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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Jahre; doch man muß artig gegen seine Freundinnen sein, und Frau von Misery gehört zu meinen Freundinnen, und zwar zu meinen guten Freundinnen,«
    »Frau von Misery?«
    »Gewiß.«
    »Sie ist dagewesen?«
    »Warum des Teufels sollte ich es Ihnen denn nicht sagen, wenn es eine Andere gewesen wäre?«
    »Oh! weil ...«
    »Wahrhaftig, die Frauen sind alle dieselben, unerklärlich; ich glaubte Sie doch zu kennen, Sie besonders. Nein, ich kenne Sie so wenig als die andern. Man möchte wahnsinnig werden.«
    »Guter, lieber Doctor!«
    »Genug. Zur Sache!«
    Andree schaute ihn unruhig an.
    »Ist es schlimmer bei ihr geworden?« fragte er.
    »Bei wem denn?«
    »Bei der Königin.«
    »Die Königin?«
    »Ja, die Königin, für die mich Frau von Misery soeben geholt hat; die Königin, welche an Bangigkeiten, an Herzklopfen leidet. Eine traurige Krankheit, mein liebes Fraulein, unheilbar. Geben Sie mir doch Nachricht von der Königin, wenn Sie in ihrem Auftrage gekommen sind, und kehren wir zu ihr Zurück.«
    Der Doctor machte eine Bewegung, die seine Absicht, den Platz, wo er sich befand, zu verlassen, andeutete.
    Doch Andree hielt ihn sanft zurück und sagte, leichter athmend:
    »Nein, lieber Doctor, ich komme nicht im Auftrag der Königin. Ich wußte sogar nicht einmal, daß sie leidend ist. Arme Königin, wenn ich es gewußt hätte! ... Verzeihen Sie mir, Doctor, ich weiß nicht mehr, was ich sage.«
    »Ich sehe es wohl.«
    »Ich weiß nicht nur nicht mehr, was ich sage, sondern auch nicht, was ich thue.«
    »Oh! was Sie thun. weih ich wohl: Sie sind unpäßlich.«
    Andree hatte wirklich den Arm des Doctors losgelassen; ihre kalte Hand fiel an ihrem Leibe herab; sie neigte sich leichenbleich.
    Der Doctor hob sie auf, belebte, ermuthigte sie.
    Andree that sich große Gewalt an. Diese kräftige Seele, die sich nie, weder durch den körperlichen, noch durch den moralischen Schmerz hatte niederbeugen lassen, spannte ihre stählernen Federn.
    »Doctor, Sie wissen, daß ich nervös bin, und daß mir die Dunkelheit furchtbare Beängstigungen verursacht? Ich habe mich in der Dunkelheit verirrt. Daher rührt der seltsame Zustand, in dem ich mich befinde.«
    »Und warum des Teufels setzen Sie sich der Dunkelheit aus? Wer zwingt Sie dazu? Es schickte Sie doch Niemand hierher, es führte Sie nichts hierher?«
    »Ich habe nicht gesagt, nichts , Doctor, ich habe gesagt, Niemand .«
    »Ah! ah! das sind Spitzfindigkeiten. Wir sind hier schlecht, um solche zu machen. Gehen wir anderswohin, besonders wenn Sie lange bleiben wollen.«
    »Doctor, zehn Minuten, das ist Alles, was ich von Ihnen verlange.«
    »Zehn Minuten, es sei, doch nicht stehend, meine Beine sträuben sich entschieden gegen diese Gesprächsweise, setzen wir uns.«
    »Wohin denn?«
    »Auf das Bänkchen im Gange.«
    »Und Sie glauben, es werde Sie hier Niemand hören, Doctor?« fragte Andree voll Angst.
    »Niemand.«
    »Nicht einmal der Verwundete dort?« fuhr sie mit demselben Tone fort, indem sie dem Doctor das durch einen sanften, bläulichen Reflex beleuchtete Zimmer bezeichnete, in welchem sie ihren Blick tauchte.
    »Nein, nicht einmal jener arme Junge, und ich möchte beifügen, daß wenn Einer uns hört, er es nicht ist.«
    Andree faltete die Hände.
    »Oh! mein Gott, es steht also sehr schlimm bei ihm?« sagte sie.
    »Es steht allerdings nicht gut. Doch sprechen wir von dem, was Sie hierher führte; geschwind, mein Kind, geschwind; Sie wissen, daß mich die Königin erwartet.«
    »Nun, Doctor,« erwiderte Andree seufzend, »mir scheint, wir sprechen davon.«
    »Wie, Herr von Charny?«
    »Um ihn handelt es sich, Doctor, und ich wollte mich nach ihm erkundigen.«
    Das Stillschweigen, mit dem der Doctor diese Worte aufnahm, auf die er doch gefaßt sein mußte, war eisig. Der Doctor stellte in der That in diesem Augenblick den Schritt Andree's mit dem Schritte der Königin zusammen; er sah diese zwei Frauen von einem und demselben Gefühle angetrieben und glaubte an den Symptomen zu erkennen, dieses Gefühl sei eine heftige Liebe.
    Andree, welche nichts von dem Besuche der Königin wußte und im Geiste des Doctors nicht lesen konnte, was Alles an traurigem Wohlwollen und barmherzigem Mitleid darin enthalten war, hielt das Stillschweigen des Doctors für einen, vielleicht etwas hart ausgeprägten Tadel und richtete sich wie gewöhnlich unter diesem Drucke auf, so stumm er auch war.
    »Mir scheint, Sie können diesen Schritt entschuldigen, Doctor,« sagte sie; »denn Herr von

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