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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Auf der Stelle.«
    »Wir wollen diesen Abend abwarten. Mäßigen wir uns. Mit Extremen zu Werke gehen, heißt Alles auf's Spiel setzen.«
    »Warten wir bis zum Abend, Doctor.«
    »Werden Sie weit gehen?«
    »Bis an's Ende der Welt, wenn es sein muß.«
    »Das ist zu weit für einen ersten Ausflug,« sprach der Doctor mit demselben Phlegma. »Begnügen wir uns vorerst mit Versailles.«
    »Versailles, es sei, da Sie es wollen.«
    »Mir scheint, die Heilung Ihrer Wunde ist für Sie kein Grund, das Land zu verlassen.«
    Diese studirte Kaltblütigkeit bewog Charny vollends, auf seiner Hut zu sein.
    »Es ist wahr, Doctor, ich habe ein Haus in Versailles.«
    »Gut! das ist es, was wir brauchen, man wird Sie heute Abend dahin bringen.«
    »Sie haben mich nicht recht verstanden, Doctor, ich wünschte eine Fahrt nach meinen Gütern zu machen.«
    »Ah! ja wohl. Ihre Güter, was Teufels, Ihre Güter sind nicht am Ende der Welt.«
    »Sie liegen an der Gränze der Picardie, fünfzehn bis zwanzig Meilen von hier.«
    »Ah! Sie sehen wohl.«
    Charny drückte dem Doctor die Hand, als wollte er ihm für alle seine Zartheiten danken.
    Am Abend trugen die vier Knechte, die er bei ihrem ersten Versuche so heftig zurückgeschlagen hatte, Charny bis zu seinem Wagen, der ihn vor dem Pförtchen des Gesindehauses erwartete.
    Der König hatte den ganzen Tag gejagt, sodann zu Nacht gespeist und schlief nun. Charny, welcher ein wenig darüber besorgt war, daß er sich, ohne Abschied zu nehmen, entfernte, wurde durch den Doctor vollständig beruhigt; dieser versprach ihm, seinen Abgang zu entschuldigen und durch das Bedürfniß der Ortsveränderung zu motiviren.
    Ehe Charny in seinen Wagen stieg, gab er sich die schmerzliche Befriedigung, bis zum letzten Augenblick nach den Fenstern der Wohnung der Königin zu schauen. Niemand konnte ihn sehen. Einer von den Lakaien, der eine Fackel in der Hand trug, beleuchtete den Weg, ohne das Gesicht zu beleuchten.
    Charny traf auf den Stufen nur mehrere Officiere, seine Freunde, welche zeitig genug benachrichtigt worden waren, daß sein Abgang nicht das Ansehen einer Flucht hatte.
    Von diesen heiteren Gefährten bis an den Wagen begleitet, konnte Charny seinen Augen wohl erlauben, an den Fenstern umherzuschweifen; die der Königin glänzten von Licht. Ein wenig leidend, hatte Ihre Majestät die Damen in ihrem Schlafzimmer empfangen. Düster und schwarz, verbargen die Fenster Andree's hinter den Falten ihres Damastvorhangs eine ganz angsterfüllte, ganz zitternde Frau, welche, ohne bemerkt zu werden, jeder Bewegung des Kranken und seines Geleites folgte.
    Der Wagen fuhr endlich ab, doch so langsam, daß man jedes Hufeisen der Pferde auf dem schallenden Pflaster hörte.
    »Wenn er nicht mir gehört, so gehört er doch wenigstens Niemand mehr,« murmelte Andree.
    »Erfaßt ihn wieder die Lust, zu sterben,« sagte der Doctor, während er in seine Wohnung zurückkehrte, »so wird er doch wenigstens weder bei mir, noch in meinen Händen sterben. Der Teufel hole die Seelenkrankheiten, man ist nicht der Arzt von Antiochus und Stratonice, um solche Krankheiten zu heilen.«
    Charny kam gesund und wohlbehalten in seinem Hause an. Der Doctor besuchte ihn am Abend und fand ihn so gut, daß er ihm sogleich ankündigte, es sei dieß sein letzter Besuch.
    Der Kranke aß von einer Hühnerbrust und einen Löffel voll eingemachtes Obst von Orleans.
    Am andern Tag erhielt er einen Besuch von seinem Oheim, Herrn von Suffren, einen von Herrn von Lafayette, sowie von einem Abgesandten des Königs. Es war ungefähr dasselbe am zweiten Tag, und dann kümmerte man sich nicht mehr um ihn.
    Er stand auf und ging in seinen Garten.
    Nach acht Tagen konnte er ein frommes Pferd besteigen; seine Kräfte waren wiedergekehrt. Da sein Haus noch nicht ganz verlassen war, so verlangte er nach dem Arzte seines Oheims, und ließ den Doctor Louis um Erlaubniß bitten, nach seinen Gütern abreisen zu dürfen.
    Louis antwortete mit Zuversicht, die Bewegung von einem Ort zum andern sei der letzte Grad der ärztlichen Behandlung der Wunden: Herr von Charny habe einen guten Wagen, die Straße nach der Picardie sei glatt wie ein Spiegel, und es wäre eine Narrheit in Versailles zu bleiben, wenn man so gut und so glücklich reisen könne.
    Charny ließ einen großen Wagen mit Gepäcke belade«, verabschiedete sich beim König, der ihn mit Aeußerungen seines Wohlwollens überhäufte, bat Herrn von Suffren, der Königin seine Ehrfurcht zu bezeugen, stieg

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