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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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ängstlichen Miene umher.
    »Seien Sie unbesorgt,« fuhr die Königin fort, »Sie kennen vollkommen diese zwei Damen; Sie kennen die ganze Welt.«
    »So ungefähr,« erwiderte der Beamte; »ich kenne die Personen, ich kenne die Wirkungen, aber ich kenne die Ursachen dessen nicht, wovon Eure Majestät spricht.«
    »Ich werde also das Mißvergnügen haben, sie Ihnen zu offenbaren,« sagte die Königin, ärgerlich über diese Ruhe des Policei-Lieutenant. »Es ist klar, daß ich Ihnen mein Geheimniß, wie dieß gewöhnlich der Brauch ist, leise ober beiseit mittheilen könnte; aber ich bin dahin gekommen, mein Herr, daß ich immer den hellen Tag und die volle Stimme vorziehe. Wohl denn! ich schreibe die Wirkungen, Sie nennen das so, ich schreibe die Wirkungen, über die ich mich beklage, dem schlechten Benehmen einer Person zu, die mir gleicht, und die sich überall, wo Sie selbst oder Ihre Agenten mich zu sehen glauben, zur Schau stellt.«
    »Eine Ähnlichkeit!« rief Herr von Crosne, zu sehr beschäftigt, den Angriff der Königin auszuhalten, um die vorübergehende Unruhe Jeanne's und den Ausruf Andree's zu bemerken.
    »Würden Sie diese Annahme für unmöglich halten, Herr Policei-Lieutenant? Würden Sie lieber glauben, ich täusche mich oder ich hintergehe Sie?«
    »Madame, ich sage das nicht; wie groß aber auch die Ähnlichkeit zwischen jener Frau und Eurer Majestät sein mag, so besteht doch noch ein solcher Unterschied, daß kein geübtes Auge sich täuschen kann.«
    »Man kann sich täuschen, mein Herr, da man sich täuscht.«
    »Und ich würde Eurer Majestät ein Beispiel liefern,« sagte Andree.
    »Als wir mit meinem Vater in Taverney-Maison-Rouge wohnten, hatten wir ein Dienstmädchen, das durch eine seltsame Bizarrerie...«
    »Mir glich.«
    »Ja, Eure Majestät, es war zum Täuschen.«
    »Und was ist aus diesem Mädchen geworden?«
    »Wir wußten nicht, in welchem Grade der Geist Eurer Majestät edel und erhaben ist; mein Vater fürchtete, diese Aehnlichkeit könnte der Königin mißfallen, und als wir in Trianon warm, verbargen wir das Mädchen vor den Augen des ganzen Hofes.«
    »Sie sehen wohl, Herr von Crosne. Ah! ah! das interessirt Sie.«
    »Ungemein, Madame.«
    »Hernach, meine liebe Andree?«
    »Dieses Mädchen, ein unruhiger, ehrgeiziger Geist, langweilte sich, daß es so abgeschlossen war; es machte ohne Zweifel eine schlechte Bekanntschaft, und eines Abends, bei meinem Schlafengehen, war ich erstaunt, die Dienerin nicht mehr zu sehen. Man suchte sie. Nichts! Sie war verschwunden.«
    »Sie hatte Sie wohl ein wenig bestohlen, meine Liebe?«
    »Nein, Madame, ich besaß nichts.«
    Jeanne hatte diesem Gespräch mit einer leicht begreiflichen Aufmerksamkeit zugehört.
    »Sie wußten dieß Alles also nicht, Herr von Crosne?« fragte die Königin.
    »Nein, Madame.«
    »Es gibt also eine Frau, deren Aehnlichkeit mit mir auffallend ist; und Sie wissen es nicht? Ein Ereigniß dieser Art kommt im Königreich vor, es veranlaßt ernste Unordnungen, und Sie sind nicht zuerst von diesem Ereigniß unterrichtet? Ah! mein Herr, gestehen Sie, die Policei ist sehr schlecht bestellt.«
    »Ich versichere Sie, nein, Madame,« erwiderte der Beamte. »Es steht dem großen Haufen frei, die Functionen eines Policei-Lieutenant bis zu den Functionen eines Gottes zu erheben. Aber Eure Majestät, die hoch über mir in dem irdischen Olymp thront, weiß wohl, daß die Beamten des Königs nur Menschen sind; ich befehle den Ereignissen nicht. Es gibt so seltsame Ereignisse, daß der menschliche Geist kaum genügt, um sie zu begreifen.«
    »Mein Herr, wenn ein Mensch alle möglichen Gewalten erhalten hat, um bis in die Gedanken von seines Gleichen einzudringen, wenn er nebst den Agenten Spione bezahlt, wenn er mittelst seiner Spione Alles sehen kann, sogar die Geberden, die ich vor dem Spiegel mache, wenn dieser Mann nicht der Herr der Ereignisse ist ...«
    »Madame, als Eure Majestät die Nacht außer ihrer Wohnung zubrachte, habe ich es erfahren. War meine Policei gut bestellt? Ja, nicht wahr? An diesem Tage hat Eure Majestät diese Dame hier, in der Rue Saint-Claude, im Marais, besucht. Das geht mich nichts an. Als Sie bei der Mesmerschen Kufe erschienen, waren Sie, glaube ich, wohl dahin gegangen; meine Policei war gut bestellt, da meine Agenten Sie gesehen haben. Als Sie in's Opernhaus gingen ...«
    Die Königin hob lebhaft den Kopf empor.
    »Lassen Sie mich sprechen, Madame. Ich sah Sie, wie der Herr Graf von Artois Sie gesehen

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