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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hatte sie sich vorgestellt. »Sie sollten lieber etwas Leichteres, Heiteres lesen, das lenkt ab. Haben Sie Kinder?«
    »Ja, sogar eine ganze Menge.« Mir schwante etwas. Und richtig, da kam es auch schon:
    »Dann hab ich etwas für Sie!« Prompt zog sie zwei Bücher mit den mir hinlänglich bekannten Schutzumschlägen heraus. »Die hat eine Mutter von fünf Kindern geschrieben, ganz entzückend. Sie haben Glück, daß sie noch nicht weiterverliehen sind, ich habe sie gerade von einer Patientin aus dem Nebenzimmer zurückbekommen. Der haben sie auch so gut gefallen:«
    Das war ja sehr schmeichelhaft, trotzdem: »Ich kenne die Bücher schon«, sagte ich bescheiden.
    »Schade.« Sie suchte weiter und wurde nochmals fündig. »Haben Sie auch das letzte gelesen? Ist zwar eine Reisegeschichte, aber von derselben Autorin und auch sehr lustig.«
    »Das kenne ich auch.«
    »Ach, dann gehören Sie wohl zu den Sanders-Fans?«
    Jetzt konnte Frau Dombrowski nicht mehr an sich halten.
    »Ha, das isch se doch selbsch!«
    Weder war ihr der launige Genesungsgruß vom Verlag entgangen noch die Kilopackung Edelpralinen, die Verlegers geschickt hatten, und deren Inhalt ihre Marzipankartoffeldiät wacker unterstützte. Sie hatte so lange gebohrt, bis ich mein Doppelleben preisgeben mußte.
    Frau Schäfer war entzückt. Nein, daß sie das erleben durfte! Die bekannte Autorin hier im Bett, und keiner hat etwas davon gewußt!
    »Mir wäre es ganz lieb, wenn es dabei bleiben würde«, dämpfte ich ihre Begeisterung, aber das nützte nicht viel.
    »Wenn ich den anderen Patienten erzähle, mit wem sie hier unter einem Dach liegen, dann sind die ganz aus dem Häuschen.«
    Eben! Im Geiste sah ich schon eine Prozession Kurzzeit-Invaliden in mein Zimmer schlappen in der Erwartung, mich lorbeerbekränzt oder in einer wie auch immer gearteten außergewöhnlichen Aufmachung vorzufinden. Ich schlug Frau Schäfer einen Kompromiß vor: Sie würde den Mund halten, und ich würde für ihre Bibliothek jeweils ein zweites Exemplar meiner Bücher spenden.
    »Das würden Sie wirklich tun?«
    »Sogar gerne. Eine bessere Reklame kann ich mir doch gar nicht wünschen.«
    »Da haben Sie recht!« Hoch befriedigt schob sie mit ihrem Wägelchen von dannen, vergaß die Tür zu schließen, und wenig später hörte ich sie nebenan verkünden: »Sie glauben ja gar nicht, Frau Ungesell, welche Überraschung ich eben erlebt habe!«
    Abends war es rum, und schon am nächsten Morgen kam Oberschwester Irmtraut mit einem noch verschweißten Exemplar meines kinderreichen Muttertums und bat um eine Widmung. Von da an durften die Illustrierten sogar mit dem Titelblatt nach oben liegenbleiben. Zum erstenmal war auch der Kaffee heiß, der uns sonst immer lauwarm serviert worden war, weil wir im vorletzten Zimmer lagen.
    Vielleicht hätte ich doch weniger verschwiegen sein sollen, denn die kleinen Privilegien, die mir plötzlich zugestanden wurden, konnte ich nur noch zwei Tage genießen. Dann durfte ich nach Hause.
    Sascha holte mich ab. Er war erst vor vierundzwanzig Stunden aus dem Urlaub zurückgekommen und stand nun ziemlich entgeistert vor mir. »Dich kann man aber auch keine drei Tage allein lassen!«
    »Du warst immerhin fast einen Monat weg, das ist eine lange Zeit. Weshalb mußtest du auch ans andere Ende der Welt fahren? Nicht mal von meinem Ableben hätte man dich verständigen können. Und selbst wenn, dann wärst du zur Beerdigung doch nicht mehr pünktlich gekommen.« Neidisch betrachtete ich seine Kenia-Bräune. Ich war seit drei Wochen nicht an die Luft gekommen und hatte jenen blütenweißen Teint erreicht, den die Damen des vorigen Jahrhunderts noch für begehrenswert gehalten hatten. Warum, weiß ich nicht, ich kam mir jedenfalls vor wie ein Harzer Käse.
    Sascha kniete zu meinen Füßen – das hatte er noch nie getan! – und band mir die Schuhe zu. Zumindest in der ersten Zeit würde ich noch auf fremde Hilfe angewiesen sein. Weder war ich imstande, mir selbst die Strümpfe anzuziehen, noch konnte ich mich nach dem Duschen allein abtrocknen, und in die Hosen kam ich nur rein, wenn sie unten weit geschnitten waren.
    »Wie sieht es denn zu Hause aus?« Die Zwillinge hatten mir bei ihren Besuchen jedesmal versichert, alles laufe prima, ich solle mir bloß keine Sorgen machen, sie seien großartig aufeinander eingespielt. »Wir machen nämlich Teamwork«, hatte Nicki gesagt.
    »Macht Papi auch mit?«
    »Na klar. Wem sollten wir denn sonst die Schuld geben, wenn

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