Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
großen Sprachzimmer der Bastille, und man sah den Cardinal einer solchen Frechheit gegenüber erröthen. erbleichen, beben. Er ging hinaus, um Athem zu schöpfen.
Den Brief an die Königin übergab die Gräfin in demselben Augenblick dem Abbé Lekel, Almosenier der Bastille, der den Cardinal in's Sprachzimmer begleitet hatte und den Interessen der Rohan ergeben war.
»Mein Herr,« sagte sie zu ihm, »Sie können, indem Sie diesen Auftrag vollziehen, eine Aenderung im Schicksal des Herrn von Rohan und in dem meinigen herbeiführen. Nehmen Sie Kenntniß von dem, was er enthält. Sie sind ein durch seine Pflichten zur Verschwiegenheit verbundener Mann. Sie werden sehen, daß ich an der einzigen Thüre angeklopft habe, wo wir, der Cardinal und ich, Hilfe suchen können.
Der Almosenier weigerte sich.
»Sie sehen keinen andern Geistlichen als mich,« erwiderte er, »Ihre Majestät wird glauben, Sie haben meinen Rathschlägen gemäß geschrieben, und Sie haben mir alles gestanden; ich kann mich nicht selbst ins Verderben stürzen.«
»Nun wohl!« sprach Jeanne, am Gelingen ihrer List verzweifelnd, während sie jedoch den Cardinal durch die Einschüchterung zwingen wollte, »sagen Sie dem Herrn Cardinal, es bleibe mir ein Mittel, meine Unschuld zu beweisen, nemlich wenn ich die Briefe lesen lasse, die er an die Königin geschrieben hat. Es widerstrebte mir, von diesem Mittel Gebrauch zu machen; doch in unserem gemeinschaftlichen Interesse werde ich mich hiezu entschließen.«
Und als sie den Almosenier über diese Drohung erschrocken sah, versuchte sie es zum letzten Mal, ihm ihren furchtbaren Brief an die Königin in die Hand zu schieben.
»Nimmt er den Brief,« sagte sie zu sich selbst, »so bin ich gerettet, weil ich ihn dann in voller Sitzung frage, was er damit gemacht, ob er ihn der Königin übergeben und sie aufgefordert habe, darauf zu antworten; hat er ihn nicht übergeben, so ist die Königin verloren; das Zögern der Rohan wird ihr Verbrechen und meine Unschuld bewiesen haben.«
Doch kaum hatte der Abbé Lekel den Brief in den Händen, so gab er ihr denselben zurück, als ob er ihn brennte.
»Bedenken Sie wohl, daß sie keine Gefahr laufen,« sagte Jeanne bleich vor Zorn, »ich habe den Brief der Königin in einem Umschlag unter der Adresse der Frau von Misert verborgen.«
»Ein Grund mehr!« rief der Abbé, »zwei Personen würden das Geheimiß erfahren. Ein doppeltes Motiv des Unwillens für die Königin. Nein, nein, ich thue es nicht.«
Und er stieß dis Finger der Gräfin zurück.
»Bemerken Sie wohl,« sagte sie, »Sie treiben mich so weit, daß ich von den Briefen des Herrn von Rohan Gebrauch mache.«
»Gut,« erwiderte der Abbé, »machen sie davon Gebrauch, Madame.«
»Aber,« sprach Jeanne zitternd vor Wuth, »da ich Ihnen erkläre, daß der Beweis eines geheimen Briefwechsels mit Ihrer Majestät den Kopf des Cardinals auf einem Schaffot fallen macht, steht es Ihnen frei, zu sagen: Gut! ... Ich werde Sie gewarnt haben.«
Die Thüre öffnete sich wieder, der Cardinal erschien stolz und zornmüthig auf der Schwelle und rief:
»Lassen Sie das Haupt eines Rohan auf einem Schaffot fallen, Madame, es wird nicht das erste Mal sein, daß die Bastille dieses Schauspiel gesehen hat. Doch da dem so ist, erkläre ich Ihnen, daß ich dem Schaffot, auf das mein Kopf rollt, nichts zum Vorwurf machen werde, wenn ich nur das Gerüste sehe, auf dem man Sie als Diebin und Fälscherin brandmarken wird. Kommen Sie, Abbé, kommen Sie.«
Nach diesen niederschmetternden Worten wandte er Jeanne den Rücken zu, ging mit dem Almosenier hinaus und überließ diese Unglückliche, welche keine Bewegung machen konnte, ohne immer tiefer in den Koth zu gerathen, in dem sie bald ganz versinken sollte, ihrer Wuth und Verzweiflung.
XCI.
Die Taufe des kleinen Beausire.
Frau von La Mothe hatte sich in allen ihren Berechnungen geirrt. Cagliostro irrte sich in keiner.
Kaum in der Bastille, bemerkte er, daß ihm der Vorwand gegeben war, endlich offen auf den Untergang dieser Monarchie hinzuwirken, die er seit so vielen Jahren durch Illuminismus und verborgene Arbeiten untergrub.
Sicher, in nichts überwiesen zu werden, zu der für seine Absichten günstigsten Entwickelung gelangt, hielt er gewissenhaft sein Versprechen gegen alle Welt.
Er bereitete die Materialien zu dem von London datirten berüchtigten Brief vor, der einen Monat nach der Epoche, die wir erreicht haben, erschien und der erste Stoß des Sturmbocks gegen
Weitere Kostenlose Bücher