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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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da . . . »Zum Glück haben Sie dießmal kein Schießgewehr, sondern einen Degen.«
    »Mein Herr!« rief Philipp, »Sie sprechen da einen Namen aus ...«
    »Ja, nicht wahr, der ein furchtbares Echo in Ihren Erinnerungen erweckt hat?«
    »Mein Herr!«
    »Einen Namen, den Sie nicht mehr zu hören glaubten, denn Sie waren allein mit dem armen Jungen in jener Grotte der Azorischen Inseln, als Sie ihn ermordeten, nicht wahr?«
    »Oh!« rief Philipp, »vertheidigen Sie sich! vertheidigen Sie sich!«
    »Wenn Sie wüßten,« entgegnete Cagliostro, Philipp anschauend, »wenn Sie wüßten, wie leicht es wäre, den Degen aus Ihren Händen fallen zu machen!«
    »Mit Ihrem Degen?«
    »Ja, vor Allem mit meinem Degen, wenn ich wollte.«
    »Auf denn! auf denn!«
    »Oh! ich werde mich nicht dem aussetzen, ich habe ein sichereres Mittel!«
    »Ich sage Ihnen zum letzten Mal, den Degen in die Hand, oder Sie sind ein Mann des Todes!« rief Philipp, gegen den Grafen springend.
    Doch dießmal von der kaum drei Zoll von seiner Brust entfernten Degenspitze bedroht, nahm der Graf aus seiner Tasche ein Fläschchen, entpfropfte es und spritzte Philipp den Inhalt in's Gesicht.
    Kaum hatte die Flüssigkeit den Chevalier berührt, als dieser wankte, den Degen fallen ließ, sich um sich selbst drehte, auf die Kniee fiel, als hätten seine Beine die Kraft verloren, ihn zu tragen, und einige Secunden lang gänzlich den Gebrauch seiner Sinne verlor.
    Cagliostro verhinderte ihn, ganz und gar zu Boden zu fallen, hob ihn auf, übergab ihm seinen Degen in der Scheide, setzte ihn in einen Lehnstuhl, wartete, bis seine Vernunft völlig wiedergekehrt war, und sagte dann:
    »In Ihrem Alter macht man keine Tollheiten mehr; hören Sie also auf, närrisch zu sein wie ein Kind, und hören Sie mich.«
    Philipp schüttelte sich, stemmte sich an, vertrieb die Ermattung, die sich seines Gehirnes bemächtigt hatte, und murmelte:
    »Oh! mein Herr, ist es das, was Sie eines Edelmanns Waffen nennen?«
    Cagliostro zuckte die Achseln und erwiderte:
    »Sie wiederholen immer dieselbe Phrase. Wenn wir Leute vom Adel unsern Mund weit geöffnet haben, um das Wort Edelmann durchzulassen, so ist Alles gesagt. Was nennen Sie eines Edelmanns Waffen? Etwa Ihren Degen, der Sie so schlecht gegen mich bedient hat? Oder Ihr Schießgewehr, das Sie so gut gegen Gilbert bedient hat? Was macht die erhabenen Männer, Chevalier? Glauben Sie, es sei das klangvolle Wort: Edelmann? Nein. Es ist vor Allem die Vernunft, sodann die Stärke und endlich die Wissenschaft. Dieß Alles habe ich Ihnen gegenüber benützt; mit meiner Vernunft habe ich Ihren Beleidigungen Trotz geboten, im Glauben, daß Sie mich anhörten; mit meiner Stärke habe ich Ihrer Stärke getrotzt; mit meiner Wissenschaft habe ich zugleich Ihre körperlichen und moralischen Kräfte ausgelöscht; es bleibt nur noch übrig, Ihnen zu beweisen, daß Sie, indem Sie mit Drohungen im Munde hierher kamen, zwei Fehler begingen.«
    »Sie haben mich vernichtet,« erwiderte Philipp, »ich kann mich nicht mehr bewegen, Sie haben sich zum Herrn meiner Muskeln und meines Geistes gemacht und fragen mich nun, ob ich Sie anhören will, während ich nichts Anderes thun kann?«
    Da nahm Cagliostro ein goldenes Fläschchen, das ein auf dem Kamin stehender Aesculap von Bronze hielt, und sprach mit einer Sanftheit voll Adel:
    »Riechen Sie an diesem Fläschchen, Chevalier.«
    Philipp gehorchte; die Dünste, die sein Gehirn verdunkelten, zerstreuten sich, und es kam ihm vor, als ob die Sonne, in die Wände seines Schädels herabsteigend, alle Ideen darin erleuchtete.
    »Oh! ich werde wiedergeboren!« sagte er.
    »Und Sie fühlen sich wohl, das heißt frei und stark?«
    »Ja.«
    »Mit der Erinnerung an das Vorgefallene?«
    »Oh! ja!«
    »Und da ich es mit einem Manne von Herz zu thun habe, der Geist besitzt, so gewährt mir diese Erinnerung, die bei Ihnen wiederkehrt, jeden Vortheil bei dem, was zwischen uns vorgegangen ist?«
    »Nein,« sagte Philipp, »denn ich handelte kraft eines Lebensprincips, kraft eines heiligen Princips.«
    »Was thaten Sie denn?«
    »Ich vertheidigte die Monarchie.«
    »Sie, Sie vertheidigten die Monarchie?«
    »Ja, ich.«
    »Sie, ein Mann, der nach America gegangen ist, um die Republik zu vertheidigen! Ei! mein Gott, seien Sie doch offenherzig, oder es ist nicht die Republik, was Sie dort vertheidigten, oder es ist nicht die Monarchie, was Sie hier vertheidigen.«
    Philipp schlug die Augen nieder.
    »Lieben,« fuhr Cagliostro

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