Das Halsband der Koenigin 2
Königin,« fügte er sein bei.
Herr von Rohan erröthete und ging unruhig, aber glücklich weg, wie jeder Mensch, der sich in einem Paroxismus der Leidenschaft zu Grunde richtet.
Am andern Tag wandte sich Herr Böhmer mit einer ernsthaften Miene nach dem Hotel der portugiesischen Gesandtschaft.
In dem Augenblick, wo er im Begriffe war, anzuklopfen, ließ sich Herr Beausire, der erste Secretär, Rechnungen von Herrn Ducorneau, dem Canzler, vorlegen, und Don Manoel Suza, der Gesandte, erklärte seinem Verbündeten, dem Kammerdiener, einen neuen Feldzugsplan.
Seit dem letzten Besuche von Herrn Böhmer in der Rue de la Jussienne hatte das Hotel viele Veränderungen erlitten.
Das ganze Personal, das, wie wir gesehen, aus den zwei Postchaisen ausgestiegen war, hatte sich je nach den Bedürfnissen und in den verschiedenen Attributen, die es zu versehen hatte, im Hause des Gesandten aufgepflanzt.
Man muß sagen, daß die Verbündeten, indem sie so unter sich die Rollen theilten, welche sie bewunderungswürdig gut durchführten, da sie dieselben wechseln mußten, Gelegenheit hatten, ihre Interessen selbst zu überwachen, was immer, selbst bei den peinlichsten Geschäften, ein wenig Muth gibt.
Entzückt über die Verständigkeit all dieser Leute, bewunderte Herr Ducorneau zugleich, daß der Gesandte sich wenig genug um das nationale Vorurtheil bekümmert hatte, um ein vom ersten Secretär bis zum dritten Kammerdiener herab vollständig französisches Haus anzunehmen.
Ueber diesen Punkt knüpfte er daher, als er mit Herrn von Beausire die Rechnungen machte, auch mit dem Letzteren ein Gespräch voll Lobeserhebungen auf den Chef der Gesandtschaft an.
»Sehen Sie,« sagte Beausire, »die Suza gehören nicht zu jenen eingetrockneten Portugiesen, die sich an das Leben des vierzehnten Jahrhunderts halten, wie Sie viele in unsern Provinzen sehen würden. Nein, es sind reisende Edelleute, Millionen reich, und sie wären irgendwo Könige, wenn sie die Lust dazu ankäme.«
»Doch die Lust kommt sie nicht an,« versetzte geistreich Herr Ducorneau.
»Wozu denn, Herr Kanzler? Ist man denn mit einer Anzahl von Millionen und einem fürstlichen Namen nicht so viel als ein König?«
»Oh! das sind philosophische Lehren,« erwiderte Ducorneau ganz erstaunt. »Ich erwartete solche Gleichheitsmaximen nicht aus dem Munde eines Diplomaten.«
»Wir machen eine Ausnahme,« sprach Beausire, ein wenig verblüfft über seinen Anachronismus; »ohne gerade ein Voltarianer oder ein Armenier auf Rousseau's Weise zu sein, kennt man doch seine philosophische Welt, man kennt die natürlichen Theorien der Ungleichheit der Lagen und der Kräfte.«
»Wissen Sie,« rief der Kanzler begeistert, »wissen Sie, daß es gut ist, daß Portugal nur ein kleiner Staat ist?«
»Ei! warum?«
»Weil es mit solchen Männern an seiner Spitze schnell sich vergrößern würde, mein Herr.«
»Oh! Sie schmeicheln uns, lieber Kanzler. Nein, nein, wir treiben philosophische Politik. Das ist scheinbar, aber nicht sehr practisch. Doch brechen wir hievon ab. Es sind also hundert und achttausend Livres in der Casse, sagen Sie?«
»Ja, Herr Secretär, hundert und achttausend Livres.«
»Und keine Schulden?«
»Kein Pfennig.«
»Das ist musterhaft. Ich bitte, geben Sie mir den Sortenzettel.«
»Hier ist er ... Wann soll die Vorstellung stattfinden, Herr Secretär? Ich sage Ihnen, daß dieß im Quartier ein Gegenstand der Neugierde, unerschöpflicher Commentare, beinahe der Unruhe ist.«
»Ah! ah!«
»Ja, man sieht von Zeit zu Zeit Leute um das Hotel schweifen, welche gerne möchten, daß die Thüre von Glas wäre.«
»Leute! ...« versetzte Beausire, »Leute aus dem Quartier?«
»Und Andere. Oh! da die Sendung des Herrn Botschafters eine geheime ist, so können Sie sich wohl denken, daß sich die Polizei rasch damit beschäftigen wird, die Motive dazu zu ergründen.«
»Ich habe das gedacht wie Sie,« erwiderte Beausire ziemlich unruhig.
»Hören Sie, Herr Secretär,« sagte Ducorneau, indem er Beausire an das Gitter eines Fensters führte, das sich gegen die abgeschnittene Mauer vor einem Pavillon des Hauses öffnete, »sehen Sie dort auf der Straße jenen Menschen in einem schmutzigen braunen Ueberrock?«
»Ja. ich sehe ihn.«
»Wie er schaut, was?«
»In der That. Was glauben Sie, daß dieser Mensch ist?«
»Was weiß ich! ... Ein Spion des Herr von Crosne.«
»Das ist wahrscheinlich.«
»Unter uns gesagt, Herr Secretär, Herr von Crosne ist kein
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