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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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irgend Jemand an der Seite der ihrigen. Sie überredete sich, der Lärm von dem Scandal in Versailles werde ihr eigenes Verbrechen so vollständig übertäuben, daß im Fall einer Verurtheilung der Spruch hauptsächlich die Königin treffen müßte.
    Ihre Berechnung war gescheitert. Die Königin, indem sie offen die Debatte über die doppelte Ungelegenheit annahm, der Cardinal, indem er sich seinem Verhör, den Richtern und dem Scandal unterzog, raubten ihrer Feindin die Glorie der Unschuld, die sie mit allen ihren heuchlerischen Zurückhaltungen zu vergolden sich gefallen hatte.
    Aber eine seltsame Erscheinung! Das Publicum sollte vor seinen Augen einen Proceß sich entrollen sehen, in dem Niemand unschuldig wäre, selbst nicht diejenigen, welche die Gerichte freisprechen würden.
    Nach zahllosen Confrontationen, in denen der Cardinal beständig ruhig und artig blieb, selbst gegen Jeanne, während diese sich heftig und bösartig gegen Alle geberdete, war die öffentliche Meinung im Allgemeinen und die der Richter in's Besondere unwiderruflich festgestellt.
    Alle Zwischenfälle waren beinahe unmöglich geworden, alle Offenbarungen waren erschöpft. Jeanne bemerkte, daß sie keine Wirkung auf ihre Richter hervorgebracht hatte.
    Sie faßte in der Stille des Kerkers alle ihre Kräfte, alle ihre Hoffnungen zusammen.
    Von Allem, was Herrn Breteuil umgab oder ihm diente, kam Jeanne der Rath zu, die Königin zu schonen und den Cardinal mitleidslos im Stich zu lassen.
    Von Allem, was mit dem Cardinal in Berührung stand, einer mächtigen Familie, für die volksthümliche Sache parteiischen Richtern, einer an Mitteln fruchtbaren Geistlichkeit, kam Frau von La Mothe der Rath zu, die volle Wahrheit zu sagen, die Intriguen des Hofes zu entlarven und den Lärm auf einen Grad zu treiben, daß daraus eine für die gekrönten Häupter tödtliche Betäubung erfolgte.
    Diese Partei suchte Jeanne einzuschüchtern, sie stellte ihr abermals vor, was sie nur zu gut wußte, nämlich, daß die Mehrzahl der Richter sich auf die Seite des Cardinals neige, daß sie ohne Nutzen in dem Kampf scheitern und in Stücke gehen werbe, und man fügte bei, halb verloren, wie sie sei, wäre es besser für sie, sich wegen der Sache der Diamanten verurtheilen zu lassen, als Verbrechen der Majestätsbeleidigung aufzurühren, einen blutigen, im Grunde der Feudalgesetzbücher eingeschlafenen Schlamm, den man nie an die Oberfläche eines Processes rufe, ohne auch zugleich den Tod aufsteigen zu machen.
    Diese Partei schien ihres Sieges gewiß. Sie war es. Die Begeisterung des Volks gab sich mit dieser zu Gunsten des Cardinals kund. Die Männer bewunderten seine Geduld und die Frauen seine Discretion. Die Männer waren darüber entrüstet, daß man ihn so schändlich hintergangen; die Frauen wollten es nicht glauben. Oliva, obgleich sie lebte, existirte für eine Anzahl Leute mit ihrer Aehnlichkeit und ihren Geständnissen gar nicht, oder wenn sie existirte, so hatte die Königin sie ausdrücklich für diesen Umstand erfunden.
    Jeanne überlegte dieß Alles. Ihre Advocaten selbst verließen sie, ihre Richter verhehlten ihren Widerwillen nicht; die Rohan belasteten sie kräftig; die öffentliche Meinung verachtete sie. Sie beschloß einen letzten Schlag zu thun, um ihren Richtern Unruhe, den Freunden des Kardinals Angst einzuflößen, und den öffentlichen Haß gegen Marie Antoinette noch mehr aufzustacheln.
    Ihr Mittel in Beziehung auf den Hof sollte folgendes sein:
    Glauben machen, sie habe fortwährend die Königin geschont, und sie würde Alles entschleiern, wenn man sie auf das Aeußerste triebe.
    In Beziehung auf den Cardinal mußte sie glauben machen, sie behaupte ihr Stillschweigen nur, um seine Zartheit nachzuahmen; doch sobald er spräche, würde sie, durch dieses Beispiel ihrer Pflicht entbunden, auch sprechen, und alle Beide würden zugleich ihre Unschuld und die Wahrheit enthüllen.
    Das war wirklich nur ein Inbegriff ihres Benehmens während der Instruction des Processes. Doch ist es nicht zu leugnen, alle bekannte Gerüchte lassen sich durch neue Würze verjüngen. Man vernehme, was die Gräfin ersann, um ihre zwei Stratageme aufzufrischen.
    Sie schrieb an die Königin einen Brief, dessen Ausdrücke allein seinen Character und seine Tragweite enthüllen können:
    »Madame,
    »Was meine Lage auch Peinliches und Hartes hat, es ist mir doch nicht eine Klage entschlüpft. Alle Winkelzüge und Schleichwege, deren man sich bedient, um mir Geständnisse

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