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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ich zum Beispiel um 15.31 Uhr auf die Klingel, weil die Einladung zum Nachmittagskaffee für halb vier ausgesprochen worden war, dann kann es mir passieren, daß ich die Gastgeberin noch mit Lockenwicklern im Haar beim Sahneschlagen antreffe. »Ach, Sie sind aber früh dran!«
    Auf halber Strecke fing Goliath an zu stottern. Er zog nicht mehr richtig durch, die Geschwindigkeit ging rapide zurück, und bald fuhr ich zügig im 60-Kilometer-Tempo auf der äußersten rechten Spur. Die nächste Abfahrt ist deine, redete ich mir gut zu, da findest du bestimmt eine Tankstelle mit fachkundigem Personal. Was Schlimmes kann es nicht sein, wahrscheinlich ist nur eine Düse verstopft, ein normal intelligenter Mensch würde den Defekt selbst beheben können, aber du bist nun mal ein technischer Idiot, also akzeptiere auch, wenn man dich gleich als einen solchen behandeln wird.
    Die erste Tankstelle war geschlossen. Kein Wunder zu dieser nachtschlafenen Zeit. Bei der nächsten sortierte ein Lehrling Zigarettenpackungen ins Regal. Nein, der Chef käme erst in einer Stunde, und er selber sei nur für Benzin und Öl zuständig. Vielleicht sei mein Tank leer? Leider war er fast voll. Das Gegenteil hätte mein Problem wesentlich einfacher gelöst. Dann könnte ich ja mal versuchen, ob die Reparaturwerkstätte schon offen sei, meistens fingen die sehr früh an. Nächste Straße rechts, dann zwei Kilometer geradeaus, über die kleine Brücke und gleich danach scharf links.
    Die kleine Brücke war wegen Reparaturarbeiten gesperrt, die andere drei Kilometer weiter vorne, zuzüglich drei Kilometer in entgegengesetzter Richtung zurück machte sechs – allmählich wurde die Zeit knapp. Zum Glück erbarmte sich gleich ein Vertreter der kraftfahrzeugmechanischen Zunft meines kleinen Invaliden. Während ich etwas von Flugzeug nach Berlin und wichtigen Terminen heraussprudelte, prüfte er Goliaths Innereien, fand aber nichts zu beanstanden. Schließlich unterbrach er mich: »Vielleicht erzählen Sie mir lieber, weshalb der Wagen nicht fahren soll. Sie sind doch ganz flott hier angekommen.«
    Jetzt, wo er es erwähnte, fiel es mir auch wieder auf. Es stimmte! Goliath hatte überhaupt nicht mehr gestottert, er war sogar recht spritzig den ausgewaschenen Feldweg entlanggetuckert. »Aber auf der Autobahn…«
    »Geben Sie mir mal den Schlüssel!« Schon etwas ungeduldig, zwängte sich der Mann hinters Steuer, startete und fuhr mit quietschenden Reifen los. Wenig später war er zurück. »Mehr als hundertzwanzig bringt der Kleine ja wohl nicht, aber die hat er locker geschafft. Könnte es sein, daß Sie das Gaspedal mit der Bremse verwechselt haben?«
    Was mir auf der Zunge lag, schluckte ich lieber herunter. Goliath hatte gebockt, aber wahrscheinlich wußte er genau, bei wem er sich solche Mätzchen erlauben konnte. Auch ein Auto hat eine Seele! Und die von Goliath war rabenschwarz.
    »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Gar nichts«, sagte der Mann. Trotzdem kramte ich in meiner Handtasche. »Hier, kaufen Sie sich wenigstens eine Flasche Bier und trinken darauf, daß ich meine Maschine noch kriege.« Für das Geld hätte er einen ganzen Kasten kaufen können, aber ich war heilfroh, daß Goliath nichts Ernsthaftes fehlte und er mich allem Anschein nach doch noch pünktlich zum Flughafen bringen würde.
    Das tat er auch. Eine Dreiviertelstunde vor dem Abflug parkte ich ihn ordnungsgemäß an einem Groschengrab, das aber nur Fünfpfennigstücke schluckte, und die hatte ich nicht. Also rein ins Gebäude, die erstbeste Zeitung gekauft, Wechselgeld in Fünfern erbeten, wieder raus, Parkuhr gefüttert, rein zum Schalter, einchecken lassen, damit ich endlich den Koffer los wurde, und dann zum Informationsstand. »Wo kann ich für vier Tage meinen Wagen abstellen?«
    »In der Tiefgarage.«
    »Danke. Und wie komme ich dahin?«
    »Geradeaus, wieder in den Kreisel, und dann sehen Sie schon die Einfahrt.«
    Beim erstenmal sah ich sie nicht. Bei der zweiten Umrundung fand ich sie erst, als ich schon halb daran vorbei war. Beim dritten Versuch glückte mir wirklich der Absprung, aber die Tücken der Automatik setzten meiner euphorischen Stimmung wieder ein jähes Ende. Computergesteuerte Parkhäuser gab es bei uns in der Provinz noch nicht, und bis ich meine Brille ausgebuddelt und die Bedienungsanleitung studiert hatte, war erneut kostbare Zeit vergangen. Endlich öffnete sich die Schranke, und nun brauchte ich nur noch einen freien Parkplatz zu suchen. Eine Box

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