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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Charny ist in Folge einer in Duelle erhaltenen Wunde krank, und diese Wunde hat ihm mein Bruder beigebracht.«
    »Ihr Bruder!« rief der Doctor; »Herr Philipp von Taverney hat Herrn von Charny verwundet?«
    »Allerdings.«
    »Oh! dieser Umstand war mir nicht bekannt.«
    »Nun aber, da Sie ihn kennen, begreifen Sie nicht, daß ich mich nach seinem Zustand erkundigen muß?«
    »Oh! doch,« sprach der Doctor, entzückt, daß er eine Gelegenheit fand, nachsichtig zu sein. »Ich wußte die wahre Ursache nicht, ich konnte sie nicht errathen.«
    Und er legte auf seine letzten Worte einen solchen Nachdruck, daß er Andree dadurch bewies, er nehme ihre Schlüsse nur unter allen möglichen Vorbehalten an.
    »Sprechen Sie, Doctor,« sagte Andree, indem sie ihre beiden Hände auf den Arm von Louis legte und ihm in's Gesicht schaute, »sprechen Sie Ihren ganzen Gedanken aus.«
    »Ich habe ihn ausgesprochen. Warum sollte ich damit hinter dem Berg halten?«
    »Ein Duell zwischen zwei Edelleuten ist ein alltägliches Ereigniß.«
    »Der einzige Umstand, der diesem Duell eine Bedeutung geben könnte, wäre, wenn sich unsere zwei jungen Leute einer Frau wegen geschlagen hätten.«
    »Einer Frau wegen, Doctor?«
    »Ja. Ihretwegen, zum Beispiel.«
    »Meinetwegen!« Andree stieß einen tiefen Seufzer aus. »Nein, Doctor, meinetwegen hat sich Herr von Charny nicht geschlagen.«
    Der Doctor hatte die Miene, als begnügte er sich mit der Antwort, doch auf die eine oder andere Weise wollte er die Ursache des Seufzers erfahren.
    »Dann begreife ich,« sagte er, »Ihr Bruder hat Sie also geschickt, um genauen Bericht über den Zustand des Verwundeten zu bekommen.«
    »Ja, mein Bruder! ja, Doctor!« rief Andree.
    Der Doctor schaute ihr ebenfalls in's Gesicht und murmelte:
    »Oh! was Du im Herzen hast, unbeugsame Seele, werde ich wohl erfahren.«
    Dann sprach er laut:
    »Wohl! ich will Ihnen die ganze Wahrheit sagen, wie, man sie Jedermann schuldet, der dabei interessirt ist, sie kennen zu lernen. Theilen Sie dieselbe Ihrem Bruder mit, und er treffe dem gemäß seine Vorkehrungen. Sie verstehen?«
    »Nein, Doctor, denn ich besinne mich, was Sie mit den Worten: Er treffe dem gemäß seine Vorkehrungen – sagen wollen.«
    »Hören Sie. Ein Duell ist eine dem König nicht angenehme Sache. Es ist wahr, der König läßt die Edicte nicht mehr beobachten; erregt aber ein Duell Aergerniß, s« straft Seine Majestät mit Verbannung oder Gefängniß.«
    »Das ist richtig, Doctor.«
    »Und würde unglücklicher Weise ein Mensch getödtet, oh! dann ist Seine Majestät unbarmherzig. Rathen Sie folglich Ihrem lieben Bruder, seine Person für einige Zeit in Sicherheit Zu bringen.«
    »Doctor!« rief Andree, »Doctor, es steht also bei Herrn von Charny sehr schlimm?«
    »Hören Sie, mein liebes Fräulein, ich habe Ihnen Wahrheit versprochen: Sie sehen den armen Jungen, der dort schläft oder vielmehr in jenem Zimmer röchelt?«
    »Doctor, ja,« erwiderte Andree mit erstickter Stimme; »nun?«
    »Ist er morgen um diese Stunde nicht gerettet, hat das Fieber, das kürzlich entstanden ist und ihn verzehrt, nicht aufgehört, so ist Herr von Charny morgen um diese Stund todt.«
    Andree fühlte, daß sie einen Schrei auszustoßen im Begriffe war, sie preßte sich die Kehle zusammen, sie drückte die Nägel in das Fleisch, um in dem körperlichen Schmerz Etwas von der Beklemmung zu ersticken, die ihr das Herz zerriß.
    Louis konnte in ihren Zügen die furchtbare Verheerung nicht sehen, welche dieser Kampf hervorgebracht hatte.
    Andree beherrschte sich wie eine Spartanerin.
    »Mein Bruder,« sagte sie, »wird nicht fliehen, er hat mit Herrn von Charny als ein Mann von Herz gekämpft; hat er das Unglück gehabt, ihn zu treffen, so war er dazu gezwungen; hat er ihn getödtet, so wird Gott richten.«
    »Sie war nicht für ihre Rechnung gekommen,« sagte der Doctor zu sich selbst, »für die Königin also. Wir wollen sehen, ob Ihre Majestät den Leichtsinn so weit getrieben hat.«
    »Wie hat die Königin dieses Duell aufgenommen?« fragte er.
    »Die Königin? ich weiß es nicht,« erwiderte Andree. »Was liegt der Königin daran?«
    »Ich denke, Herr von Taverney ist ihr angenehm.«
    »Wohl! Herr von Taverney ist unversehrt; wir wollen hoffen, daß Ihre Majestät meinen Bruder selbst vertheidigt, wenn man ihn anklagt.«
    Auf zwei Seiten in seiner doppelten Hypothese geschlagen, gab Louis die Partie auf.
    »Ich bin kein Physiologe,« sagte er, »ich bin nur ein Wundarzt.

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