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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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vorgelegt. Doch gibt es kein Beispiel, daß er sie je gelesen hätte. Ich rechne mir diese Tatsache zur Ehre an.«
    »Wann bekomme ich das Geld?«
    »Ich werde es für den Zweiten des Monats bereitstellen. Eure Majestät können es am Dritten abheben.«
    »Ich habe dabei kein gutes Gewissen«, sagte Marie-Antoinette,
    »ich brauche es nämlich, um einer Laune zu frönen.«
    »Desto besser! Dann wird dieses Geld zum Teil wenigstens unserer Industrie und unserem Handel zugute kommen.«
    »Sie haben eine entzückende Art, mich zu trösten, Herr de Calonne. Mir wäre der Gedanke zu schmerzlich, daß das arme Volk diese Laune bezahlen sollte.«
    »Seien Sie unbesorgt, Majestät, das arme Volk wird sie nicht bezahlen, weil es längst nichts mehr besitzt; und wo nichts ist, verlieren selbst Könige ihr Recht.«
    Und mit einer Verneigung entschwand er.
    Gläubiger und Schuldner
    Zitternd vor Erregung schritt Kardinal Rohan zum Boudoir der Königin. Jeanne hatte ihn angemeldet, ihm stumm die Hand ge-drückt und sich zurückgezogen.
    Drei Schritte vor der Majestät verneigte er sich ehrerbietig. Die Königin reichte ihm zum Zeichen der Versöhnung die Hand.
    »Monsieur«, sagte sie, »man hat mir von Ihrer Handlungsweise berichtet. Sie tilgt in der Tat viel früheres Unrecht. Seien Sie willkommen.«
    »Erlauben Sie mir zu versichern, Madame«, sagte der Fürst,
    »daß dieses Unrecht weniger groß wäre, wenn Eure Majestät mir ein Wort der Erklärung erlauben wollten.«
    »Sie könnten sich nur entlasten«, erwiderte Marie-Antoinette freundlich, »indem Sie auf Vergangenes zu sprechen kämen, und das könnten Sie nicht, ohne mich zu verletzen. Indessen wollen wir das kaum gelöschte Feuer nicht von neuem entfachen, wir könnten uns sonst die Finger daran verbrennen. Es behagt mir sehr viel besser, Sie in neuem Licht zu sehen, als den ergebenen Freund, als der Sie sich erwiesen haben.«
    »Bis zum Tod ergeben.«
    »Ergeben auch bis zum Ruin, Herr Kardinal? Nein, nicht wahr?
    Das wäre zuviel. Seien Sie ohne Sorge, glücklicherweise kann alles geregelt werden, wie ich soeben zuverlässig erfuhr. Sie haben für mich gebürgt, ich werde die Wechsel einlösen. Ich danke Ihnen dafür. Vom ersten Termin ab ist alles meine Sorge.«
    »So hätte ich Eurer Majestät nur noch das Halsband zu überreichen«, sagte der Kardinal und zog mit einer Verneigung das Etui aus der Tasche.
    Die Königin warf keinen Blick darauf, sondern legte es, vor Freude bebend, auf eine Kommode.
    Der Kardinal wagte einige höfl iche Worte, die gut aufgenommen wurden, doch entging ihm nicht, daß die Königin ihm nicht volle Aufmerksamkeit schenkte. Ihre Gedanken waren bei dem Geschmeide, und in ihrer Zerstreutheit überließ sie ihm sogar ihre Hand, die er entzückt küßte. Dann verabschiedete er sich, um nicht zu stören, und verließ das Gemach begeistert und hoff-nungstrunken.
    In drei Monaten würde er Minister sein, wenn Jeanne ihm weiterhin so gute Dienste leistete; er würde Klerus und Volk miteinander aussöhnen und damit das bedenklich aufgesplitterte Staatsgefüge wieder festigen. Er würde der wachsenden Unbeliebt-heit der Königin entgegenwirken und sie in eine Popularität oh-negleichen verwandeln; er würde von der englischen Politik lernen, er würde … Ja, ein Wort der Königin, und seine herrlichen Pläne könnten Wirklichkeit werden.
    Um die erste Rate für das Halsband, fünfhunderttausend Francs, bereit zu haben, hatte er seine letzten Güter verkauft und all seine Einkünfte und Pfründen für das nächste Jahr verpfändet. Aber die Aussöhnung mit der Königin sollte ihn gar nicht ein so ruinö-
    ses Opfer kosten, denn die Königin war imstande, den Schmuck selbst zu bezahlen; ihm aber blieb das Verdienst der Erfi ndung, das sie ihm sicher danken würde.
    In glücklichen Träumen kehrte er nach Paris zurück, nachdem er Jeanne Bericht erstattet und heißen Dank gesagt hatte. Sie wollte jetzt erkunden, welchen Eindruck der Kardinal bei Ihrer Majestät hinterlassen hatte, er aber sah einem Rendezvous entgegen, um das ihn ein Anonymus mit dem folgenden Schreiben ersuchte:
    »Monseigneur, jemand wünscht mit Ihnen über die Deckung einer nicht unbedeutenden Summe zu sprechen. Die besagte Person wird sich heute abend bei Ihnen einfi nden und um eine Audienz bitten.«
    Verhieß dieses Schreiben nicht unverhofften Zustrom von Geld?
    Es käme ihm nicht ungelegen.
    Der Unbekannte ließ sich am Abend als der Graf de Cagliostro melden. Doch als er

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