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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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ihn.«
    »Das sind wieder Ihre Extreme,« unterbrach die Königin, auf's Neue in ihre Ungeduld verfallend. »Tödten! ... heilen! ... große Worte! Tödtet man einen Mann mit einer Härte? heilt man einen armen Narren mit einem Lächeln?«
    »Ah! wenn Sie auch ungläubig sind, so habe ich nichts mehr zu thun, als Eurer Majestät meinen unterthänigsten Respect zu bezeugen.«
    »Lassen Sie vor Allem hören, handelt es sich um mich?«
    »Ich weiß nichts davon und will nichts davon wissen; ich wiederhole Ihnen nur, daß Herr von Charny ein vernünftiger Narr ist, daß die Vernunft zugleich wahnsinnig machen und tödten kann, daß die Tollheit zugleich vernünftig machen und heilen kann. Wenn Sie also dieses Schloß von Schreien, von Träumen und von Aergerniß befreien wollen, so werden Sie einen Entschluß fassen.«
    »Welchen?«
    »Ah! ja, welchen? Ich mache nur Verordnungen und rathe nicht. Bin ich ganz sicher, gehört zu haben, was ich gehört habe, gesehen zu haben, was meine Augen gesehen?«
    »Nehmen Sie an, ich verstehe Sie, was wird daraus hervorgehen?«
    »Ein zweifaches Glück: das eine, das Bessere für Sie wie für Alle, ist, daß der Kranke, durch das untrügliche Stilett, welches man die Vernunft nennt, im Herzen getroffen, seinen Todeskampf, welcher beginnt, endigen sieht; das andere ... nun wohl ... das andere ... Oh! Madame, entschuldigen Sie mich, ich habe mir das Unrecht zu Schulden kommen lassen, zwei Ausgänge aus dem Labyrinth zu sehen. Es gibt nur einen für Marie Antoinette, die Königin von Frankreich.«
    »Ich verstehe Sie, Sie haben offenherzig gesprochen, Doctor. Die Frau, für welche Herr von Charny die Vernunft verloren hat, soll ihm diese Vernunft gutwillig oder mit Gewalt zurückgeben.«
    »Sehr gut, das ist es.«
    »Sie soll den Muth haben, ihm seine Träume, das heißt, die nagende Schlange, zu entreißen, welche aufgerollt im tiefsten Grunde seines Herzens liegt.«
    »Ja, Eure Majestät.«
    »Lassen Sie Jemand benachrichtigen; Fräulein von Taverney zum Beispiel.«
    »Fräulein von Taverney?« versetzte der Doctor.
    »Ja, Sie werden Alles einrichten, daß uns der Kranke auf eine geziemende Weise empfängt.«
    »Das ist geschehen, Madame.«
    »Ohne irgend eine Schonung?«
    »Es muß wohl sein.«
    »Aber, Doctor,« murmelte die Königin, »es ist trauriger, als Sie glauben, so das Leben oder den Tod eines Menschen aufzusuchen.«
    »Das thue ich alle Tage, wenn ich eine unbekannte Krankheit anfasse. Werde ich sie durch das Mittel angreifen, welches das Uebel tödtet, oder durch das Mittel, das den Kranken tödtet?«
    »Sie, Sie sind sicher, die Krankheit zu tödten?« fragte bebend die Königin.
    »Ei!« erwiderte der Doctor mit düsterer Miene, »wenn auch ein Mann für die Ehre einer Königin stärbe, wie viele sterben nicht alle Tage für die Laune eines Königs? – Gehen wir, Madame.«
    Die Königin seufzte und folgte dem alten Doctor, ohne daß sie Andree hatte finden können.
    Es war elf Uhr Morgens. Charny schlief ganz angekleidet in einem Lehnstuhl nach der Aufregung einer furchtbaren Nacht. Sorgfältig geschlossen, ließen die Laden nur einen schwachen Reflex, des Tageslichtes durch. Alles war darauf eingerichtet, von dem Kranken die nervöse Empfindlichkeit, die erste Ursache seines Leidens, abzuhalten.
    Kein Lärm, keine Berührung, kein Anblick. Der Doctor Louis faßte geschickt alle Vorwände zu einem Wiederaufleben krankhafter Erscheinungen an, und dennoch wich er, entschlossen einen großen Schlag zu thun, nicht vor einer Krise zurück, die seinen Kranken tödten könnte. Allerdings konnte sie ihn auch retten.
    In einem Morgenkleide, mit einer ganz nachlässigen Eleganz frisirt, trat die Königin ungestüm in die Hausflur, welche zu Charny's Zimmer führte. Der Doctor hatte ihr empfohlen, nicht zu zögern, nicht zu versuchen, sondern auf der Stelle mit einer Entschlossenheit zu erscheinen, um eine heftige Wirkung hervorzubringen.
    Sie drehte so rasch den ciselirten Knopf der ersten Thüre des Vorzimmers um, daß eine Person, die sich gegen die Thüre von Charny's Zimmer neigte, eine in ihre Mantille gehüllte Frau, nur Zeit hatte, sich aufzurichten und eine Haltung anzunehmen, deren Ruhe ihr verstörtes Gesicht und ihre zitternden Hände Lügen straften. »Andree!« rief die Königin erstaunt. »Sie hier!«
    »Ich!« antwortete Andree, bleich und ängstlich, »ja, Eure Majestät. Doch ist Eure Majestät nicht auch selbst hier?«
    »Ho! ho! Verwickelung!« murmelte der

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