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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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das Audienzzimmer betrat, erstarrte der Kardinal.
    »Großer Gott!« rief er aus. »Wen sehe ich?«
    »Nicht wahr, Monseigneur«, sagte Cagliostro lächelnd, »ich bin gar nicht verändert.«
    »Ist das möglich«, murmelte Herr de Rohan, »Joseph Balsamo lebt? Es hieß doch, er sei bei jenem Brand damals umgekom-men? Joseph Balsamo …«
    »Graf Phönix, ja, Monseigneur, lebendiger als je.«
    »Warum haben Sie Ihren Namen abgelegt?«
    »Weil er allzu viele betrübliche und peinliche Erinnerungen wachrufen würde. Hätten nicht auch Sie abgelehnt, Joseph Balsamo zu empfangen?«
    »Aber nein, gewiß nicht«, stammelte der Kardinal, »Sie haben mir damals einen so großen Dienst erwiesen … Machen Sie noch immer Gold?«
    »Gold? O nein, dazu fehlt mir eine unentbehrliche Ingredienz, die mein weiser Lehrer, der greise Althotas, mit sich in den Tod genommen hat.«
    Noch immer staunend und innerlich bebend aus unbestimm-barer Furcht und Faszination vor diesem geheimnisvollen Mann, blickte der Kardinal auf seinen Besucher.
    »Ja, Monseigneur«, fuhr dieser fort, »die Zeit der Magie ist vor-
    über, ich bin kein Weiser mehr, nur noch Weltmann und Gelehrter, und auch Sie sind nicht mehr ein schöner junger Mann, sondern ein schöner Fürst und Prälat. Erinnern Sie sich jenes Tages in meinem Kabinett, als ich Ihnen die Liebe einer blonden Frau versprach! …«
    Der Kardinal erbleichte, dann errötete er. Schrecken und Freude beschleunigten seinen Herzschlag.
    »Ich erinnere mich«, sagte er, »aber undeutlich.«
    »Wir wollen sehen«, sagte Cagliostro lächelnd, »ob ich noch für einen Magier gelten kann. Warten Sie …«, und er begann zu sinnen und sich zu versenken, »diese blonde Frau Ihrer verliebten Träume, wo ist sie? Ah, ich sehe sie, … ja, Sie selbst haben sie heute gesehen, mehr noch, Sie haben sie besucht …«
    Der Kardinal drückte seine eisige Hand auf sein pochendes Herz.
    »Monsieur«, sagte er so matt, daß Cagliostro ihn kaum hörte,
    »ich bitte Sie …«
    »Wollen wir von etwas anderem sprechen?« fragte der Magier höfl ich, und er ließ sich ungezwungen auf einem Sofa nieder, ohne die Einladung abzuwarten, die der Kardinal bisher vor lauter Überraschung versäumt hatte. Verblüfft über soviel Freiheit sah der Prälat seinem Besucher zu. Doch sollte er in ganz anderer Weise verblüfft werden, als dieser, mit einemmal sehr ernst werdend, auf jene nicht unbedeutende Summe des Billetts zu sprechen kam. Sie belief sich auf genau fünfhunderttausend Francs, die der Kardinal nicht, wie erhofft, zu erhalten, sondern seinem Gast zu erstatten hatte. Dieses Geld hatte Joseph Balsamo einst dem Fürsten geliehen, doch hatte dieser geglaubt, seiner Schuld ledig zu sein, als er vor zehn Jahren Balsamos Tod erfuhr.
    Aschfahl geworden, starrte der Prälat auf die Schuldverschreibung, die er vor so langem ausgestellt und dann gänzlich vergessen hatte und die ihm nun von seinem unerwartet wiederaufer-standenen Gläubiger vorgelegt wurde.
    »Ich bestätige, von Herrn Joseph Balsamo die Summe von fünfhunderttausend Francs erhalten zu haben, die ich auf erste Ein-forderung zurückerstatten werde.
    Louis de Rohan«
    Was sollte er tun? Wie ein Blitzschlag zertrümmerte diese Forderung die schönen Traumgebäude des Kardinals. Er zitterte am ganzen Leibe. Die Unheimlichkeit dieses Überfalls schnürte ihm die Kehle zu. Welcher rätselhafte Zufall hatte es gefügt, daß diese alte Schuld genau den Betrag ausmachte, den er zu seinen gro-
    ßen Zwecken erst vor wenigem zusammengetragen hatte?
    Kaltblütig beobachtete Cagliostro sein Gegenüber.
    »Seien Sie überzeugt, Monseigneur«, sagte er schließlich, »daß ich das Geld jetzt nicht verlangen würde, wenn ich mich nicht tatsächlich am Ende meiner Mittel sähe und wenn ich nicht wüß-
    te, daß Sie augenblicklich über diese Summe verfügen.«
    Der Kardinal blickte Cagliostro entgeistert an.
    »Nicht wahr«, fuhr dieser fort, »Sie haben dreißigtausend Livres in Gold, zehntausend in Silber und den Rest in Kassenscheinen in diesem Schrank?«
    Herr de Rohan ließ jeden Gedanken fahren, den furchtbaren Hellseher um einen Aufschub zu bitten. Er erhob sich stumm und zahlte.
    Abrechnungen
    Ludwig XVI. kam übelgelaunt in den Rat. Die Nachrichten aus Rußland waren schlecht. Ein Schiff war im Löwengolf gesunken. Mehrere Provinzen verweigerten die Steuern. Eine schöne Weltkarte, die der König selber poliert und gefi rnißt hatte, war unter Wärmeeinwirkung gesprungen,

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