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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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schwachen Schrei aus und war im Begriff, hinauszustürzen.
    Doch Andree, die sie nicht aus dem Auge verloren hatte, befand sich zwischen ihr und der Thüre.
    »Oh! Madame!« rief sie.
    Die Königin schaute Andree starr an, doch diese hielt den Blick fest aus.
    Frau von La Mothe streckte den Kopf vor.
    Zwischen der Königin und Andree war ein unbedeutender Zwischenraum, und durch diesen Zwischenraum konnte sie den ohnmächtigen Charny sehen, dem die Diener und die Wachen Hilfe leisteten.
    Als die Königin die Bewegung der Frau von La Mothe sah, machte sie rasch wieder die Thüre zu.
    Doch zu spät; Frau von La Mothe hatte gesehen.
    Mit gefalteter Stirne und nachdenklicher Haltung setzte sich Marie Antoinette wieder in ihren Lehnstuhl; sie war der düsteren Beklemmung preisgegeben, welche auf jede heftige Gemüthsbewegung folgt. Sie schien gar nicht zu ahnen, daß um sie her Leute lebten.
    Andree, obgleich sie stehen geblieben war und sich an eine Wand angelehnt hatte, schien nicht minder zerstreut, als die Königin.
    Es herrschte einen Augenblick tiefes Stillschweigen.
    »Das ist doch seltsam,« sprach laut und plötzlich die Königin, deren Wort ihre erstaunten Gefährtinnen beben machte, so unerwartet war dieses Wort: «Herr von Charny scheint noch zu zweifeln ...«
    »Woran zu zweifeln, Madame? fragte Andree.
    »An meiner Anwesenheit im Schlosse in jener Ballnacht.«
    »Oh! Madame!«
    »Nicht wahr, Gräfin?« sagte die Königin, »habe ich nicht Recht, Herr von Charny zweifelt noch?«
    »Trotz des Wortes Seiner Majestät, oh! Madame, das ist unmöglich!« erwiderte Andree.
    »Man kann denken, der König sei mir aus Eitelkeit zu Hilfe gekommen. Oh! er glaubt nicht! nein, er glaubt nicht! das ist leicht zu sehen.«
    Andree biß sich auf die Lippen.
    »Mein Bruder ist nicht so ungläubig, als Herr von Charny,« sagte sie; »er schien wohl zu glauben.«
    »Oh! das wäre schlimm,« fuhr die Königin fort, welche die Erwiderung Andree's nicht gehört hatte. »In diesem Falle hätte der junge Mann kein so redliches, reines Herz, wie ich dachte.«
    Dann schlug sie zornig in ihre Hände und rief:
    »Aber warum sollte er am Ende glauben, wenn er gesehen hat? Der Herr Graf von Artois hat auch gesehen, Herr Philipp hat auch gesehen, er sagt es wenigstens; alle Welt hat gesehen, und es bedurfte des Wortes meines Gemahls, daß man glaubte, oder daß man sich vielmehr den Anschein gab, als glaubte man. Oh! hinter Allem dem steckt etwas, was ich aufklären muß, da Niemand daran denkt. Nicht wahr, Andree, ich muß den Grund von Allem dem suchen und entdecken?«
    »Eure Majestät hat Recht,« sagte Andree, »und ich bin fest überzeugt, daß Frau von La Mothe auch meiner Ansicht ist und denkt, Eure Majestät müsse suchen, bis sie findet. Nicht wahr, Madame?«
    Unversehens überfallen, bebte Frau von La Mothe und antwortete nicht.
    »Denn man sagt auch, man habe mich bei Mesmer gesehen,« sprach die Königin.
    »Eure Majestät war dort,« sagte hastig und mit einem Lächeln Frau von La Mothe.
    »Gut,« erwiderte die Königin, »aber ich habe dort nicht gethan, was das Pamphlet sagt. Und dann hat man mich im Opernhause gesehen, und da war ich nicht.«
    Marie Antoinette dachte nach; dann rief sie plötzlich:
    »Oh! ich habe die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit?« stammelte die Gräfin.
    »Oh! desto besser!« sagte Andree.
    »Man lasse Herrn von Crosne kommen!« rief die Königin freudig der eintretenden Frau von Misery zu.
     

XXXVIII.
Herr von Crosne.
    Herr von Crosne, der ein sehr höflicher Mann war, befand sich in höchster Verlegenheit seit der Erklärung des Königs und der Königin.
    Es ist nichts so Leichtes um die vollkommene Kenntniß aller Geheimnisse einer Frau, besonders wenn diese Frau die Königin ist und man den Auftrag hat, die Interessen der Krone zu wahren und über einem Rufe zu wachen.
    Herr von Crosne fühlte, daß er das ganze Gewicht des Zornes einer Frau und der Entrüstung einer Königin tragen sollte; doch er war muthig in seiner Pflicht verschanzt, und seine wohlbekannte Höflichkeit mußte ihm als Panzer dienen, um die ersten Streiche zu schwächen.
    Er trat gemächlich, mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
    Die Königin lächelte nicht.
    »Oh! Herr von Crosne,« sagte sie, »nun ist die Reihe der Erklärungen an uns.«
    »Ich bin zu den Befehlen Eurer Majestät.«
    »Sie müssen die Ursache von Allem dem, was mir begegnet, wissen, Herr Policei-Lieutenant.«
    Herr von Crosne schaute mit einer etwas

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