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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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was schiefgegangen ist?«
    »Ich denke, es geht nichts schief?«
    Katja hatte ihrer Schwester beschwörende Blicke zugeworfen, die Warnung noch mit einem kräftigen Fußtritt unterstrichen, und endlich war Nicki aufgegangen, daß sie sich wohl verplappert hatte. Schnell hatte sie versucht, den Fehler wiedergutzumachen. »War ja gar nicht schlimm, das Wasser hatte die Feuerwehr nach einer Viertelstunde schon wieder rausgepumpt.«
    »Welches Wasser?«
    »Das von der Waschmaschine. Der Schlauch war vom Hahn abgesprungen, und da hat ihn Papi selber wieder angeschraubt. Bloß nicht fest genug. Aber er hat uns schon neue Skistiefel gekauft. Und der Sonnenschirm war sowieso schon mürbe, hat er gesagt, der hätte den nächsten Sommer gar nicht mehr überstanden. Es war also ganz gut, daß er in das aufgeweichte Streusalz gefallen ist, da konnten wir ihn gleich zum Sperrmüll geben. Jetzt steht er wenigstens nicht mehr rum.«
    Sascha behauptete, außer einigen neuen Kochtöpfen sei ihm nichts aufgefallen, er habe aber auch nicht besonders darauf geachtet. »War der Spiegel im Flur eigentlich schon immer rechteckig?«
    »Vor drei Wochen ist er noch rund gewesen.«
    »Siehste, ich wußte doch, daß da was nicht stimmt. Gefällt mir jetzt aber besser als vorher.«
    Der Spiegel war nicht die einzige Veränderung, die ich bei meinem ersten Inspektionsgang bemerkte. Die meisten Topfblumen schienen eine gründliche Metamorphose hinter sich zu haben, wobei sich die Christsterne in Alpenveilchen verwandelt hatten und die Efeuaralie in ein grünweißes Rankengewächs.
    Aus der Yuccapalme in meinem Zimmer war ein Apfelsinenbäumchen geworden, aber am verblüffendsten hatte sich der Gummibaum im Wohnzimmer verändert. Er war um einen halben Meter gewachsen und hatte plötzlich lauter gezackte Blätter.
    »Ja, weißt du«, sagte Rolf schuldbewußt, »der hatte bei 15 Grad minus neben der offenen Terrassentür gestanden.«
    »Hat er das etwa übelgenommen?«
    »Am nächsten Tag hat er keine Blätter mehr gehabt.«
    Der Verlust störte mich wenig. Ich hatte dieses Gewächs noch nie leiden können, aber Sven hatte es mal auf dem Rummel gewonnen, jahrelang gehegt und später immer wieder vergessen, den Topf in seine eigene Bude mitzunehmen. Richtig dekorativ hatte er nur ein einziges Mal ausgesehen: Als am Heiligen Abend die Tanne umgekippt war und plötzlich das ganze Lametta in den grünen Gummibaumblättern gehangen hatte.
    In den Keller durfte ich nicht. Mit den Krücken sei das viel zu gefährlich, es gebe ja auch nichts Besonderes zu sehen. Bei der ersten Gelegenheit stakste ich natürlich doch hinunter, freute mich über die frischgekalkten Wände, wurde jedoch skeptisch, als ich das große Schild über der Waschmaschine sah: Sind die Taschen leer???
    »In Papis Hose war ein Zwanzigmarkschein, und in meiner steckte noch der Schülerausweis, als ich das Zeug gewaschen habe«, lautete Katjas Erklärung. »Seitdem ist so was auch nie mehr passiert.«
    »Und warum hängen oben neue Badetücher?«
    »Woher sollte ich denn wissen, daß man Socken nicht kochen darf?« verteidigte sich Rolf.
    »Mache ich aber immer, sonst werden die Dinger doch nie sauber.«
    »Papi meint nicht die Tennissocken, sondern seine gräßlichen grünen Wollstrümpfe.«
    »Sind die endlich hinüber?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ja, aber die Badetücher auch. Statt sie in Entfärber zu schmeißen, hat er sie in dieser Chlorbrühe eingeweicht, die wir für die Toiletten benutzen.«
    »Die grüne Farbe ist aber rausgegangen«, protestierte Rolf.
    »Stimmt, nur waren danach lauter Löcher drin.«
    Offenbar hatte mein Unfall nicht nur die Krankenkasse einen Haufen Geld gekostet, sondern auch in Rolfs Privatbudget ein erhebliches Loch gerissen. Trotzdem war ich froh, als ich mich abends wieder in mein eigenes Bett legen konnte. Zum erstenmal seit Wochen schlief ich sofort ein. Wahrscheinlich hatte mir das vertraute Quietschen gefehlt.

19
    Für einen Schriftsteller gibt es keine bessere Inspiration als die Befürchtung, daß er seinen Honorarvorschuß zurückzahlen muß, wenn er nicht schreibt. Der Verlag hatte mir zwar eine Fristverlängerung eingeräumt, aber die lief auch bald ab. Ich mußte endlich wieder was tun. Bloß wann und wie? Als ich nämlich zum erstenmal ohne Krücken an einer Schaufensterscheibe vorbeiging, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, daß ich hinkte. Nicht viel, aber mir reichte es.
    Das geht vorbei, redete ich mir gut zu, du bist das Laufen

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