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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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mitgeteilt, dass sie tot war. »Himmel«, sagte er und fast versagte ihm die Stimme. »Mein Gott.«
    »Ich weiß«, sagte Howser.
    Bodecker holte mehrmals tief Luft, um sich zu beruhigen, und schob die Sonnenbrille in die Tasche. »Lass mich mal ein paar Minuten mit ihr allein.«
    »Klar«, sagte der Deputy. Er ging zu den anderen Männern hinüber und redete leise mit ihnen.
    Bodecker kauerte sich neben die offene Beifahrertür und sah sich Sandy eingehend an, die Falten in ihrem Gesicht, die schlechten Zähne, die verblassten blauen Flecken an den Beinen. Sie war schon immer ein wenig heruntergekommen gewesen, aber sie war seine Schwester. Bodecker zog sein Taschentuch heraus und wischte sich die Augen trocken. Sandy trug knappe Shorts und eine enge Bluse. Sie kleidete sich immer noch wie eine Nutte. Er stieg ein, zog sie an sich und sah ihr über die Schulter. Die Kugel war durch den Hals gefahren und oben am Rücken wieder ausgetreten, links von der Wirbelsäule, ein paar Zentimeter unterhalb der Eintrittswunde. Sie steckte in der Füllung der Fahrertür. Bodecker nahm sein Taschenmesser und pulte die Kugel heraus. Sah aus wie eine 9-mm. Neben dem Bremspedal lag eine Pistole, eine .22er. »War die hintere Tür so offen, als du hier eingetroffen bist?« rief er Howser zu.
    Der Deputy ließ die Männer auf der Straße stehen und kam zum Kombi geeilt. »Wir haben nichts angerührt, Lee.«
    »Wo ist der Farmer, der sie gefunden hat?«
    »Er sagte, er habe eine kranke Ziege, um die er sich kümmern müsse. Ich habe ihn ziemlich intensiv befragt, bevor er ging. Der weiß nichts.«
    »Hast du schon Fotos gemacht?«
    »Ja, bin gerade fertig geworden, als du gekommen bist.«
    Bodecker gab Howser die Kugel, dann beugte er sich wieder über den Vordersitz und hob die .22er mit einem Taschentuch auf. Er roch am Lauf, öffnete den Zylinder, sah, dass sie einmal abgefeuert worden war. Er drückte auf den Auswerfer, und fünf Hülsen fielen ihm in die Hand. Die Enden waren gequetscht. »Verdammt, das sind Platzpatronen.«
    »Platzpatronen? Warum zum Henker würde jemand so etwas tun, Lee?«
    »Keine Ahnung, aber es war ein schwerer Fehler, so viel steht fest.« Er legte die Waffe auf den Sitz neben die Handtasche und die Kamera. Dann stieg er aus und ging zu Carl hinüber. Sein toter Schwager hielt noch immer die .38er in der rechten Hand und etwas Gras und Erde in der anderen. Es sah so aus, als habe er sich in den Boden gekrallt. Ein paar Fliegen krabbelten um die Wunden herum, eine weitere saß auf seiner Unterlippe. Bodecker kontrollierte die Pistole. »Und dieser Penner hat nicht einen Schuss abgefeuert.«
    »Jedes einzelne der beiden Löcher, die er hat, hätte ihn erledigt«, sagte Howser.
    »War ohnehin nicht sonderlich viel nötig, um Carl umzuhauen«, sagte Bodecker. Er wendete sich ab und spuckte aus. »Er war so wertlos wie nur was.« Bodecker nahm die Geldbörse, die auf der Leiche lag, und zählte vierundfünfzig Dollar. Dann kratzte er sich am Kopf. »Also, ein Raubüberfall war es schon mal nicht, oder?«
    »Wie wahrscheinlich ist es, dass Tater Brown irgendetwas damit zu tun hat?«
    Bodecker bekam einen hochroten Kopf. »Wie zum Henker kommst du denn darauf?«
    Der Deputy zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich stelle nur Vermutungen an. Ich meine, wer würde denn hier in der Gegend sonst so einen Scheiß abziehen?«
    Bodecker stand auf und schüttelte den Kopf. »Nein, das hier ist viel zu auffällig für den schleimigen Schwanzlutscher. Wenn er es getan hätte, wären wir nicht so leicht darauf gestoßen. Er hätte dafür gesorgt, dass die Maden sich ein paar Tage lang an ihnen zu schaffen machen.«
    »Ja, stimmt wohl«, pflichtete ihm der Deputy bei.
    »Und was ist mit dem Gerichtsmediziner?« fragte Bodecker.
    »Ist unterwegs.«
    Bodecker nickte zu den anderen Polizisten hinüber. »Die sollen sich mal in dem Maisfeld umschauen, vielleicht finden sie was, und du hältst Ausschau nach dem Gerichtsmediziner.« Er wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß vom Nacken, wartete, bis Howser davonging, dann setzte er sich auf den Beifahrersitz des Kombis. Neben Sandys Handtasche lag eine Kamera. Das Handschuhfach war offen. Unter einigen zusammengeknüllten Straßenkarten lagen ein paar Filmdosen und eine Schachtel .38er-Munition. Bodecker sah sich um, ob Howser noch immer mit den Polizisten sprach, stopfte sich die Filme in die Tasche und inspizierte die Handtasche. Er fand eine Quittung des Holiday Inn

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