Das Halsband der Koenigin 2
Beamter von der Stärke des Herrn von Sartines. Haben Sie Herrn von Sartines gekannt?«
»Nein, mein Herr, nein.«
»Oh! dieser hätte Sie schon zehnmal errathen. Sie gebrauchten allerdings Vorsichtsmaßregeln ...«
Man klingelte.
»Der Herr Gesandte ruft,« sagte hastig Beausire, den das Gespräch zu beängstigen anfing.
Und er öffnete mit ganzer Kraft die Thüre und stieß mit den beiden Flügeln dieser Thüre zwei Verbündete zurück, die, der Eine mit der Feder hinter dem Ohr, der Andere mit dem Besen in der Hand, der Eine ein Dienstbote vierten Rangs, der Andere Livreebedienter, das Gespräch sehr lang fanden und daran Theil nehmen wollten, und wäre es auch nur durch den Sinn des Gehörs. Beausire dachte, er werde beargwöhnt, unb nahm sich vor, seine Wachsamkeit zu verdoppeln.
Er ging also zu dem Gesandten hinauf, nachdem er in der Dunkelheit seinen beiden Freunden und Mitbeteiligten die Hand gedrückt hatte.
XLII.
Worin Herr Ducorneau durchaus nichts von dem, was vorgeht, begreift.
Don Manoel von Suza war weniger gelb als gewöhnlich, er war nämlich röther. Er hatte soeben mit dem Herrn Commandeur Kammerdiener eine unangenehme Erklärung gehabt.
Diese Erklärung war noch nicht beendigt.
Als Beausire eintrat, rupften sich die zwei Hähne die letzten letzten Federn aus.
»Ah! Herr von Beausire,« sagte der Commandeur, »setzen Sie uns doch in Einklang.«
»Worin?« fragte der Secretär, der eine Schiedsrichtermiene annahm, nachdem er mit dem Gesandten, seinem natürlichen Verbündeten, einen Blick gewechselt hatte.
»Sie wissen,« sprach der Kammerdiener, »daß Herr Böhmer heute hierher kommen und die Sache mit dem Halsband vollends abschließen soll.«
»Ich weiß es.«
»Und daß man ihm die hunderttausend Livrez ausbezahlen soll.«
»Ich weiß es auch.«
»Diese hunderttausend Livres sind das Eigenthum der Gesellschaft, nicht wahr?«
»Wer zweifelt daran?«
»Ah! Herr von Beausire gibt mir Recht,« sagte der Commandeur, indem er sich gegen Don Manoel umwandte.
»Warten wir, warten wir,« entgegnete der Portugiese und machte dabei ein Zeichen der Geduld mit der Hand.
»Ich gebe Ihnen nur in dem Punkte Recht, daß die hunderttausend Livres den Verbündeten gehören,« sagte Beausire.
»Das ist das Ganze; mehr verlange ich nicht.«
»Wohl! dann darf die Casse, welche dieselben enthält, nicht in dem Bureau der Gesandtschaft stehen, das an das Zimmer des Herrn Gesandten stößt.«
»Warum nicht?« fragte Beausire.
»Und der Herr Gesandte muß Jedem von uns einen Schlüssel zu dieser Casse geben,« fuhr der Commandeur fort.
»Nein,« erwiderte der Portugiese.
»Ihre Gründe?«
»Ah! ja, Ihre Gründe?« fragte Beausire.
»Man mißtraut mir,« antwortete der Portugiese, seinen frischen Bart streichelnd, »warum soll ich nicht den Andern mißtrauen! Beschuldigt man mich, ich bestehle den Bund, so kann ich, wie mir scheint, den Bund im Verdacht haben, er wolle mich bestellten. Wir sind Leute von gleichem Werth.«
»Einverstanden,« sagte der Kammerdiener, »doch gerade deßhalb haben wir gleiche Rechte.«
»Mein lieber Herr, wenn Sie hier Gleichheit treiben wollen, so hätten Sie darauf dringen sollen, daß Jeder von uns seinerseits die Rolle des Gesandten spiele. Das wäre in den Augen des Publicums vielleicht weniger wahrscheinlich gewesen, doch die Verbündeten hätten sich dabei beruhigt. Das ist Alles nicht wahr?«
»Und dann,« unterbrach ihn Beausire, »mein Herr Commandeur, Sie handeln nicht als guter College: hat der edle Don Manoel nicht ein unbestreitbares Vorrecht, das der Erfindung?«
»Ah! ja ...« sagte der Gesandte, »und Herr von Beausire theilt es mit mir.«
»Oh!« entgegnete der Commandeur, »wenn einmal eine Sache im Gang ist, so achtet man nicht mehr auf die Vorrechte.«
»Einverstanden, doch man achtet beständig auf das Verfahren,« sagte Beausire.
»Ich stelle diese Forderung nicht allein,« murmelte der Commandeur ein wenig beschämt. »Alle unsere Cameraden denken wie ich.«
»Und sie haben Unrecht,« versetzte der Portugiese.
»Sie haben Unrecht,« wiederholte Beausire.
Der Commandeur erhob das Haupt und sprach ärgerlich:
»Und ich habe Unrecht gehabt, dem Vorschlag des Herrn von Beausire beizutreten. Der Secretär mußte sich unfehlbar mit dem Gesandten verständigen.«
»Herr Commandeur,« erwiderte Beausire mit einem erstaunlichen Phlegma, »Sie sind ein Schuft, dem ich die Ohren abschneiden würde, wenn Sie noch Ohren hätten, doch man
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