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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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bedruckte Blatt hervor.
    »Ich, Tjark Bonnhofen, geboren am 27. 11. 1955 in Leer, wohnhaft auf Norderney, von Beruf Immobilienmakler, gebe hiermit zu Protokoll, dass ich am Abend des 19. März so gegen 21.15 Uhr auf dem so genannten Bunten Abend des Inseltreffens im Haus des Kurgastes ein Gespräch mit Kai Minnert geführt habe, in dem es um die Veräußerung des Inselhuus ging. Minnert hat mir in seiner Funktion als erster Vorsitzender des Heimatvereins die vorläufige Zusage zum Verkauf gegeben, jedoch wollte er im Laufe des Abends die Meinung der weiteren Vorstandsmitglieder einholen. Im sich daraus ergebenden Gespräch hat Minnert eindeutige Äußerungen getätigt, die darauf schließen lassen, dass er sich bedroht fühlte. Sinngemäß fielen Sätze wie ›dieses Inseltreffen wird mir noch das Genick brechen‹ und ›unter diesen fröhlichen Leuten hier ist jemand, der es auf mich abgesehen hat‹. Ich gehe davon aus, dass es sich bei diesen Bemerkungen nicht um übertriebene oder scherzhaft gemeinte Floskeln gehandelt hat. Worum es bei dieser Bedrohung ging, hat Minnert im Unklaren gelassen, jedoch hatte ich den Eindruck, dass es um Antiquitäten gehen könnte, da sich unsere Unterhaltung aus diesem Thema heraus entwickelt hat. Minnert hat eine Andeutung in diese Richtung gemacht, an deren genauen Wortlaut ich mich aber nicht erinnern kann. Ich selbst habe keine genaue Kenntnis von diesen Antiquitäten, habe weder seinen Laden besucht noch Interesse an irgendwelchen Objekten gehabt. Mir ging es lediglich um das Inselhuus. Kai Minnert wirkte mir gegenüber nervös, er verstand es jedoch, seine Gefühle vor der großen Öffentlichkeit zu verbergen. Kurz nach unserem Gespräch hat Minnert das Fest verlassen. Meines Erachtens nach war er zu diesem Zeitpunkt (ca. 21.30 Uhr) nicht betrunken. Ich selbst habe das Fest kurz nach Mitternacht verlassen. Juist, den 20. März, 15.30 Uhr. Unterschrift und Punkt!«
    Bonnhofen nahm das Protokoll an sich, überflog es noch einmal kurz und unterschrieb dann mit ernster Miene auf der unteren Blattseite.
    Axel Sanders streckte zufrieden seine Beine aus und verschwendete einen kurzen Gedanken an ein Nickerchen in seinem Zimmer. Schöne, runde Sache, diese Zeugenaussage. Und so ganz nebenbei hatte Bonnhofen unwissentlich einen Mann verdächtig gemacht, und zwar Henner Wortreich, ganz klar. Dieser müsste eigentlich ebenfalls von der Sache mit der Bedrohung gewusst haben, zumindest ansatzweise, allerdings hatte er bei seiner Vernehmung nichts dergleichen erwähnt. So etwas fiel auf. Sanders machte sich gelassen eine Notiz.
    Er lächelte in Wenckes Richtung und erschrak, weil sie mit hektischen Bewegungen am Schiffsfahrplan herumfingerte und zum Telefonhörer griff. »Die Nummer von der Reederei?«, fragte sie knapp.
    »91010«, sagte Sanders, der sich die Ziffern noch von heute Morgen gemerkt hatte. »Aber warum?«
    »Warum? Sanders, denken Sie doch mal nach!«
    Er stutzte, weil sich bei ihm durch die Aussage eine Menge geklärt hatte und die Hektik der Unwissenheit mit der Unterschrift Bonnhofens von ihm gefallen war. Bei Wencke Tydmers hingegen schienen die Worte einen plötzlichen Tatendrang ausgelöst zu haben, den er im ersten Moment gar nicht fassen konnte. Also zog er fast entschuldigend die Schultern nach oben.
    »Herr Bonnhofen, Sie sagten doch eben, dass das Inseltreffen abgeblasen und der größte Teil der Teilnehmer auf dem Weg zum Hafen ist.«
    »Die Fähre geht um 16.30 Uhr. Soweit ich es mitbekommen habe, fahren alle Vereine einen Tag früher ab.«
    Nun dämmerte auch Sanders, was Wencke Tydmers im Schilde führte. »Wenn Sie vorhaben, die Fähren zum Festland zu kontrollieren, dann müssten Sie am besten gleich den Fahrdienstleiter informieren. Ich kenne die Reederei, bei Entscheidungen sind die immer sehr genau, und bis Sie da die richtige Person an der Strippe haben…«
    »Und wer ist dieser ominöse Fahrdienstleiter?«
    »Henner Wortreich.«
    Wencke Tydmers stieß hörbar einen Seufzer aus.
    »Ausgerechnet. Nun gut, dann rufe ich direkt bei ihm zu Hause an. Vielleicht ist es ja auch von Vorteil, er wird sicher daran interessiert sein, dass der Täter oder die Täterin nicht so mir nichts, dir nichts von der Insel verschwinden kann.« Sie blätterte kurz in den Papieren der immer dicker werdenden Akte, bis sie die Privatnummer gefunden hatte. Ohne zu zögern wählte sie.
    »Aber nach welchen Gesichtspunkten sollen wir die Abfahrt denn kontrollieren?«, fragte

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