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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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einen Anfall von Delirium zurückgekehrt, der heftiger wurde, als der erste.
    Da fing er an zu schreien, mau wolle ihn entfernen, um ihn der Visionen zu berauben, die er im Schlafe gehabt, aber es sei vergebens, die Visionen lächeln ihm immer zu, man liebe ihn und werde trotz des Doctors kommen, um ihn zu besuchen: diejenige, welche ihn liebe, sei von einem Range, daß sie keines Menschen Zurückweisung fürchte.
    Bei diesen Worten schickte der Doctor zitternd in aller Eile die Knechte weg, legte einen Verband auf die Wunde, und versetzte, entschlossen die Vernunft mit dem Körper zu Pflegen, die Wunden in einen befriedigenden Zustand, hielt aber das Fieber nicht auf, was ihn zu erschrecken anfing, in Betracht, daß der Kranke von der Verirrung des Verstandes zur Tollheit übergehen konnte.
    Alles verschlimmerte sich an einem Tag, so daß der Doctor Louis an die heroischsten Mittel dachte. Der Kranke stürzte nicht nur sich, sondern auch die Konigin in's Verderben; dadurch, daß er viel sprach, schrie er; dadurch, daß er sich viel erinnerte, erfand er; das Schlimmste dabei war, daß Charny in seinen lichten Augenblicken, und er hatte deren viele, toller war, als in seiner Tollheit.
    Im höchsten Grad verlegen, beschloß Louis, der sich nicht auf die Autorität des Königs stützen konnte, denn der Kranke stützte sich auch darauf, zu der Königin zu gehen und ihr Alles zu sagen, und er benützte, um diesen Schritt zu thun, einen Augenblick, wo Charny, müde durch das Erzählen seiner Träume und das Herbeirufen seiner Vision, schlief.
    Er fand Marie Antoinette ganz nachdenklich und ganz strahlend zugleich, denn sie dachte, der Doctor würde ihr gute Nachricht von seinem Kranken bringen. Aber sie war sehr erstaunt; gleich bei ihrer ersten Frage antwortete Louis gnade heraus, der Kranke sei sehr krank.
    »Wie!« rief die Königin, »gestern ging es so gut.«
    »Nein, Madame, es ging sehr schlecht.«
    »Ich schickte doch Misery zu ihnen, und Sie antworteten durch ein gutes Bulletin.«
    »Ich gab mich einer tollen Hoffnung hin und wollte Sie hoffen lassen.«
    »Was soll das bedeuten?« erwiderte die Königin sehr bleich; »wenn es schlecht geht, warum es mir verbergen? Was habe ich Anderes zu fürchten, Doctor, als ein leider allzu gewöhnliches Unglück?«
    »Madame ...«
    »Und wenn es gut geht, warum mich in eine Unruhe versetzen, die ganz natürlich ist, da es sich um einen guten Diener des Königs handelt? Antworten Sie also offenherzig mit ja oder nein. Wie steht es mit der Krankheit, wie steht es mit dem Kranken? Ist Gefahr vorhanden?«
    »Für ihn noch weniger, als für Andere, Madame.«
    »Da fangen die Räthsel an!« rief die Königin ungeduldig. «Erklären Sie sich.«
    »Das ist schwer,« antwortete der Doctor. »Es genüge Ihnen, zu erfahren, daß das Uebel des Grafen von Charny lediglich ein moralisches ist. Die Wunde ist nur eine Beigabe zu dem Leiden, ein Vorwand für das Delirium.«
    »Ein moralisches Uebel! Herr von Charny!«
    »Ja, Madame, und ich nenne moralisch Alles, was sich nicht mit dem Zergliederungsmesser analysiren läßt. Erlassen Sie mir, Eurer Majestät mehr zu sagen.«
    »Sie meinen, der Graf ...« versetzte die Königin.
    »Sie wollen?«
    »Gewiß, ich will.«
    »Ich will sagen, der Graf sei verliebt, das will ich sagen. Eure Majestät fordert eine Erklärung; ich erkläre mich.«
    Die Königin machte eine kleine Bewegung mit den Schultern, welche bedeutete: eine schöne Geschichte!
    »Und Sie glauben, man genese hievon, wie von einer Wunde?« fuhr der Doctor fort; »nein, das Uebel wird schlimmer, und vom vorübergehenden Delirium wird Herr von Charny in eine tödtliche Monomanie verfallen. Dann ...«
    »Dann, Doctor?«
    »Dann werden Sie den jungen Mann in's Verderben gestürzt haben, Madame.«
    »In der That, Doctor, man muß sich Wundern über Ihre Manieren. Ich werde diesen jungen Mann in's Verderben gestürzt haben! Bin ich die Ursache, wenn er verrückt ist?«
    »Allerdings.«
    »Sie empören mich, Doctor.«
    »Sind Sie nicht in diesem Augenblick schuld,« fuhr der unbeugsame Doctor, die Achseln zuckend, fort, »so werden Sie es später sein.«
    »Geben Sie also einen Rath, wie dieß Ihr Gewerbe ist,« sagte die Königin ein wenig besänftigt.
    »Das heißt, ich soll eine Verordnung machen?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Hören Sie, Madame. Der junge Mann werde durch den Balsam oder durch das Eisen geheilt; die Frau, deren Namen er jeden Augenblick anruft, tödte oder heile

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