Das Halsband der Koenigin 2
Ihrer Ansicht über die Betitelung dieser Broschüre: es ist vielleicht ein Pamphlet, aber es ist keine Schändlichkeit.«
»Sie werden wenigstens gestehen, dah es eine Lüge ist?«
»Sie täuschen sich abermals, mein Herr, denn Ihre Majestät die Königin ist bei Mesmers Kufe gewesen.«
»Das ist falsch, mein Herr.«
»Sie wollen damit sagen, ich habe gelogen?«
»Ich will es nicht sagen, ich sage es.«
»Wohl! da es so ist, so antworte ich Ihnen mit einem einzigen Wort: Ich habe sie gesehen.«
»Sie haben sie gesehen?«
»Wie ich Sie sehe, mein Herr.«
Philipp schaute dem Grafen in's Gesicht; er wollte mit seinem so treuherzigen, so edlen, so schönen Blick gegen den leuchtenden Blick von Cagliostro kämpfen, doch dieser Kampf ermüdete ihn am Ende, er wandte das Gesicht ab und rief:
»Nun denn, ich beharre nicht minder auf der Behauptung, daß Sie lügen.«
Cagliostro zuckte die Achseln, als ob er von einem Narren beleidigt worden wäre.
»Hören Sie mich nicht?« sprach Philipp mit dumpfem Tone. »Im Gegentheil, mein Herr, ich habe kein Wort von dem, was Sie sagen, verloren.«
»Nun wissen Sie nicht, was die Beschuldigung einer Lüge heißt?«
»Doch, mein Herr,« erwiderte Cagliostro, »es gibt sogar ein französisches Sprichwort, welches sagt: auf die Beschuldigung einer Lüge gebühre eine Ohrfeige.«
»So wundere ich mich über Eines.«
»Worüber?«
»Daß ich Ihre Hand noch nicht zu meinem Gesicht sich erheben sah, während Sie Edelmann sind und das französische Sprichwort kennen.«
»Ehe mich Gott zum Edelmann gemacht und das französische Sprichwort gelehrt hat, hat er mich zum Menschen gemacht und mir meines Gleichen zu lieben befohlen.«
»Mein Herr, Sie verweigern mir also Genugthuung mit bewaffneter Hand?«
»Ich bezahle nur, was ich schuldig bin.«
»Sie werden mir also auf eine andere Weise Genugthuung geben?«
»Wie dies?«
»Ich werde Sie nicht schlimmer behandeln, als ein Mann von Adel einen andern behandeln soll; ich verlange nur von Ihnen, daß Sie in meiner Gegenwart alle in diesem Schrank vorhandenen Exemplare verbrennen.«
»Und ich, ich weigere mich dessen.«
»Bedenken Sie wohl ...«
»Ich habe bedacht.«
»Sie werden mich in die Notwendigkeit versetzen, gegen Sie zu verfahren, wie ich gegen den Zeitungsschreiber verfahren bin.«
»Ah! Stockschläge,« sagte Cagliostro lachend und ohne daß er sich mehr rührte, als eine Bildsäule gethan hätte.
»Weder mehr noch weniger, mein Herr; oh, Sie werden Ihre Leute nicht rufen.«
»Ich? ah! bah! warum sollte ich meine Leute rufen? das geht sie nichts an, ich werde wohl meine Sachen selbst abmachen. Ich bin stärker, als Sie; Sie bezweifeln es? Ich schwöre es Ihnen. Bedenken Sie es also Ihrerseits . Nähern Sie sich mit Ihrem Stocke, so nehme ich Sie beim Hals und beim Rückgrat und schleudere Sie zehn Schritte von mir, und zwar, verstehen Sie wohl, dieß so oft, als Sie wieder an mich zu kommen versuchen werden.«
»Spiel des englischen Lord, das heißt Reffträgerspiel. Wohl! es sei, mein Herr Hercules; ich nehme es an.«
Und außer sich vor Wuth, warf sich Philipp auf Cagliostro, doch plötzlich steifte dieser seine Arme wie zwei stählerne Klammern, packte den Chevalier am Hals und am Gürtel und schleuderte ihn ganz betäubt auf einen Haufen von Polster, die auf einem Sopha in einer Ecke des Salons lagen.
Nach dieser Probe wunderbarer Stärke stellte er sich wieder vor den Kamin und nahm seine vorige Haltung an, als ob gar nichts vorgefallen wäre.
Philipp erhob sich bleich und schäumend, doch die Rückkehr kalter Beurtheilung gab ihm rasch seine moralischen Fähigkeiten wieder. Er stand auf, richtete seinen Rock und seine Manchetten zurecht und sprach mit düsterem Tone:
»Sie sind in der That so stark wie vier Männer, mein Herr, doch Ihre Logik ist nicht so nervig, als Ihre Faustgelenke. Indem Sie mich behandelten, wie Sie es so eben gethan, vergaßen Sie, daß ich, besiegt, gedemüthigt, für immer Ihr Feind, das Recht erlangt habe, Ihnen zu sagen: Den Degen in die Hand, Graf, oder ich tödte Sie.«
Cagliostro rührte sich nicht.
»Den Degen in die Hand, sage ich Ihnen, oder Sie sind ein Mann des Todes,« fuhr Philipp fort.
»Mein Herr, Sie sind noch nicht nahe genug bei mir, daß ich Sie behandle, wie das erste Mal,« erwiderte der Graf, »und ich werde mich nicht der Gefahr aussetzen, verwundet, sogar getödtet zu werden, wie der arme Gilbert.«
»Gilbert!« rief Philipp wankend, »Sie sprechen
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