Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
gemacht hatte, von den beiden alten Arschlöchern dort und ihrer Verbindung zu allem anderen. Es war dasselbe Gefühl, das er auch bei den Models hatte. Sie hatten die eine Himmelsrichtung der anderen vorgezogen und waren in Sandys und seinem Wagen gelandet. Hatte Carl eine Erklärung dafür? Nein, hatte er nicht, aber er konnte es verdammt noch mal fühlen. Ein
Mysterium
, anders konnte Carl es nicht nennen. Morgen, das wusste er, würde es nichts mehr bedeuten. Das Gefühl würde vergangen sein, bis zum nächsten Mal. Dann hörte er, wie in der Küche hinten Wasser ins Spülbecken lief, und vor seinem geistigen Auge tauchte das deutliche Bild eines nassen Grabes auf, das er einmal in einer sternenklaren Nacht gebuddelt hatte – er hatte an einer feuchten Stelle gegraben, und der hoch am Himmel stehende Halbmond, der so weiß gewesen war wie frisch gefallener Schnee, war auf dem Wasser in der Grube gehüpft und hatte sich schließlich beruhigt; Carl hatte noch nie etwas so Schönes gesehen – und er versuchte jetzt, das Bild festzuhalten, weil er schon eine Weile nicht mehr daran gedacht hatte. Doch dann mischten sich wieder die Stimmen der alten Männer ein und störten seinen Frieden.
Carl bekam leichte Kopfschmerzen, und er bat die junge Kellnerin um ein Aspirin, die sie, wie er wusste, in ihrer Geldbörse bei sich trug. Sie rauchte gern Aspirin, hatte sie ihm eines Nachts gebeichtet, sie zerstieß die Tabletten und mischte das Pulver unter den Tabak einer Zigarette. Kleinstadtdroge, hatte Carl gedacht, und er hatte sich beherrschen müssen, dieses arme, unbedarfte Mädchen nicht auszulachen. Sie reichte ihm zwei Tabletten und zwinkerte, als würde sie ihm Morphium oder so was geben. Er lächelte sie an und überlegte wieder, ob er sie nicht mal auf eine Probefahrt mitnehmen und zuschauen sollte, wie sich ein Tramper mit ihr vergnügte, während er ein paar Fotos machte und ihr versicherte, dass alle Models auf diese Weise ihre Karriere begännen. Sie würde ihm bestimmt glauben. Carl hatte ihr ein paar ziemlich wilde Geschichten aufgetischt, und sie reagierte schon eine Weile nicht mehr peinlich berührt. Dann schluckte er die Tabletten und drehte sich ein wenig auf seinem Hocker, um die beiden Alten besser verstehen zu können.
»Die Demokraten treiben das Land in den Ruin«, erklärte der Cowboy. »Was wir brauchen, Bus, ist unsere eigene kleine Armee. Lass uns ein paar von denen umnieten, dann begreifen es die anderen schon.«
»Die Demokraten oder die Langhaarigen, J. R.?«
»Fangen wir erst mal mit den Schwuchteln an«, antwortete der Cowboy. »Weißt du noch, das verrückte Arschloch, das auf dem Highway das Huhn auf sich stecken hatte? Bus, ich garantiere dir, mit diesen Langhaarigen wird es zehn Mal so schlimm.«
Carl trank einen Schluck Kaffee und lauschte, während die beiden Männer von einer Privatmiliz fantasierten, davon, dass dies ihr letzter Dienst am Vaterland sein würde, bevor sie starben. Sie würden sich nur zu gern opfern, wenn nötig. Das war ihre Pflicht als Staatsbürger. Dann hörte Carl, wie einer der beiden laut sagte: »Wen zum Henker starrst du denn an?«
Sie sahen ihn an. »Niemanden«, antwortete Carl. »Ich trinke nur meinen Kaffee.«
Der Cowboy zwinkerte dem Anzugträger zu und fragte: »Und was denkst du so, mein Junge? Magst du die Langhaarigen?«
»Weiß nicht«, antwortete Carl.
»Scheiße, J. R., zu Hause wartet wahrscheinlich schon einer von denen auf ihn«, sagte der Anzugträger.
»Ja, der hat nicht den Mumm, den wir brauchen«, winkte der Cowboy ab und wendete sich wieder seinem Kaffee zu. »Scheiße, hat wahrscheinlich noch nicht mal gedient. Weich wie ein Doughnut, der Junge.« Er schüttelte den Kopf. »Das ganze verdammte Land wird so.«
Carl erwiderte nichts darauf, aber er fragte sich, wie es wohl wäre, ein paar vertrocknete Wichser wie die beiden umzulegen. Einen Augenblick dachte er daran, sie zu verfolgen, wenn sie aufbrachen, und dann dazu zu zwingen, sich gegenseitig zu vögeln. Bis zu dem Augenblick, da er Ernst machte, würde sich der Cowboy schon den kleinen Hut vollgeschissen haben, da wettete er drauf. Die beiden Schwanzlutscher konnten Carl Henderson ruhig so lange anstarren und für ein Nichts halten, wie sie wollten, ihm war das egal. Die konnten bis in alle Ewigkeit damit angeben, wen sie alles umlegen wollten, dabei hatte keiner von den beiden den Schneid dazu. Nach einer Viertelstunde würden die beiden ihn um einen Platz in der
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