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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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angenehm sein konnte. Sie gedachte sich nach dem Mittagessen auf ihr Zimmer zurückführen zu lassen.
    Wie staunte sie, als der Concierge Hubert beim Nachtisch das Wort nahm und mit einer gezwungenen Feierlichkeit, die seinen Reden sonst durchaus fremd war, zu ihr sprach:
    »Madame, wir haben den Befehl, die Personen, über deren Schicksal das Parlament entschieden, nicht in der Kerkermeisterei, zu behalten.«
    »Gut,« dachte Jeanne, »er kommt meinen Wünschen entgegen.«
    Und sie stand auf und erwiderte:
    »Ich möchte Sie nicht zu einer Uebertretung Ihrer Vorschriften veranlassen ... Da» hieße die Güte, die Sie für mich gehabt haben, schlecht erkennen ... Ich kehre also in mein Zimmer zurück.«
    Sie schaute das Ehepaar an, um die Wirkung ihrer Worte zu beobachten. Hubert drehte einen Schlüssel in seinen Fingern hin und her. Die Concierge wandte ihren Kopf ab, als wollte sie eine neue Bewegung ihres Gemüths verbergen.
    »Aber wohin wird man denn kommen, um mir den Spruch zu verlesen, und wann wird man kommen?« fragte die Gräfin.
    »Man wartet vielleicht, bis Madame in ihrem Zimmer ist,« antwortete Hubert hastig.
    »Er entfernt mich entschieden,« dachte Jeanne.
    Und ein unbestimmtes Gefühl der Bangigkeit machte sie beben, doch kaum in ihrem Herzen erschienen, verdunstete es wieder.
    Jeanne stieg die drei Stufen hinauf, welche von dieser Stube in den Gang der Kanzlei führten.
    Als Frau Hubert die Gräfin weggehen sah, eilte sie auf sie zu und ergriff ihre Hände, nicht mit Ehrfurcht, nicht mit wahrer Freundschaft, nicht mit jener Empfindungsfülle, die für beide Theile gleich ehrenvoll ist, sondern mit einem Erguß tiefen Mitleids, welcher der verständigen Jeanne, ihr, die Alles bemerkte, nicht entging.
    Dießmal war der Eindruck so scharf, daß Jeanne sich gestand, der Schrecken erfasse sie; doch der Schrecken wurde abgeschüttelt, wie sie die Bangigkeit abgeschüttelt hatte, und aus der bis an den Rand mit Freude und Hoffnung erfüllten Seele vertrieben.
    Jeanne wollte sich von Frau Hubert die Ursache ihres Mitleids erklären lassen; sie öffnete den Mund und stieg wieder zwei Stufen herab, um eine Frage, so entschieden und kräftig wie ihr Geist, zu stellen. Doch sie hatte keine Zeit dazu. Hubert nahm sie, weniger höflich als lebhaft, bei der Hand und öffnete die Thüre.
    Die Gräfin sah sich im Gange. Acht Schützen von der Vogtei warteten hier. Worauf warteten sie? das fragte sich Jeanne, als sie dieselben erblickte. Doch die Thüre des Concierge war schon wieder geschlossen. Vor den Schützen stand einer der gewöhnlichen Gefängnißschließer, derjenige, welcher die Gräfin jeden Abend in ihr Zimmer zurückführte.
    Dieser Mensch schritt der Gräfin voran, als wollte er ihr den Weg zeigen.
    »Ich gehe in mein Zimmer zurück?« sagte die Gräfin mit dem Tone einer Frau, welche dessen, was sie sagt, gern sicher scheinen möchte, aber zweifelt.
    »Ja, Madame,« erwiderte der Schließer.
    Jeanne faßte das eiserne Geländer an und stieg hinter dem Mann hinauf. Sie hörte die Schützen, welche einige Schritte von ihr entfernt zischelten, aber sich nicht von der Stelle rührten.
    Beruhigt, ließ sie sich in ihr Zimmer einsperren und dankte sogar freundlich dem Schließer. Dieser entfernte sich.
    Jeanne sah sich nicht so bald frei und allein, als ihre Freude ausschweifend hervorbrach, eine Freude, welche zu lange durch die Larve geknebelt gewesen war, unter der sie heuchlerisch ihr Gesicht beim Concierge verborgen hatte. Dieses Zimmer der Conciergerie war ihr Behältniß, das Behältnis; eines einen Augenblick durch die Menschen gefesselten wilden Thieres, das durch eine Laune Gottes abermals in den freien Raum der Welt versetzt werden sollte.
    Und in seiner Höhle oder in seinem Behältniß, wenn es finstere Nacht ist, wenn kein Geräusch dem gefangenen Thiere die Wachsamkeit seiner Hüter verkündigt, wenn sein seiner Geruch keine Spur in der Umgegend erkennt, beginnen dann die Sprünge dieser wilden Natur. Es reckt seine Glieder, um sie für die Bewegungen der erwarteten Unabhängigkeit geschmeidig zu machen. Dann hat es Schreie, dann hat es Aufschwingungen und Extasen, welche das Auge des Menschen nie erlauert.
    Bei Jeanne war es so. Plötzlich hörte sie in ihrer Flur gehen; sie hörte die Schlüssel am Bunde des Schließers klirren; sie hörte das massenhafte Schloß berühren.
    »Was will man von mir?« dachte sie, indem sie sich stumm und aufmerksam erhob.
    »Was gibt es, Jean?« fragte die

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