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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sie einen Rohan nach ihr niederzusitzen zwang, als sie den Schemel nicht mehr sah, den auf Befehl des Parlamentshofes die Gerichtsdiener weggeschafft und durch einen Lehnstuhl ersetzt hatten!
    Ein Gebrüll der Wuth entströmte ihrer Brust; sie sprang aus dem Saal und biß sich mit einer wahren Raserei in die Hände.
    Ihre Strafe begann. Der Cardinal kam langsam herbei, er war aus einem Wagen gestiegen, man hatte das große Thor für ihn geöffnet.
    Zwei Gerichtsdiener und zwei Gerichtsschreiber begleiteten ihn; der Gouverneur der Bastille ging an seiner Seite.
    Bei seinem Eintritt erhob sich ein langes Gemurmel des Mitgefühls und der Achtung von den Bänken des Parlamentshofes. Es wurde durch einen mächtigen Zuruf von Außen erwidert. Das war das Volk, das den Angeklagten begrüßte und seinen Richtern empfahl.
    Der Prinz Louis war bleich und sehr bewegt. In einem langen Galakleid erschien er mit der Ehrfurcht und der Unterwürfigkeit, welche ein Angeklagter den Richtern schuldig ist, deren Gerichtsbarkeit er annimmt und anruft.
    Man bezeichnete dem Cardinal, dessen Augen den Umkreis geschaut hatten, einen Lehnstuhl, und nachdem der Präsident ihn begrüßt und ein ermuthigendes Wort zu ihm gesprochen hatte, bat ihn der ganze Hof mit einem Wohlwollen, das die Blässe und die Gemüthserschütterung des Angeklagten verdoppelte, er möchte sich setzen.
    Als er das Wort nahm, erregten seine zitternde, von Seufzern gehemmte Stimme, seine getrübten Augen, seine demüthige Haltung ein tiefes Mitleid bei den Versammelten. Er erklärte sich langsam, bewegte sich mehr in Entschuldigungen, als in Beweisen, in Bitten, als in Schlußketten, und als er, der beredte Mann, plötzlich inne hielt, brachte er durch diese Lähmung seines Geistes und seines Muthes eine mächtigere Wirkung hervor, als alle Vertheidigungsreden und Beweisführungen.
    Dann erschien Oliva; das arme Mädchen fand wieder den Schemel. Viele Leute bebten, als sie dieses lebendige Ebenbild der Königin auf dem Sitze der Schande sahen, den Jeanne von La Mothe eingenommen hatte; dieses Gespenst von Marie Antoinette, der Königin von Frankreich, auf dem Schemel der Diebinnen und Fälscherinnen erschreckte die eifrigsten Verfolger der Monarchie. Doch das Schauspiel lockte auch Mehrere an, wie daß Blut, das man den Tiger kosten läßt.
    Man sagte sich überall, die arme Oliva habe soeben in der Kanzlei ihr Kind verlassen, das sie stillte, und als die Thüre sich geöffnet, hatte auch das Gewimmer des Sohnes von Herrn Beausire schmerzlich zu Gunsten seiner Mutter plaidirt.
    Nach Oliva erschien Cagliostro, der am Mindesten Schuldige von Allen. Man hieß ihn nicht sitzen, obgleich man den Lehnstuhl in der Nähe des Schemels beibehalten hatte.
    Der Parlamentshof hatte eine Furcht vor der Vertheidigungsrede von Cagliostro. Ein Anschein von Verhör, abgeschnitten durch das: »
es ist gut!
« des Präsidenten d'Aligre, entsprach den Bedürfnissen der Formalitäten.
    Und nun verkündigte der Parlamentshof, die Debatten seien geschlossen und die Berathung beginne. Die Menge verlief sich langsam in den Straßen und auf den Quais, mit dem Vorsätze, in der Nacht wiederzukommen, um das Urtheil zu hören, das, wie man sagte, bald ausgesprochen werden sollte.

XCIII.
Von einem Gitter und einem Abbé.
    Nach Beendigung der Debatten, nach dem Wiederhall des Verhöres und den Erschütterungen des Schemels wurden alle Gefangenen für diese Nacht in der Conciergerie einquartirt.
    Die Menge stellte sich, wie gesagt, am Abend in stillschweigenden, obgleich belebten Gruppen auf dem Platze vor dem Palast auf, um frisch die Kunde von dem Spruch zu erhalten, sobald er gefällt wäre.
    In Paris sind seltsamer Weise die großen Geheimnisse gerade diejenigen, welche die Menge kennt, ehe sie in ihrer ganzen Entwickelung an's Licht gekommen sind.
    Die Menge wartete also, mit Anis gewürztes Süßholzwasser schlürfend, dessen Hauptbestandtheil ihre wandernden Lieferanten unter dem ersten Bogen des Pont au Change fanden.
    Es war heiß. Die Juniwolken rollten schwerfällig übereinander wie dicke Rauchwirbel. Der Himmel glänzte am Horizont in bleichen, zuckenden Feuern.
    Während der Cardinal, welchem die Gunst, auf den Verbindungsterrassen zwischen den Thürmen spazieren zu gehen, bewilligt worden war, sich mit Cagliostro über den wahrscheinlichen Erfolg ihrer gegenseitigen Vertheidigung unterhielt; während Oliva in ihrer Zelle ihr kleines Kind liebkoste und in ihren Armen wiegte; während

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