Das Halsband der Koenigin 2
glaube, daß die Angel das Fleisch gepackt hat.«
Doch während der Cardinal sagte: Sprechen wir nicht mehr von diesen Dingen, fuhr er fort:
»Und Sie glauben, Herr Böhmer habe diesen Angriff erneuert?«
»Mit Bossange, ja,« antwortete unschuldig Frau von La Mothe.
»Bossange ... warten Sie doch,« sagte der Cardinal, als ob er sich besänne, »Bossange, ist das nicht sein Associé?«
»Ja, ein großer, dürrer Mann.«
»Ganz richtig.«
»Er wohnt? ...«
»Er muß irgendwo, wie auf dem Quai de la Ferraille, oder auch de l'Ecole wohnen, ich weiß nicht genau, doch in jedem Fall in der Gegend des Pont-Neuf.«
»Des Pont-Neuf, Sie haben Recht. Ich habe diese Namen im Vorüberfahren über einer Thüre gelesen.«
»Ahl ahl« murmelte Jeanne, »der Fisch beißt immer mehr an.«
Jeanne hatte Recht, und die Angel war auf das Tiefste bei der Beute eingedrungen. Am andern Morgen, als er sich aus dem kleinen Hause des Faubourg Saint-Antoine entfernte, ließ sich der Cardinal also unmittelbar zu Böhmer führen.
Er gedachte das Incognito zu behaupten, doch Böhmer und Bossange waren die Juweliere des Hofes, und bei den ersten Worten, die er sprach, nannten sie ihn Monseigneur.
»Nun wohl, ja, Monseigneur,« sprach der Cardinal, »doch da Sie mich erkennen, seien Sie darauf bedacht, daß mich die Andern nicht erkennen.«
»Monseigneur kann ruhig sein. Wir erwarten die Befehle von Monseigneur.«
»Ich komme, um Ihnen das Halsband von Diamanten abzukaufen, das Sie der Königin gezeigt haben.«
»Wahrhaftig! wir sind in Verzweiflung, doch Monseigneur kommt zu spät.«
»Wie so?«
»Es ist verkauft.«
»Unmöglich! da Sie es gestern Ihrer Majestät abermals angeboten haben.«
»Die es abermals ausgeschlagen hat, Monseigneur, darum bleibt es bei dem alten Handel.«
»Und mit wem ist dieser Handel abgeschlossen worden?« fragte der Cardinal.
»Das ist ein Geheimniß, Monseigneur.«
»Zu viel der Geheimnisse, Herr Böhmer!« sagte der Cardinal. Und er stand auf.
»Aber, Monseigneur ...«
»Mein Herr,« fuhr der Cardinal fort, »ich glaubte, ein Juwelier der Krone Frankreichs müßte damit zufrieden sein, daß er in Frankreich diese schönen Steine verkaufe; Sie ziehen Portugal vor; nach Ihrem Belieben, Herr Böhmer.«
»Monseigneur weiß Alles!« rief der Juwelier.
»Wohl! was sehen Sie Erstaunliches hierin?«
»Wenn Monseigneur Alles weiß, so kann es nur durch die Königin sein.«
»Und wenn dem so wäre?« sagte Herr von Rohan, ohne die Vermuthung, die seiner Eitelkeit schmeichelte, zurückzuweisen.
»Oh! das würde die Sache sehr ändern, Monseigneur.«
»Erklären Sie sich, ich verstehe nicht.«
»Will mir Monseigneur erlauben, ganz frei mit ihm zu sprechen?«
»Sprechen Sie.«
»Wohl! die Königin hat Lust zu unserem Halsband.«
»Sie glauben?«
»Wir sind dessen sicher.«
»Ah! und warum kauft sie es dann nicht?«
»Weil sie es dem König ausgeschlagen hat, und weil es launisch erscheinen würde, wenn sie von diesem Beschluß abginge, der Ihrer Majestät so viel Lob eingetragen.«
»Die Königin steht über allem Gerede.«
»Ja, wenn das Volk, oder sogar wenn die Höflinge sprechen; doch wenn der König spricht ...«
»Der König wollte, wie Sie wohl wissen, der Königin dieses Halsband geben.«
»Allerdings, doch er beeilte sich, der Königin zu danken, als sie es ausschlug.«
»Was schließt Herr Böhmer hieraus?«
»Daß die Königin das Halsband gern bekommen möchte, ohne den Anschein zu haben, als kaufte sie es.«
»Wohl! Sie täuschen sich, mein Herr,« sagte der Cardinal, »es handelt sich nicht hierum.«
»Das ist ärgerlich, Monseigneur, denn es wäre dieß für uns die einzige entscheidende Ursache gewesen, dem Herrn Gesandten von Portugal das Wort zu brechen.«
Der Cardinal dachte nach. So stark die Diplomatie der Diplomaten auch sein mag, die der Kaufleute ist ihr überlegen ... Vor Allem unterhandelt die Diplomatie beinahe immer um Werthe, die sie nicht hat; der Kaufmann hält den Gegenstand, der die Neugierde erregt, in seiner Klaue fest; wenn man ihm denselben abkauft und noch theuer bezahlt, so ist es beinahe, als ob man ihn plünderte. Als Herr von Rohan sah, daß er in der Gewalt dieses Mannes war, sagte er:
»Mein Herr, nehmen Sie, wenn Sie wollen, an, die Königin habe Lust zu Ihrem Halsband.«
»Das ändert Alles, Monseigneur. Ich kann alle Händel brechen, wenn der Königin der Vorzug gegeben werden soll.«
»Wie hoch verkaufen Sie Ihr Halsband?«
»Zu
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