Das Halsband der Koenigin 2
zwei Worten,« sprach der Portugiese. »Die Herren Böhmer und Bossange haben der Königin ein Halsband von Diamanten im Werth von fünfzehnmal hunderttausend Livres anbieten lassen. Die Königin hat es ausgeschlagen. Die Juweliere wissen nicht, was sie damit thun sollen und verbergen es. Sie sind sehr in Verlegenheit, denn dieses Halsband kann nur durch ein königliches Vermögen erkauft werden; nun wohl! ich habe die königliche Person gefunden, die dieses Halsband kaufen und aus dem Kasten der Herren Böhmer und Bossange herausbringen wird.«
»Das ist?« fragten die Verbündeten.
»Es ist meine allergnädigste Gebieterin, die Königin von Portugal.«
Bei diesen Worten warf sich der Portugiese gehörig in die Brust.
»Wir begreifen weniger als je,« sagten die Verbündeten.
»Ich begreife gar nicht mehr,« dachte Beausire.
»Erklären Sie sich rein heraus, mein lieber Herr Manoel,« sagte er, »denn die Privatzwistigkeiten müssen vor dem öffentlichen Interesse welchen. Sie sind der Vater der Idee, ich muß es offenherzig anerkennen. Ich verzichte auf jedes Recht der Vaterschaft, aber um Gottes willen! Seien Sie klar.«
»Gut, gut,« erwiderte Manoel. Und er leerte einen zweiten Napf Orgeat. »Ich will die Frage durchsichtig machen.«
»Wir sind schon sicher, daß ein Halsband von fünfzehnmal hunderttausend Livres existirt,« sagte der Banquier. »Das ist ein wichtiger Punkt.«
»Und dieses Halsband befindet sich im Kasten der Herren Böhmer und Bossange. Das ist der zweite Punkt,« fügte Beausire bei.
»Aber Don Manoel hat gesagt, Ihre Majestät die Königin von Portugal kaufe das Halsband. Das führt uns irre.«
»Es kann doch nichts klarer sein,« versetzte der Portugiese. »Sie brauchen nur meinen Worten Aufmerksamkeit zu schenken. Der Gesandtschaftsposten ist erledigt; es findet ein Interim statt; der neue Gesandte, Herr von Suza, kommt frühestens in acht Tagen.«
»Gut,« sagte Beausire.
»Wer verhindert es, daß dieser Gesandte, den es drängt, Paris zu sehen, in acht Tagen ankommt und sich installiert?«
Die Anwesenden schauten einander mit Munde an.
»Begreifen Sie doch,« rief Beausire lebhaft, »Don Manoel will Ihnen sagen, es könne ein falscher oder ein wahrer Gesandter kommen.«
»Ganz richtig,« fügte der Portugiese bei. »Hätte der Gesandte, der sich einfinden wird, Lust zu dem Halsband für Ihre Majestät die Königin von Portugal, wäre er nicht berechtigt dazu?«
»Bei Gott!« riefen die Anwesenden.
»Und dann unterhandelt er mit den Herren Böhmer und Bossange. Das ist das Ganze.«
»Das Ganze!«
»Nur muß man bezahlen, wenn man unterhandelt hat,« bemerkte der Banquier vom Pharo.
»Oh! bei Gott! ja,« erwiderte der Portugiese.
»Die Herren Böhmer und Bossange werden das Halsband nicht in die Hände eines Gesandten übergehen lassen, und wäre es auch ein ächter Suza, ohne gute Garantien zu haben.«
»O! ich habe wohl an eine Garantie gedacht,« antwortete der zukünftige Gesandte.
»Welche?«
»Der Gesandtschaftsposten ist verlassen, haben wir gesagt?«
»Ja.«
»Es ist nur noch ein Kanzler vorhanden, ein braver Mensch von einem Franzosen, der die portugiesische Sprache so schlecht als irgend Jemand in der Welt spricht und entzückt ist. wenn die Portugiesen Französisch mit ihm sprechen, weil er sich dann nicht plagen muß; wenn die Franzosen Portugiesisch mit ihm reden, weil er glänzt.«
»Nun?« fragte Beausire.
»Nun! meine Herren, wir erscheinen vor diesem braven Mann mit dem ganzen Aeußern der neuen Gesandtschaft.«
»Das Aeußere ist gut.« entgegnete Beausire, »doch die Papiere sind mehr werth.«
»Man wird die Papiere haben,« erwiderte Don Manoel laconisch.
»Es wäre vergeblich zu bezweifeln, daß Don Manoel ein kostbarer Mann ist,« sagte Beausire.
»Sobald das Aeußere und die Papiere den Kanzler von der Identität der Gesandtschaft überzeugt haben, setzen wir uns auf dem Posten fest...«
»Ho! ho! das ist stark.« unterbrach ihn Beausire.
»Es ist nothwendig!« fuhr der Portugiese fort.
»Es ist ganz einfach,« versicherten die anderen Verbündeten.
»Aber der Kanzler?« warf Beausire ein.
»Wir haben es gesagt: Ueberzeugt.«
»Wäre er zufällig minder gläubig, so würde man ihn zehn Minuten, ehe er zweifelte, entlassen. Ich denke, ein Gesandter hat das Recht, mit seinem Kanzler zu wechseln?«
»Offenbar.«
»Wir sind also Herren der Gesandtschaft, und unsere erste Operation ist, daß wir den Juwelieren Böhmer und Bossange
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