Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
sich.«
    »Nicht bevor Sie diese Maske angelegt haben.«
    Und Jeanne drängte die Königin, die peinlich berührt zögerte, ihre Seidenmaske zu nehmen.
    »Um Himmels willen, tun Sie es, und dann rasch fort.«
    »Ja aber …«, erwiderte die Königin, indem sie die Maske an-legte, »sagen Sie doch, um was es geht.«
    Aber Jeanne zog die Damen so behende mit sich, daß sie erst vor dem Haus zu Atem kamen.
    »Majestät ist von niemand gesehen worden?« fragte sie.
    »Ich denke nicht. Aber erklären Sie endlich …«
    »Bitte, Majestät, glauben Sie für den Augenblick Ihrer getreuen Dienerin, eilen Sie fort, und erlauben Sie, daß ich Eurer Majestät mein Verhalten begründe, sofern Sie geruhen wollten, mir eine Audienz zu gewähren.«
    Die Königin wechselte einen Blick mit Madame de Lamballe, die ihrerseits sehr geneigt schien, Jeannes Warnung zu befolgen.
    »Schön«, sagte die Königin, »bringen Sie mir die Dose und verlangen Sie den Pförtner Laurent; er wird unterrichtet sein.«
    Weber war mit der Kutsche im Nu zur Stelle, und die Damen fuhren davon.
    So weit, so gut, sagte sich Jeanne befriedigt, bedenken wir jetzt das weitere.
    Fräulein Oliva
    Unterdessen war der Mann, der die Blicke der Anwesenden auf die angebliche Königin gelenkt hatte, zu einem der gierig Schau-enden in schäbigem Anzug getreten.
    »Für Sie als Journalist«, sagte er, »wäre das doch großartiger Stoff für einen Artikel.«
    »Zum Beispiel?«
    »Etwa so: Von der Gefahr, Untertan in einem Land zu sein, dessen König von der Königin regiert wird und dessen Königin Krisen liebt.«
    Der Zeitungsmann lachte.
    »Und die Bastille?«
    »Wozu gibt es Anagramme? Kann der königliche Zensor Ihnen verbieten, die Geschichte eines Fürsten Silou und einer Fürstin Etteniotna, Herrscherin von Narfec, zu erzählen?«
    »Herrlich!« rief der Zeitungsmann entfl ammt. »Die Idee ist großartig!«
    »Und ein Kapitel müßte heißen: Die Krisen der Fürstin Etteniotna bei dem Zauberer Remsem. Das gäbe einen hübschen Erfolg in den Salons, wie?«
    Der Journalist drückte dem Fremden die Hand.
    »Darf ich Ihnen ein paar Exemplare zuschicken? Es wäre mir eine Freude«, sagte er, »wenn Sie mir Ihren Namen nennen wollten.«
    »Gewiß, Monsieur. Wieviel drucken Sie für gewöhnlich von Ihren kleinen Pamphleten?«
    »Zweitausend.«
    »Nehmen Sie diese fünfzig Louisdors und drucken Sie sechs-tausend. In acht Tagen lasse ich tausend Stück zu zwei Livres bei Ihnen holen.«
    »Monsieur …! Ich versichere Sie, ich werde Tag und Nacht arbeiten.«
    »Und Paris wird Tränen lachen, bis auf eine Person.«
    Und der dicke Fremde beurlaubte den Schreiber, der, seine fünfzig Louisdors in der Tasche, leicht wie ein Vogel enteilte.
    Der freigebige Herr fuhr in der Beobachtung der jungen Frau fort, die nach ihrer Ekstase jetzt in völlige Lethargie verfallen war.
    Die Ähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend, dachte er. Der Himmel hatte seine Absichten, als er sie schuf; er hat die andere, der sie gleicht, im vorhinein verurteilt.
    Die junge Frau erhob sich jetzt, ein wenig schwankend noch, und ordnete unter leichtem Erröten ihre in Unordnung geratene Toilette. Der unermüdliche Fremde aber hatte eine weitere Ansammlung zustande gebracht, die er aufforderte, die »Königin«
    zu grüßen, wie es ihr gebührte.
    Verschüchtert über so viele Respektsbezeigungen, begab sich die junge Person aus dem Haus. Ihre müden Augen suchten eine Sänfte. Da trat ein Lakai auf sie zu.
    »Madame befehlen den Wagen?«
    »Den Wagen?« wunderte sie sich. Und sie dachte, als sie die Kutsche bestieg, daß der Doktor Mesmer doch ein überaus galanter Mann war, seine Patienten in einer so hübschen Equipage heimfahren zu lassen.
    »Rue Dauphine«, rief der Lakai dem Kutscher zu.
    Die kleine Frau bedauerte, nicht am Jardin des Plantes zu wohnen, als die Kutsche bald darauf den Pont-Neuf überquerte und in ihre Straße einbog.
    Im zweiten Stock, in ihrer nicht reichen, aber erträglich ausgestatteten Wohnung angelangt, erfuhr sie von der Alten, die ihr die Wirtschaft führte, daß »der Herr« schon auf sie warte.
    »Welcher Herr?«
    »Der, den Sie heute abend sprechen wollten.«
    Sprachlos blickte die junge Frau vom Vorzimmer durch eine Art Glaswand in den Wohnraum. Auf ihrem verschossenen alten Sammetsofa saß in sichtlicher Gemütsruhe ein Mann Mitte Vierzig, wohlbeleibt, und spielte mit der schönen weißen Hand in seinem kostbaren Spitzenjabot.
    Wenn die junge Person ihn auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher