Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
die alten Mauern der Bastille war, die erste Feindseligkeit der Revolution, der erste materielle Angriff, der dem vom 14. Juli 1789 vorherging.
In diesem Brief, worin Cagliostro, nachdem er König, Königin, Cardinal, öffentliche Agioteurs zu Grunde gerichtet hatte, Herrn von Breteuil, der Personification der ministeriellen Tyrannei, das Verderben bereitete, drückte sich unser Zerstörer also aus:
»Ja, ich wiederhole es frei, nachdem ich es als Gefangener gesagt habe, es gibt kein Verbrechen, das nicht durch sechs Monate in der Bastille abgebüßt wird. Es fragte mich Jemand, ob ich je nach Frankreich zurückkehren werde? Sicherlich, antwortete ich,
unter der Bedingung, daß die Bastille eine öffentliche Promenade geworden
ist. Möge es Gottes Wille sein! Ihr habt Alles, was man braucht, um glücklich zu sein, Ihr Franzosen: einen fruchtbaren Boden, ein mildes Klima, ein gutes Herz, eine allerliebste Heiterkeit, Genie und Anmuth; Ihr seid zu Allem brauchbar, ohne Gleichen in der Kunst zu gefallen, ohne Meister in den andern Künsten; es fehlt Euch, meine Freunde, nur ein kleiner Punkt, nemlich die Gewißheit in Eurem eigenen Bette zu schlafen, wenn Ihr Euch in Nichts vergangen habt.«
Cagliostro hatte sein Wort auch Oliva gehalten. Diese war ihrerseits gewissenhaft treu. Es entschlüpfte ihr kein Wort, das ihren Gönner bloßstellte. Ihre Geständnisse waren nur für Frau von La Mothe verderblich und stellten auf eine unumwundene und unverwerfliche Weise ihre unschuldige Theilnahme an einer Mystification heraus, bei der es, nach ihrer Aussage, auf einen unbekannten Cavalier abgesehen war, den man ihr unter dem Namen Louis bezeichnet hatte.
Während der Zeit, die für die Gefangenen unter Schloß und Riegel und in den Verhören verlaufen war, hatte Oliva ihren theuren Beausire nicht wieder gesehen, sie war jedoch nicht ganz von ihm verlassen, und sie besaß, wie man sehen wird, von ihrem Geliebten ein Andenken, daß sich Dido wünschte, als sie träumend sprach: »Ach! wenn es mir vergönnt wäre, auf meinem Schooße einen kleinen Ascan spielen zu sehen!«
Im Monat Mai des Jahres 1776 wartete ein Mann mitten unter den Armen auf den Stufen des Portals in der Rue Saint-Antoine. Er war unruhig, keuchend, und schaute, ohne die Augen abwenden zu können, nach der Bastille.
In seine Nähe stellte sich ein Mann mit langem Bart, einer von den deutschen Dienern Cagliostro's, derjenige, welchen der Graf als Kämmerer bei seinen geheimnißvollen Aufnahmen im alten Hause der Rue Saint-Claude benützte.
Dieser Mann hemmte die stürmische Ungeduld Beausire's und sagte leise zu ihm:
»Warten Sie, warten Sie, sie werden kommen.«
»Ah!« rief der unruhige Mann, »Sie sind es!«
Und da das
sie werden kommen
, wie es scheint, den unruhigen Mann nicht befriedigte, da dieses mehr als vernünftig zu gesticuliren fortfuhr, sagte ihm der Deutsche in's Ohr:
»Herr Beausire, Sie machen so viel Lärm, daß uns die Policei sehen wird. Mein Herr versprach Ihnen Nachrichten, ich gebe Ihnen.«
»Geben Sie, geben Sie, mein Freund.«
»Leise ... Mutter und Kind befinden sich wohl.«
»Oh! oh!« rief Beausire in unbeschreiblichem Entzücken, »sie ist entbunden! sie ist gerettet!«
»Ja, mein Herr; doch ich bitte, treten Sie auf die Seite.«
»Von einem Mädchen?«
»Nein, mein Herr, von einem Knaben.«
»Desto besser! Oh! mein Freund, wie glücklich bin ich, wie glücklich bin ich! Danken Sie Ihrem Herrn, sagen Sie ihm, mein Leben, Alles, was ich habe, gehöre ihm.«
»Ja, Herr Beausire, ja, ich werde ihm das sagen, wenn ich ihn sehe.«
»Mein Freund, warum sagten Sie mir vorhin ... Doch nehmen Sie diese zwei Louisd'or.«
»Ich nehme nur von meinem Herrn an.«
»Oh! verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen.«
»Ich glaube es. Doch Sie sagten mir? ...«
»Ah! ich fragte Sie, warum Sie vorhin ausgerufen: »»Sie werden kommen!«« Wer wird kommen, wenn's beliebt?«
»Ich meinte den Wundarzt der Bastille und Frau Chopin, die Hebamme, welche Mlle. Oliva entbunden haben.«
»Sie werden hierher kommen? Warum?«
»Um das Kind taufen zu lassen.«
»Ich werde mein Kind sehen!« rief Beausire, indem er wie ein Verzückter in die Höhe sprang. »Sie sagen, ich werde den Sohn Oliva's sehen? hier, sogleich?«
»Hier, sogleich; doch ich bitte Sie inständig, mäßigen Sie sich; sonst werden die Agenten des Herrn von Crosne, die ich unter den Lumpen dieser Bettler verborgen errathe, Sie entdecken und wittern, daß Sie mit den
Weitere Kostenlose Bücher