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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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von allen Empfi ndungen getroffen, die eine angeklagte Frau erregt, die gegen erdrückende Beweise sich mutig verteidigt.
    »Alle glauben es, alle glauben es«, rief die Königin in zorniger Ratlosigkeit, und sie sank entmutigt in einen Fauteuil.
    »Schwägerin, Schwägerin, ich bitte Sie«, sagte teilnehmend der Graf d’Artois, »Sie sind unter ergebenen Freunden; dieses Geheimnis, das Sie über die Maßen erschreckt, kennen nur wir; und niemand wird es unseren Herzen je entreißen.«
    »Geheimnis, Geheimnis, ich will Beweise!«
    »Madame«, sagte Andrée, »man kommt.«
    »Es ist der König«, sagte Philippe mit gedehnter Stimme.
    »Der König, wie gut! Der König ist mein einziger Freund. Er würde mich nicht für schuldig halten, selbst wenn er glaubte, mich gesehen zu haben. Der König ist mir willkommen!«
    Der König trat ein. Seine Miene stach seltsam von den verstörten Gesichtern der Umstehenden ab.
    »Sire«, rief die Königin, »Sie kommen zur rechten Zeit. Wieder eine Beschuldigung, wieder eine Verleumdung, die es zu bekämpfen gilt. Ein infames Gerücht, das um sich greifen wird. Helfen Sie mir, denn diesmal sind es nicht mehr meine Feinde, sondern meine Freunde, die mich verklagen.«
    Und sie erklärte dem König den Fall. Ludwig runzelte die Stirn.
    Ein furchtbares Schweigen lastete auf den Versammelten.
    Madame de La Motte sah die düstere Unruhe des Königs. Sie sah die tödliche Blässe der Königin; mit einem Wort, einem einzigen Wort hätte sie eine so quälende Pein beendigen können; ein Wort von ihr hätte alle vorigen Anklagen zunichte gemacht und die Königin für die Zukunft gerettet.
    Aber ihr Herz führte sie nicht in solche Versuchung; ihr Eigen-interesse bewahrte sie davor. Sie sagte sich, daß es dazu schon zu spät sei. Sie hatte in der Mesmer-Affäre das Entscheidende ver-schwiegen, und hätte sie sich jetzt korrigiert und das Geheimnis aufgedeckt, wäre ihre eben anbrechende Laufbahn als Günstling der Königin mit einem Schlage von ihr selbst zerstört worden.
    Sie schwieg.
    Angstvoll forschte der König nach Aufschlüssen. Die Königin suchte aufzuklären, was sie am Tag und Abend des Opernballs getan.
    Plötzlich erhellten sich die Züge des Königs, und lächelnd, mit ausgebreiteten Händen fragte er: »Sonnabend? Nicht wahr, meine Herren, Sie sagten, Sonnabend?«
    Man bestätigte.
    »Nun«, fuhr er immer ruhiger und heiterer fort, »Sie brauchen niemand anderes zu fragen als Ihre Kammerfrau, Madame. Sie wird sich wohl erinnern, um welche Stunde ich an dem Tag zu Ihnen kam; es war, wenn ich nicht irre, gegen elf Uhr abends.«
    »Oh, Sire!« rief, von Freude überwältigt, die Königin und fi el ihm dankbar in die Arme. Der König küßte zärtlich ihr schö-
    nes Haar.
    »Weiß Gott!« rief d’Artois voll Staunen und sichtlicher Freude,
    »ich werde mir eine Brille kaufen müssen. Aber nicht um eine Million wollte ich diese Szene, die wir miterleben durften, missen.«
    Philippe lehnte totenblaß an der Täfelung. Charny trocknete seine schweißbedeckte Stirn.
    »Es ist also ausgeschlossen, meine Herren«, bekräftigte Ludwig voller Freude, »daß die Königin an demselben Abend auf dem Opernball war. Sie mögen es glauben, wenn Sie wollen – Ihrer Majestät wird genügen, daß ich ihr glaube.«
    »Charles, ich gehe mit Ihnen«, fuhr der König fort, nachdem er Marie-Antoinette die Hand geküßt hatte.
    »Herr de Taverney«, sagte die Königin streng, »Sie begleiten den Herrn Grafen d’Artois, nicht wahr?«
    Das Blut schoß Philippe in die Schläfen. Er war einer Ohnmacht nahe. Er hatte kaum die Kraft, zu grüßen und seinen wilden Schmerz zu verbergen. Mit einem furchtbaren Blick auf Charny entfernte er sich.
    Wir konnten, ohne den Gang der Handlung zu verzögern, die Empfi ndungen Andrées nicht schildern, die sich plötzlich zwischen die Königin und ihren Bruder gestellt sah. Sie begriff, daß Philippe sein Leben gegeben hätte, um ein Alleinsein der Königin mit Charny zu verhindern – denn daß es mehr sogar als ein Alleinsein wäre, verriet ihr Jeannes devote Miene –, und sie gestand sich in demselben Zuge, daß es ihr das Herz zerschnitten hätte, wäre sie, wie sie hätte tun müssen, Philippe gefolgt, um ihn zu trösten.
    Was ging in ihr vor? Wie sollte sie es sich erklären?
    War das Liebe? Oh, die Liebe gedeiht nicht so rasch in der kal-ten Atmosphäre des Hofes. Diese seltene Blume entfaltet sich nur in großen, reinen Herzen, die nicht von Erinnerungen

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