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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Schlosse abgereist sein.«
    Eine Königin bittet, wenn sie in solchen Ausdrücken befiehlt. Charny faltete voll Trunkenheit die Hände und schleppte sich auf den Knieen bis zu den Füßen von Marie Antoinette.
    Diese hatte schon die Thüre geöffnet, um schneller der Gefahr zu entfliehen.
    Andree, deren Augen diese Thüre seit dem Anfang der Unterredung verschlungen, sah den jungen Mann niedergeworfen, die Königin schwankend; sie sah die Augen jenes vor Stolz und Hoffnung glänzen, die Blicke dieser sich erloschen gegen den Boden senken.
    Im Herzen getroffen, verzweiflungsvoll, erfüllt von Haß und Verachtung, beugte sie den Kopf nicht. Als sie die Königin zurückkommen sah, schien es ihr, Gott habe dieser Frau zu viel gegeben, indem er ihr als Ueberfluß einen Thron und die Schönheit gegeben, da er ihr so eben nun auch diese halbe Stunde mit Herrn von Charny geschenkt.
    Der Doctor sah zu viele Dinge, um eines zu bemerken.
    Ganz dem Erfolg der gepflogenen Unterhandlung entgegenhaltend, begnügte er sich, zu fragen:
    »Nun, Madame?«
    Die Königin brauchte eine Minute, um sich zu erholen und ihre durch die Schläge ihres Herzens erstickte Stimme wiederzuerlangen.
    »Was wird er thun?« wiederholte der Doctor.
    »Er wird abreisen,« murmelte die Königin.
    Und ohne auf Andree, welche die Stirne faltete, und auf Louis zu achten, der sich die Hände rieb, durchschritt sie rasch die Flur und die Gallerie, hüllte sich maschinenmäßig in ihre Mantille mit einer Spitzenkrause, und kehrte in ihre Wohnung zurück.
    Andree drückte dem Doctor, der wieder zu seinem Kranken eilte, die Hand; dann kehrte sie ebenfalls, mit einem Schritt so feierlich wie der eines Schattens, gesenkten Kopfes, starren Auges und abwesenden Geistes, in ihr Zimmer zurück.
    Es war ihr nicht einmal eingefallen, die Konigin nach ihren Befehlen zu fragen. Für eine Natur wie Andree ist die Königin nichts, die Nebenbuhlerin Alles.
    Wieder der Sorge von Louis anheimgegeben, schien Charny nicht mehr derselbe Mensch wie am Tage vorher zu sein.
    Stark bis zur Uebertreibung, kühn bis zur Prahlerei, richtete er an den guten Doctor so dringende, so energische Fragen über seine nahe bevorstehende Genesung, über die zu befolgende Diät, über die Transportmittel, daß Louis glaubte, es sei ein noch gefährlicherer Rückfall, hervorgebracht durch eine Manie anderer Art, eingetreten.
    Charny enttäuschte ihn bald; er glich jenen im Feuer gerötheten Eisen, deren Färbung sich vor dem Auge in dem Maße schwächt, in welchem die Hitze an Intensität abnimmt. Das Eisen ist schwarz und spricht nicht mehr zu dem Blick, aber es ist noch glühend genug, um Alles zu verzehren, was man ihm darbieten wird.
    Louis sah den jungen Mann wieder seine Ruhe und seine Logik aus den guten Tagen annehmen. Charny war in der That so vernünftig, daß er sich für verpflichtet hielt, dem Arzt die plötzliche Veränderung seines Entschlusses zu erklären.
    »Die Königin,« sagte er, »hat mich, indem sie mich beschämte, mehr geheilt, als Ihre Wissenschaft, mein lieber Doctor, dieß mit vortrefflichen Mitteln gethan hätte. Wer mich bei der Eitelkeit packt, sehen Sie, der bändigte mich wie man ein Pferd mit dem Gebiß bändigt.«
    »Desto besser, desto besser,« murmelte der Doctor.
    »Ja, ich erinnere mich, daß ein Spanier – sie sind prahlerisch genug – eines Tags, um mir seine Willensstärke zu beweisen, zu mir sagte, bei einem Duell, in dem er verwundet worden, habe es für ihn genügt, sein Blut zurückhalten zu wollen, damit sein Gegner sich nicht am Anblick seines Blutes habe erlaben können. Ich habe über diesen Spanier gelacht, indessen bin ich ein wenig wie er: wenn mein Fieber, wenn das Delirium, das Sie mir vorwerfen, wiedererscheinen wollten, so würde ich sie, darauf wette ich, verjagen, indem ich sagte: Delirium und Fieber, ihr werdet nicht wiedererscheinen.«
    »Wir haben Beispiele von diesem Phänomen,« sprach der Doctor mit ernstem Tone. »Jedenfalls erlauben Sie mir, daß ich Ihnen Glück wünsche. Sie sind nun moralisch geheilt.«
    »Oh! ja.«
    »Wohl! Sie werden alsbald sehen, welcher Zusammenhang zwischen dem moralischen und dem physischen Theil des Menschen stattfindet. Das ist eine schöne Theorie, die ich in einem Buche ausführen würde, wenn ich Zeit dazu hätte. Gesund an Geist, werden Sie in acht Tagen auch körperlich gesund sein.«
    »Lieber Doctor, ich danke Ihnen.«
    »Und um anzufangen: werden Sie also abreisen?«
    »Wann es Ihnen beliebt.

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