Das Hades Labyrinth (German Edition)
wieder zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, der bei jedem Schritt wippte.
Auf einer kleinen Lichtung hielten sie an und setzten sich auf einen gefällten Baumstamm, der durch den Schutz einer mächtigen Fichte trocken geblieben war. Jessica sah auf ihre Füße hinab, die in einfachen Sandalen steckten und durch die feuchte Erde etwas verschmutzt waren.
Ohne aufzublicken sagte sie: „Daniel, wir müssen darüber reden. Wenn ich dich verstehen soll, müssen wir darüber reden.“
„Warum?“, fragte er schlicht.
„Ich möchte dich kennenlernen und ich denke, du möchtest auch mehr über mich erfahren, aber wenn wir dieses Thema ausklammern, wird die Sache nicht funktionieren.“
Daniel legte den Kopf in den Nacken und sah zum leuchtend blauen Himmel empor. Er seufzte.
„Ich verstehe, was du meinst, aber es ist nicht einfach, darüber zu sprechen.“
„Das weiß ich doch, aber wir sollten einen Anfang machen.“
„Was möchtest du wissen?“
„Wie viel möchtest du mir denn erzählen?“, fragte sie zurück.
Er zuckte mit den Schultern. „Wo soll ich beginnen?“
„Am Anfang, der Rest kommt von selbst.“
Daniel betrachtete seine Hände. Er sah die Narben, die winzigen Schlangen gleich über seine Haut krochen. Er dachte an Sarah.
„Ich hatte mal ein Leben“, begann er. Und dann erzählte er Jessica von seinem Beruf als Kommissar im Rauschgiftdezernat. Er sprach von seiner Ehe und einem ganz normalen Leben, angefüllt mit Zielen und Träumen. Als er an die Stelle kam, an der er mit Rau und Schneider unter die Erde gegangen war, um einen Hinweis auf illegalen Drogenanbau nachzugehen, zögerte er, aber schließlich redete er doch über die Dinge, die ihm durch Adam widerfahren fahren.
Daniel sprach über eine Stunde lang. Am Ende seines Berichts war Jessica blass geworden. Obwohl sie sich bemühte, konnte sie doch das Zittern ihrer Hände nicht verbergen. Sie sprach kein Wort. Sah ihn nur an. Dann nahm sie seine Hand und schmiegte sie an ihre Wange. Lange saßen sie so da. Ihre schlichte Geste berührte ihn.
„Jessica...“
Ihr Finger legte sich auf seine Lippen. Daniel schloss die Augen. Ihr Kuss war sanft und voller Zärtlichkeit. Als sie sich wieder von ihm löste, blickte sie ihn ohne jede Verlegenheit an.
„Danke für dein Vertrauen.“
In Daniel tobte ein Sturm der Gefühle. Er wollte Jessica noch einmal küssen, ihr Gesicht in seine Hände nehmen, ihr sagen, wie sehr er sie mochte. Aber die Angst, alles zu verderben, hielt ihn zurück.
„Warum hast du das getan?“, fragte er schließlich.
„Weil ich es wollte. Ich weiß, was du denkst, aber mit Mitleid hat das nichts zu tun.“
Daniel war ihr dankbar für diese Worte und fasste sich ein Herz. „Kann daraus etwas entstehen?“
„Ich weiß es nicht. Die Zeit wird es zeigen. Nicht nur du wurdest verletzt, auch ich fürchte mich vor einer neuen Enttäuschung.“
„Du warst verheiratet, richtig?“
Jessica nickte. „Bist du mir böse, wenn wir heute nicht darüber sprechen? Du hast mir Vertrauen geschenkt und ich werde dieses Vertrauen erwidern, aber nicht heute. Dieser Abend soll dir gehören. Verstehst du das?“
„Ja.“
Plötzlich lachte sie leise.
„Was ist?“, fragte er.
„Der Kuss war nicht schlecht, aber...“
„Was?“
„Ich denke, du kannst das noch besser.“
Daniel grinste über das ganze Gesicht. „Es käme auf einen weiteren Versuch an.“
Jessica schloss die Augen und spitzte die Lippen. „Dann mal los, Cowboy.“
Sie lagen auf dem Bett. In ihrer Wohnung. Sie küssten sich leidenschaftlich. Daniel zitterte vor Erregung, als Jessica ihre Zunge tiefer in seinen Mund gleiten ließ. Ihre Hände waren überall, streichelten sein Gesicht, glitten zärtlich über seinen Körper. Sie atmete schwer, keuchte wohlig in sein Ohr, als seine Hände ihre nackten Brüste umfassten.
Und dann war es vorbei. Jedes Gefühl wich aus Daniels Körper, als sie ihre Hand zwischen seine Beine gleiten ließ und sanft seinen Penis rieb. Sie spürte, wie er zurückwich und löste sich von ihm.
„Was ist?“, wollte sie wissen. „War ich zu grob?“
Daniel sah das tiefe Dunkel ihrer Augen im schwachen Lichtschein, der vom Flur ins Schlafzimmer drang. Sie wirkte verletzt.
„Ich...ich kann das nicht.“
Ihr Schweigen dröhnte in seinen Ohren, schließlich sagte sie: „Es ist gut. Wir müssen nicht weitergehen.“
Obwohl ihre Stimme fest klang, hörte Daniel die Enttäuschung, die mit den Worten
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