefühle kannte er, seit er ein Kind war. Seine Mutter hatte seine Vorste l lung von richtig und falsch, gerecht und ungerecht geprägt. Vö l lig in seine Gedanken und Erinnerungen vertieft, lief der Ba u meister durch die Gegend, ohne darauf zu achten, wohin er ging.
    Über körperliche Liebe war im Elternhaus nicht gesprochen worden. Der Körper galt nur als Werkzeug der Sünde. Metz hatte gehofft, als Erwachsener weniger unter der Last des G e wissens zu leiden, aber das Gegenteil war der Fall.
    Diese und ähnliche Gedanken schwirrten ihm im Kopf he r um, während er durch den Schlamm stapfte. Er hatte die Zeit mit Klara nie wirklich genießen können, seine Freude war i m mer getrübt gewesen von der inneren Stimme, die ihm sagte, sein Handeln sei schlecht, und er werde dafür bestraft – i r gendwann. Er war so ins Grübeln versunken, dass er die Tro p fen nicht spürte, die ihm ins Gesicht schlugen.
    Die Stadtmauer endete mit einer Art Einbuchtung am Rhein. Metz ging aber nicht zurück Richtung Dom, in dessen Nähe sein Haus lag. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Er blieb bei der Stadtmauer, die sich vom Rhein weg und einen Hügel hinaufzog. Von hier war es nicht weit zur Stephanskirche. In dieser Gegend gab es nur wenige Häuser. Er blieb einen M o ment stehen, holte tief Luft und schloss die Augen. Er legte s o gar den Kopf zurück, damit ihm der Regen ins Gesicht fiel. Vielleicht hoffte er, aus einem bösen Traum zu erwachen.
    Zuerst hörte er nur ein Knacken und maß ihm keine Bede u tung bei. Ein streunender Hund, der einen Ast umgeknickt ha t te, oder eine Katze? Er schaute flüchtig in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, sah aber nur einen Hasel nus s strauch .
    Metz setzte seinen Weg fort. Der nächste Befestigungsturm lag weiter oben auf dem Hügel und war noch nicht zu sehen, weil zum Regen feiner Nebel hinzugekommen war, der nach zwanzig oder dreißig Schritten alles verschluckte. War heute Vollmond? Jedenfalls war das Mondlicht so stark, dass Metz die Nebelschwaden dicht über den Boden ziehen sah. Vom u m gebenden Dunkel hoben sie sich durch einen eigenartigen gra u en Glanz ab. Er folgte einem Pfad, der

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