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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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einer knappen Stunde als Unterstützung aufgetaucht, den notwendigen bürokratischen Wisch stolz vor sich her wedelnd. Sie war froh, dass sie die Sache hier nun nicht mehr allein durchstehen musste. Insulaner waren anscheinend verdammt dickköpfig.
    »Sie können von mir aus hier sitzen bleiben, bis wir totale Ebbe haben, das müssen Sie dann mit dem Kapitän aushandeln und nicht mit mir«, sagte Wencke also so cool und abgebrüht, wie es ihr nur möglich war, und sah dabei der feisten Borkumerin direkt ins Gesicht. »Fakt ist nur, dass dieses Schiff heute nicht ablegen wird, weil vorerst niemand die Insel verlassen soll, bis wir einige Unklarheiten beseitigt haben. Ob Sie das nun wollen oder nicht, ist mir mit Verlaub gesagt schei…«
    Sanders packte sie hastig am Arm und zog sie zu sich herum.
    »Wir ermitteln doch im Mordfall Minnert, verehrte Dame«, unterbrach er Wencke und schob sich vor, um das Gespräch mit der Dicken an ihrer Stelle zu beenden.
    »Und ich bin mir sicher, Ihnen liegt auch etwas an der Aufklärung dieser Tat.«
    »O ja«, sagte die Frau konsterniert. »Ich kannte ihn ja auch, er war so ein Lustiger, wissen Sie, ein netter Mann. Wir hatten ja auch geschäftlich mit ihm zu tun, besser gesagt, mein Gatte. Der Minnert war in Ordnung. Ich hätte so gern mal mit ihm getanzt.« Dann seufzte sie, räumte mit einem Mal einsichtig ihren Kram in die überdimensionale Handtasche und erhob sich von der Bank.
    »Ist ja auch nicht so schlimm, Herr Kommissar. Wir wohnen ja so schön in der Villa Waterkant, und die ganze Arbeit zu Hause, die kann auch ruhig noch einen Tag warten. Läuft ja nich weg, ne? Komm, Schatz, dann bleiben wir eben noch einen Tag auf Juist.«
    Ein schmaler, unscheinbarer Mann neben ihr erhob sich. Er war so schattenhaft und still, dass man ihn neben seiner voluminösen Frau gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Er nickte Wencke kaum wahrnehmbar zu, so als wollte er sich für das Benehmen seiner Frau entschuldigen, und hinter den Gläsern seiner silbernen Brille meinte Wencke ein unauffälliges Zwinkern gesehen zu haben. Dann warf er sich die fleischfarbene Wetterjacke über und trottete seiner Frau hinterher.
    Wencke schaute sich um. Der Salon war leer, nur die Stewardessen lungerten in ihren weißen Blusen in der Ecke am Tresen herum und schienen zu beraten, was sie mit dem unverhofften Inselaufenthalt nun anfangen sollten.
    »Schönen Abend noch und danke für Ihre Mithilfe«, rief Wencke den beiden Frauen zu, dann ging sie von Bord.
    »Und was nun?«, fragte Sanders von der Seite, als sie nebeneinander den breiten Steg zum Hafengebäude hinaufgingen. »Jetzt haben wir sie gerade alle auf einem Haufen. Und in relativ nüchternem Zustand. Wir sollten gleich mit den Vernehmungen beginnen.«
    »Das sehe ich genau so. Es sind nicht gerade ideale Voraussetzungen, weil nun jeder mitbekommen hat, in welche Richtungen wir ermitteln. Je weniger sich über unseren Verdacht herumspricht, desto unvoreingenommener können wir die betreffenden Insulaner interviewen. Ich habe auch schon eine Idee, mit wem wir uns zuerst unterhalten.«
    Auf der Straße, die zum Inseldorf führte, reihten sich zwölf Pferdeplanwagen aneinander. Dick eingemummelte Kutscher gaben beim Einsteigen Hilfestellung und sortierten die Passagiere danach, ob sie ein Instrument dabei hatten oder nicht.
    Wencke hielt nach der fleischfarbenen Wetterjacke Ausschau. Wo war der Mann aus Borkum?
    »Was ist hier denn los?«, fragte Sanders einen der eifrig mit anpackenden Kutscher.
    »Ach, was soll’s, wir machen jetzt doch weiter mit dem Programm«, gab dieser schulterzuckend zur Antwort. »Wenn wir eh alle auf der Insel bleiben müssen, dann können wir ja wohl schlecht die ganze Zeit nur rumhocken. Und jetzt ist nun mal laut festgelegtem Tagesablauf für den späten Samstagnachmittag eine Kutschfahrt zur Bill angesagt, mit anschließendem Erbsensuppenessen in der Domäne. He, halt!« Er griff sich ein junges Mädchen, das mit einem Instrumentenkoffer bepackt in einen der hinteren Planwagen steigen wollte. »Gehst du bitte in die erste Kutsche rein? Wir wollen Musik machen und die Pferde vorn sind Lärm besser gewöhnt. Sie ziehen normalerweise den Pferdebus mit den Kindergartenkindern!« Er grinste breit, doch als er sich der Gegenwart der Polizisten erinnerte, wurde er wieder ernst. »Es ist ja nicht so, wir sind nicht pietätlos, wirklich nicht. Gerade Kai Minnert hätte nicht gewollt, dass wir wegen ihm die ganze Sache hier

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