Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Falle stellen oder mich vor Zeugen in Verwirrung bringen will.«
»Ich schwöre Ihnen, Madame, daß ich nichts gesagt habe ... Horcht wirklich Jemand?«
»Nein, mein Herr, tausendmal nein, es ist Niemand da... erklären Sie sich also, jedoch vollständig, und wenn Sie im Besitze Ihrer Vernunft sind, beweisen Sie es.«
»Oh! Madame, warum ist Frau von La Mothe nicht da? Sie, unsere Freundin, würde mir, wenn nicht die Zuneigung, doch das Gedächtniß Eurer Majestät wiedererwecken helfen.«
»
Unsere
Freundin? meine Zuneigung? mein Gedächtniß? Ich falle aus den Wolken.«
»Ah! Madame, ich bitte Sie,« rief der Cardinal, empört durch den scharfen Ton der Königin, »schonen Sie mich. Es steht Ihnen frei, nicht mehr zu lieben, aber beleidigen Sie nicht.«
»Ah! mein Gott!« rief die Königin erbleichend, »ah! mein Gott! was sagt dieser Mann!«
»Sehr gut! fuhr Herr von Rohan fort, der immer lebhafter wurde, je mehr sein Zorn aufsprudelte; »sehr gut! Madame, ich glaube discret und zurückhaltend genug gewesen zu sein, daß Sie mich nicht mißhandeln sollten; ich werfe Ihnen auch nur unbedeutende Benachtheiligungen vor. Ich begehe das Unrecht, daß ich mich wiederhole, denn ich hätte wissen sollen, daß, wenn eine Königin gesagt hat: ich will nicht mehr, dieß ein ebenso gebieterisches Gesetz ist, als wenn eine Frau gesagt hat: ich will!«
Die Königin stieß einen heftigen Schrei aus, faßte den Cardinal bei seinem Spitzenärmel und rief mit zitternder Stimme:
»Sprechen Sie geschwind, mein Herr. Ich habe gesagt:
Ich will nicht mehr
; und ich hatte gesagt:
Ich will
. Wem habe ich das Eine, wem habe ich das Andere gesagt?«
»Mir Beides.«
»Ihnen?«
»Vergessen Sie, daß Sie das Eine gesagt, ich werde nicht vergessen, daß Sie das Andere gesagt haben.«
»Sie sind ein Elender, Herr von Rohan, Sie sind ein Lügner.«
»Ich!«
»Sie sind ein Verräther, Sie beleidigen die Königin.«
»Und Sie, Sie sind eine Frau ohne Herz, eine Königin ohne Treue.«
»Unglücklicher!«
»Sie haben mich stufenweise dazu gebracht, daß ich eine tolle Liebe für Sie faßte. Sie ließen mich Hoffnungen nähren ...«
»Hoffnungen! Mein Gott! Bin ich eine Wahnsinnige? Ist er ein Ruchloser?«
»Hätte ich es je gewagt, mir die nächtlichen Audienzen von Ihnen zu erbitten, die Sie mir bewilligten?«
Die Königin gab ein Wuthgeschrei von sich, worauf ein Kreischen im Nebenzimmer antwortete.
»Würde ich,« fuhr Herr von Rohan fort, »würde ich es gewagt haben, allein in den Park von Versailles zu kommen, hätten Sie nicht Frau von La Mothe zu mir geschickt?«
»Mein Gott!«
»Hatte ich es gewagt, den Schlüssel zu stehlen, der die Thüre der Jägermeisterei öffnet?«
»Mein Gott!«
»Hätte ich es gewagt, Sie zu bitten, mir diese Rose hier zu bringen? Eine angebetete Rose! eine verfluchte Rose! eine unter meinen Küssen verdorrte, versengte Rose!«
»Mein Gott!«
»Hätte ich Sie genöthigt, am andern Tag herabzukommen und mir Ihre beiden Hände zu geben, deren Duft unablässig mein Gehirn verzehrt und mich wahnsinnig machte? Sie haben Recht mit Ihren Vorwürfen!«
»Oh! genug! genug!«
»Hatte ich es endlich in meinem wüthendsten Stolze gewagt, mir jene dritte Nacht mit dem weißen Himmel, mit dem süßen Schweigen, mit der treulosen Liebe zu träumen?«
»Mein Herr! mein Herr!« rief die Königin vor dem Cardinal zurückweichend, »Sie blasphemieren!«
»Mein Gott! sprach der Cardinal, die Augen zum Himmel aufschlagend, »Du weißt, ob ich, um fortwährend von dieser betrügerischen Frau geliebt zu werden, meine Güter, meine Freiheit, mein Leben hingegeben hätte!«
»Mein Herr, wenn Sie dieß Alles behalten wollen, so werden Sie hier auf der Stelle sagen, daß Sie mich zu Grunde zu richten suchen; daß Sie alle diese Abscheulichkeiten erfunden haben; daß Sie nicht in der Nacht nach Versailles gekommen sind ...«
»Ich bin gekommen,« erwiderte hochherzig der Cardinal.
»Sie sind ein Mann des Todes, wenn Sie diese Sprache behaupten.«
»Ein Rohan lügt nicht. Ich bin gekommen.«
»Herr von Rohan, Herr von Rohan, im Namen des Himmels, sagen Sie, Sie haben mich nicht im Parke gesehen ...«
»Ich werde sterben, wenn es sein muß, wie Sie mich so eben bedrohten; aber ich habe nur Sie im Parke von Versailles gesehen, wohin mich Frau von La Mothe führte.«
»Noch ein Mal!« rief die Königin leichenbleich und zitternd »nehmen Sie zurück?«
»Nein!«
»Zum zweiten Male, sagen Sie, Sie haben diese
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