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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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er den Pfandleiher.
    »Folgen Sie mir«, sagte der Mann. Er führte Carl in ein Hinterzimmer und feuerte zwei Schuss auf ein Fass voller Sägemehl und alter Zeitschriften ab. »Das Modell bauen die schon seit den Vierzigern nicht mehr, aber das ist immer noch eine verdammt gute Waffe.«
    Carl fuhr zurück ins
Blue Star Motel
, wo Sandy in einer heißen Badewanne lag. Er zeigte ihr die Knarre und schwor, er würde die beiden Schweine umlegen, die sie reingelegt hatten; stattdessen fuhr er die Straße entlang und setzte sich für den Rest des Tages auf eine Parkbank und dachte daran, sich selbst umzubringen. An jenem Tag zerbrach etwas in ihm. Zum ersten Mal erkannte er, dass sein ganzes Leben absolut nichts wert war. Das Einzige, was er konnte, war, eine Kamera zu bedienen, aber wer brauchte denn noch einen weiteren Idioten mit schütterem Haar, der langweilige Fotos von rotgesichtigen Babys, aufgetakelten Schlampen beim Abschlussball und grimmigen Paaren machte, die fünfundzwanzig Jahre Elend feierten? Als Carl am Abend in das Motelzimmer zurückkam, schlief Sandy bereits.
    Am folgenden Nachmittag fuhren sie zurück nach Ohio. Er fuhr, sie saß auf den Kissen, die sie aus dem Motelzimmer mitgenommen hatten. Er konnte ihr kaum in die Augen schauen, und sie sprachen keine zwei Worte miteinander, während sie die Wüste Richtung Colorado durchquerten. Die Blutung hörte endlich auf, als sie in die Rocky Mountains fuhren, und Sandy sagte, sie würde lieber selbst fahren, anstatt nur dazusitzen und daran zu denken, wie sie von dem zugedröhnten Sklaven dieses Zwerges vergewaltigt worden war, während all die Männer Witze über sie rissen. Also setzte sie sich hinters Lenkrad, zündete sich eine Zigarette an und schaltete das Radio ein. Sie hatten nur noch vier Dollar. Ein paar Stunden später nahmen sie einen nach Gin stinkenden Mann mit, der zurück zum Haus seiner Mutter in Omaha trampen wollte. Er erzählte ihnen, dass er alles, auch sein Auto, in einem Bordell nördlich von Reno verloren habe, das eigentlich nur aus einem Wohnwagen mit drei Frauen bestand, einer Tante und ihren zwei Nichten. »Muschis«, erklärte der Mann, »das war schon immer mein Problem.«
    »Ist das wie so eine Art Krankheit, die Sie dann erfasst?« fragte Carl.
    »Mann, Sie hören sich an wie dieser Seelenklempner, mit dem ich mich mal unterhalten musste.« Sie fuhren ein paar Minuten lang schweigend weiter, dann beugte sich der Mann vor und legte seine Arme lässig auf die Lehne der Vorderbank. Er bot ihnen einen Schluck aus einem Flachmann an, doch die beiden waren nicht gerade in Partystimmung. Carl öffnete das Handschuhfach und nahm seine Kamera heraus. Er fand, er konnte genauso gut ein paar Naturaufnahmen machen. Wahrscheinlich würde er diese Berge niemals wiedersehen. Der Tramper lehnte sich wieder zurück und fragte: »Ist das Ihre Frau?«
    »Ja.«
    »Ich sag Ihnen was, mein Freund. Ich weiß ja nicht, in welcher Lage Sie sind, aber ich gebe Ihnen zwanzig Piepen für eine schnelle Nummer mit ihr. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich es sonst bis Omaha schaffe.«
    »Jetzt reicht’s«, sagte Sandy. Sie trat auf die Bremse und blinkte. »Ich hab die Schnauze gestrichen voll von euch Arschlöchern.«
    Carl blickte kurz auf die halb unter einer Landkarte verborgene Pistole im Handschuhfach. »Augenblick«, sagte er leise zu Sandy. Er drehte sich um und sah den Mann an, gute Kleidung, schwarze Haare, olivfarbener Teint, hohe Wangenknochen. Ein Hauch von Eau de Cologne mischte sich in den Gin-Geruch. »Ich dachte, Sie hätten Ihr ganzes Geld verloren.«
    »Na ja, hab ich auch, zumindest alles, was ich hatte, aber als ich nach Las Vegas kam, hab ich meine Mutter angerufen. Sie wollte mir dieses Mal kein neues Auto spendieren, aber sie hat mir ein paar Dollar überwiesen, damit ich es bis nach Hause schaffe. Sie ist gut bei solchen Dingen.«
    »Wie wär’s mit fünfzig? Haben Sie so viel?«
    »Carl!« rief Sandy. Sie war kurz davor, ihm zu sagen, dass er seinen Hintern auch gleich rausschwingen könne, als sie sah, wie er die Pistole aus dem Handschuhfach zog. Sie schaute zurück auf die Straße und fuhr wieder schneller.
    »Mann, ich weiß ja nicht«, sagte der Kerl und kratzte sich am Kinn. »Das Geld hab ich schon, aber für fünfzig Piepen kriegt man schon ein schönes Feuerwerk, verstehen Sie, was ich meine? Wie wär’s mit ein paar Extras?«
    »Klar, alles, was Sie wollen«, sagte Carl; sein Mund wurde trocken und sein

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