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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Hans noch gestern gesagt, daß da was nicht stimmen kann. Macht ja nichts, komm rein! Dann kannste gleich dein Bett beziehen!«
    Auf das Viersternehotel hatte ich diesmal verzichtet, auf mein ständiges Asylrecht bei Vati ebenfalls. Mit seinem Ruhestand hatte er sich noch immer nicht abgefunden. »Wenn man pensioniert ist, verlieren sogar die Wochenenden ihren Reiz«, hatte er am Telefon gejammert und mir im gleichen Atemzug mitgeteilt, daß er jetzt Spanisch lerne und kaum noch Zeit für andere Dinge habe.
    Aber nicht nur deshalb hatte ich Irenes Einladung angenommen. Bei ihr fühlt man sich immer gleich wie zu Hause. Niemals präsentiert sie ihren Gästen ein vorgefertigtes Besichtigungs- und Vergnügungsprogramm, das einem kaum ein paar Minuten Freiraum läßt; sie steht auch nicht stundenlang in der Küche, um den Besuchern ein Vier-Gänge-Menü servieren zu können. Statt dessen baut sie im Garten die Liegestühle auf, und während sie die Sektflasche entkorkt, erkundigt sie sich beiläufig: »Heute mittag gibt’s bloß Bratkartoffeln mit Spiegeleiern und Salat, das stört dich doch hoffentlich nicht, oder? – So, und jetzt muß ich dir von Anita erzählen!«
    Man bekommt von ihr Haus- und Wagenschlüssel, wird im Umgang mit Motten-Malwe geschult, die eigentlich Malwine heißt und als drei Wochen altes Kätzchen von Irene aus einer Mülltonne gerettet worden war (»Sein Fell hat ausgesehen wie mein Lambswool-Pulli, nachdem die Motten über ihn hergefallen waren.«), und wenn man mal morgens nicht aus dem Bett findet, gibt es auch um elf noch Toast und heißen Kaffee. »Marmelade ist alle, aber Wurst steht im Kühlschrank. Zweites Fach von oben hinter der Puddingschüssel.«
    Mir gefällt es bei Irene, deshalb war ich auch gar nicht erbaut, als Telefongebimmel unseren spätvormittäglichen Kaffeeklatsch unterbrach. Frau Maibach wollte sich von meiner Ankunft überzeugen. »Ist es recht, wenn ich Sie gegen halb fünf abhole?«
    »Kommt gar nicht in Frage, ich fahre U-Bahn.«
    »Ja, aber…«
    »Fünfzehn Jahre lang bin ich in Onkel-Toms-Hütte aus der U-Bahn gestiegen. Glauben Sie, dieses nostalgische Vergnügen lasse ich mir heute entgehen?«
    Sie hatte Verständnis. »Na gut, dann erwarte ich Sie am Ausgang.«
    Das Empfangskomitee war auch vollständig versammelt. Neben Frau Maibach hatte sich Herr Löffelhardt aufgebaut, der für Berlin zuständige Verlagsmensch, sowie Herr Holzer, der mit fast überzeugender Miene behauptete, mich sofort wiedererkannt zu haben.
    »Das glaube ich Ihnen sogar, mein Foto auf den Plakaten ist doch erst sechs Jahre alt!« Worauf er das Süßholzraspeln einstellte. Von da an kamen wir prächtig miteinander aus.
    Stolz führte er uns vor sein Schaufenster. Mindestens zwanzig Pfund saubergewaschene Kartoffeln hatte er aufgetürmt, zwischen denen hier und da meine Bücher herausguckten. An der Scheibe klebte unübersehbar das übliche Plakat, von dem ich gar nicht mehr so begeistert war wie an dem Tag, als ich es zum erstenmal gesehen hatte. Man wird so ungern mit seinem Jugendbildnis konfrontiert. Ein Exemplar hatte Sascha innen an unsere Kellertür gehängt. Seitdem haben wir angeblich längst nicht mehr so viel Spinnen wie früher.
    »Wir haben noch Zeit, gehen wir schnell einen Kaffee trinken?«
    Damit hatte mich Irene schon zur Genüge abgefüllt, und außerdem wollte ich ganz etwas anderes. »Bitte nicht böse sein, aber ich würde so gern noch mal durch die Ladenstraße gehen, eine Seite rauf, die andere runter.«
    Verständnisvolles Nicken meiner Eskorte, die die entgegengesetzte Richtung einschlug. Wenn nicht inzwischen der Besitzer gewechselt hatte, schmeckte das Gebräu in dem kleinen Cafe oben an der Ecke bestimmt noch genauso scheußlich wie früher. Klosterbrühe hatten wir es seinerzeit genannt, weil seine Farbe so ähnlich aussah wie die Kutten der Franziskanermönche.
    Ein bißchen wehmütig bummelte ich an den Geschäften vorbei. Da war der Fischladen, den ich früher ungern betreten hatte, weil es da so penetrant gerochen hatte. Die dicke Elfriede stand aber nicht mehr hinter der Theke, statt ihrer wieselte eine junge Verkäuferin herum. Eine graue Gummischürze trug sie auch nicht, vor ihrem Bauch glänzte weißes Plastik. Nicht mal mehr eine Heringstonne konnte ich entdecken.
    Der Bonbonladen war verschwunden und auch der Seifenonkel, zu dem ich vor fast jedem Waschtag mit hängender Zunge ins Geschäft gestürzt war, weil Omi mal wieder das Einweichmittel

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