Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
er liebte und die nicht schuldig war!
Die Wirkung dieser Erscheinung auf Herrn von Rohan wäre, wenn wir wollten, die dramatischste und gewichtigste Scene dieser Angelegenheit, würden wir nicht, indem wir uns der Geschichte näherten, in den Koth, in das Blut und das Entsetzen fallen.
Als Herr von Rohan Oliva, diese Königin von der Straßenecke, sah und sich der Rose, des Händedrucks und der Apollo- Bäder erinnerte, da erbleichte er, und er hätte all sein Blut zu den Füßen von Marie Antoinette vergossen, würde er sie in diesem Augenblick an der Seite der Andern gesehen haben.
Welche Verzeihungen, welche Gewissensbisse sprangen aus seiner Seele hervor, um mit seinen Thränen hinzugehen und die letzten Stufen dieses Thrones zu reinigen, wo er eines Tages seine Geringschätzung nebst der Sehnsucht einer verachteten Liebe ergossen hatte!
Doch auch dieser Trost war ihm versagt; doch er konnte die Identität Oliva's nicht annehmen, ohne zu gestehen, er liebe die wahre Königin; doch das Geständniß seines Irrthums selbst war eine Anschuldigung, eine Befleckung. Er ließ Jeanne Alles leugnen und schwieg.
Und als Herr von Breteuil mit Herrn von Crosne Jeanne nöthigen wollte, sich weiter zu erklären, sprach sie:
»Das beste Mittel, zu beweisen, daß die Königin nicht in der Nacht im Parke spazieren gegangen, ist, eine Frau zu zeigen, die der Königin gleicht und behauptet, sie sei im Park gewesen. Man zeigt sie; es ist gut.«
Diese schändliche Insinuation hatte günstigen Erfolg, sie entkräftete noch einmal die Wahrheit.
Als aber Oliva in ihrer treuherzigen Angst alle Einzelheiten angab und alle Beweise lieferte, als sie nichts ausließ, als sie es dahin brachte, daß man ihr viel mehr glaubte, als der Gräfin, da nahm Jeanne ihre Zuflucht zu einem verzweifelten Mittel: sie gestand.
Sie gestand, sie habe den Cardinal nach Versailles geführt, Seine Eminenz habe um jeden Preis die Königin sehen und ihr die Versicherung seiner ehrfurchtsvollen Zuneigung geben wollen; sie gestand, weil sie hinter sich eine ganze Partei fühlte, die sie nicht hatte, wenn sie beim Leugnen verblieb; sie gestand, weil sie, indem sie die Königin anschuldigte, alle Feinde der Königin, und ihre Zahl war groß, zum Beistand für sich gewann.
Da wechselten zum zehnten Mal die Rollen in diesem höllischen Proceß: der Cardinal spielte die eines Bethörten, Oliva die einer gemeinen Dirne ohne Poesie und ohne Verstand, Jeanne die einer Intrigantin; sie konnte sich keine bessere wählen.
Doch um diesen niederträchtigen Plan gelingen zu machen, mußte die Königin auch eine Rolle darin spielen: man gab ihr die gehässigste, die verworfenste, wodurch die königliche Würde am meisten an den Pranger gestellt wurde, die Rolle einer unbesonnenen Cokette, einer Grisette, welche Mystificationen anzettelt. Marie Antoinette wurde Dorimene, wie sie mit Frosine gegen Herrn Jourdain, den Cardinal, sich verschwört.
Jeanne erklärte, diese Promenaden haben mit dem Gutheißen von Marie Antoinette stattgefunden, welche hinter einer Hagenbuche sich halb todt gelacht habe, all sie die leidenschaftlichen Reden des verliebten Herrn von Rohan gehört.
Diese letzte Verschanzung wählte die Diebin, welche nicht mehr wußte, wo sie ihren Diebstahl verbergen sollte; dieß war der königliche Mantel, gemacht aus der Ehre von Maria Theresia und Maria Leczinska.
Die Königin erlag dieser letzten Anschuldigung, denn sie konnte ihre Falschheit nicht beweisen, sie konnte sie nicht beweisen, weil Jeanne, auf das Aeußerste getrieben, erklärte, sie würde alle von Herrn von Rohan an die Königin geschriebenen Liebesbriefe veröffentlichen, und weil sie in der That diese von wahnsinniger Liebe glühenden Briefe besaß.
Sie konnte es nicht, weil Mademoiselle Oliva, welche von Jeanne in den Part geführt worden zu sein behauptete, keinen Beweis hatte, daß Jemand hinter den Hagebuchen gehorcht oder nicht gehorcht.
Endlich konnte die Königin ihre Unschuld nicht beweisen, weil zu viele Personen ein Interesse hatten, diese schändlichen Lügen für die Wahrheit zu nehmen.
XC.
Eine letzte Hoffnung.
Bei der Wendung, welche Jeanne der Sache gegeben hatte, wurde es, wie man sieht, unmöglich, die Wahrheit zu entdecken.
Auf eine unverwerfliche Weise durch zwanzig von glaubwürdigen Personen herrührende Zeugschaften des Diamanten-Diebstahls überwiesen, konnte sich Jeanne nicht entschließen, für eine gemeine Diebin zu gelten. Sie bedurfte der Schande von
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