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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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eine zweideutige Weise in die Welt gestellt, der Gefahr ausgefetzt, vom ersten von oben kommenden Hauch niedergeworfen zu werden, vegetirte ich bloß, ich kehrte vielleicht zu dem ursprünglichen Elend zurück, das die schmerzliche Lehrzeit meines Lebens war. Nun nichts Aehnliches mehr.
    »Verbannt, ich bin verbannt! das heißt, ich habe das Recht, meine Million in meiner Casse mitzunehmen, unter den Pomeranzenbäumen von Sevilla oder von Agrigent im Winter, in Deutschland oder England im Sommer zu leben; das heißt, jung, schon, berühmt und im Stande, meinen Proceß selbst zu erklären, wird mich nichts abhalten, zu leben, wie es mir beliebt, sei es mit meinem Mann, wenn er wie ich verbannt ist, und ich ihn frei weiß, sei es mit den Freunden, welche das Glück und die Jugend immer geben!
    »Und,« fügte Jeanne in ihre glühenden Gedanken verloren bei, »man komme dann und sage mir, mir, der Verurtheilten, mir, der Verbannten, mir, der armen Gedemüthigten, ich sei nicht reicher als die Königin, ich sei nicht geehrter als die Königin, ich sei nicht vollständiger freigesprochen als die Königin; denn es handelte sich bei ihr nur um eine Verurtheilung. Dem Löwen ist nichts am Erdenwurm gelegen. Es handelte sich darum, Herrn von Rohan zu verurtheilen, und Herr von Rohan ist freigesprochen.
    »Wie werden sie sich nun benehmen, um mir den Spruch mitzutheilen, und wie, um mich aus dem Königreich zu führen? Werden sie sich an einer Frau dadurch rächen, daß sie sie dem strengsten Vollzuge der Strafe unterwerfen? Werden sie mich den Schützen übergeben, um mich an die Gränze zu führen? Wird man mir öffentlich sagen: Unwürdige! der König verbannt Sie aus seinem Reiche? Nein, meine Herren sind gutmüthig,« sprach sie lächelnd; »sie grollen mir nicht mehr. Sie grollen nur dem guten Pariser Volk, das unter ihren Balconen brüllt: Es lebe der Herr Cardinal! es lebe Cagliostro! es lebe das Parlament! Das ist ihr wahrer Feind: das Volk. Oh! ja, es ist ihr unmittelbarer Feind, da ich auf die moralische Unterstützung der öffentlichen Meinung rechnete ... und da es mir gelungen ist!«
    Jeanne war so weit, sie machte im Stillen ihre kleinen Vorbereitungen und ordnete mit sich ihre Rechnungen. Sie beschäftigte sich schon mit der Unterbringung ihrer Diamanten, mit ihrer Niederlassung in England, man war im Sommer, als plötzlich die Erinnerung an Reteau von Billette, nicht ihr Herz, sondern ihren Geist durchzuckte.
    »Armer Junge,« sagte sie mit einem boshaften Lächeln, »er hat für Alle bezahlt. Es bedarf also für die Sühnungen immer einer niederträchtigen Seele im philosophischen Sinn, und so oft dergleichen Notwendigkeiten entstehen, erhebt sich der Sündenbock von der Erde, mit dem Streich, der ihn vernichten wird.
    »Armer, gebrechlich«, elender Reteau, er bezahlt heute seine Pamphlete gegen die Königin, seine Federverschwörungen, und Gott, der Jedem seinen Theil in der Welt zurechnet, hat ihm wohl eine Existenz von Stockprügeln, von zeitweisen Louisd'ors, von Hinterhalten, von Verstecken mit einer Endentwicklung von Galeeren zugedacht. So geht es der Verschmitztheit statt des Verstandes, der Arglist statt der Bosheit, dem Geiste des Angriffs ohne die Ausdauer und die Stärke. Wie viele böse, schädliche Wesen gibt es in der Schöpfung von der giftigen Milbe an bis zum Scorpion, dem ersten der kleinen Wesen, das sich bei den Menschen gefürchtet macht. Alle diese ärmlichen Geschöpfe wollen schaden, aber sie haben nicht die Ehre des Kampfes; man zertritt sie.«
    Und Jeanne begrub mit diesem bequemen Wortschwall ihren Genossen Reteau, fest entschlossen, sich nach dem Bagno zu erkundigen, wo der Elende eingeschlossen wäre, um auf ihrer Reise nicht dahin zu gerathen, um nicht einem Unglücklichen die Demüthigung anzuthun, ihm das Glück einer alten Bekannten zu zeigen. Jeanne hatte ein gutes Herz.
    Sie nahm heiter ihr Mahl mit dem Concierge und seiner Frau ein. Diese aber hatten ihre Heiterkeit gänzlich vergessen; sie gaben sich nicht einmal die Mühe, ihre Beklemmung gänzlich zu verbergen. Jeanne schrieb ihre Kälte der Verurtheilung zu, deren Gegenstand sie war. Sie machte ihnen eine Bemerkung darüber. Sie antworteten, nichts sei so schmerzlich für sie, als der Anblick der Personen nach einem gefällten Urtheil.
    Jeanne war im Grunde ihres Herzens so glücklich, es that ihr so wehe, ihre Freude verbergen zu müssen, daß ihr die Gelegenheit, allein, frei mit ihren Gedanken zu bleiben, nur sehr

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