Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels
gegangen war, hatte er sich an die Theke gesetzt und Kaffee bestellt. »Der Typ, der gerade gegangen ist«, sagte er, »wissen Sie, wie der heißt?«
»Bill meinen Sie?«
»Bill, hm?« sagte Bodecker und unterdrückte ein Grinsen. »Ein Freund von Ihnen?«
»Weiß nicht«, antwortete sie. »Wir kommen ganz gut aus.«
Bodecker zog ein kleines Notizbuch und einen Bleistift aus der Hemdtasche und tat so, als würde er etwas notieren. »Schluss mit dem Blödsinn; jetzt sagen Sie mir, was Sie über ihn wissen.«
»Krieg ich Ärger?« fragte sie. Sie kaute auf einer Haarsträhne und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Nicht, wenn Sie reden.«
Nachdem Bodecker sich eine Weile angehört hatte, wie das Mädchen ein paar von Carls Geschichten wiederholte, sah er auf die Uhr und stand auf. »Das genügt für diesmal«, sagte er und steckte das Notizbuch wieder in die Tasche. »Klingt nicht nach dem, den wir suchen.« Er dachte einen Augenblick nach und sah das Mädchen an. Sie knabberte noch immer an ihren Haaren. »Wie alt sind Sie?« fragte er.
»Sechzehn.«
»Hat dieser Bill Sie jemals gebeten, für irgendwelche Fotos zu posieren?«
Das Mädchen wurde rot. »Nein«, antwortete sie.
»Sobald er das erste Mal davon anfängt, rufen Sie mich an, okay?« Wenn es nicht Carl gewesen wäre, der versuchte, das Mädchen flachzulegen, dann hätte Bodecker sich nicht weiter darum gekümmert. Aber das Schwein hatte seine Schwester ruiniert, und das konnte er nicht vergessen, ganz gleich, wie oft er sich ermahnte, dass ihn das nichts anginge. Es nagte einfach weiter an ihm, wie ein Krebs. Zumindest konnte er Sandy das mit dieser kleinen Kellnerin stecken. Doch eines Tages würde er Carl die richtige Rechnung servieren. So schwer würde das nicht werden, dachte er, auch nicht anders, als einen Eber zu kastrieren.
Nach der Befragung der Kellnerin hatte er den Diner verlassen und war zum State Park neben dem Gefängnis gefahren, um darauf zu warten, dass Tater Brown ihm das Geld brachte. Die Funkzentrale quakte irgendwas von einer Fahrerflucht auf dem Huntington Pike, und Bodecker streckte die Hand aus, um leiser zu drehen. Vor ein paar Tagen hatte er wieder mal einen Job für Tater Brown erledigt und seine Marke dazu benutzt, einen Kerl namens Coonrod aus einer alten Hütte zu holen, in der er sich unten am Paint Creek versteckt hatte. Coonrod hatte in Handschellen auf dem Rücksitz gehockt und gedacht, der Sheriff würde ihn in die Stadt fahren und befragen, bis der Streifenwagen an der Schotterstraße auf dem Reub Hill anhielt. Bodecker sprach kein Wort, zerrte den Kerl nur an den Handschellen aus dem Wagen und schleifte ihn ein paar Hundert Meter in den Wald hinein. Gerade als Coonrod vom Schreien zum Flehen übergehen wollte, trat Bodecker hinter ihn und schoss ihm in den Kopf. Jetzt schuldete Tater ihm fünftausend Dollar, tausend mehr, als der Sheriff beim ersten Mal berechnet hatte. Coonrod, dieser Sadist, hatte eine der besseren Nutten verprügelt, die in Taters Strip-Club arbeiteten, und versucht, ihr die Gebärmutter mit einem Klostampfer herauszuziehen. Es hatte den Irren weitere dreihundert Dollar im Krankenhaus gekostet, ihr alles wieder einpflanzen zu lassen. Der Einzige, der was bei der Angelegenheit verdiente, war Bodecker.
Sandy seufzte und sagte: »Okay, Lee, worauf zum Henker willst du eigentlich hinaus?«
Bodecker leerte sein Glas und kaute auf einem Eisstück herum. »Na ja, der Kellnerin zufolge heißt dein Gatte Bill und ist ein VIP-Fotograf in Kalifornien. Er hat ihr erzählt, er sei mit einem ganzen Haufen Filmstars befreundet.«
Sandy drehte sich zur Spüle um und versenkte wieder eine Reihe von dreckigen Gläsern in dem lauwarmen Wasser. »Er hat sie doch nur verarscht. Manchmal legt Carl die Leute zum Spaß rein, nur um zu sehen, wie sie darauf reagieren.«
»Nun, nach allem, was ich so gesehen habe, kriegt er eine ziemlich gute Reaktion darauf. Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass der fette Arsch so etwas kann.«
Sandy schleuderte ihr Trockentuch hin und drehte sich um. »Was zum Henker tust du da? Spionierst du ihm nach?«
»He, ich wollte dich nicht verärgern«, sagte Bodecker und wich zurück. »Ich dachte nur, du solltest das wissen.«
»Du hast Carl noch nie gemocht«, sagte sie.
»Verdammt, Sandy, er ist dein Lude.«
Sandy rollte mit den Augen. »Du tust gerade so, als würdest du nie etwas Unrechtes machen.«
Bodecker setzte die Sonnenbrille auf, zwang sich zu einem
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