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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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Hölle anflehen. Er konnte ihnen Dinge zufügen, die sie dazu bringen würden, die Finger des anderen zu essen, nur damit er sie zwei Minuten in Ruhe ließ. Dazu musste er sich nur entscheiden. Er trank seinen Kaffee, sah hinaus zum Cadillac, auf die neblige Straße. Na klar, nur ein alter fetter Bursche, Chef. Weich wie ein beschissener Doughnut.
    Der Cowboy zündete sich wieder eine Zigarette an und hustete etwas Braunes hoch, das er in den Aschenbecher spuckte. »Man sollte sich eines von diesen Mistviechern als Haustier halten, das wär was«, sagte er und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab.
    »Ein Männchen oder ein Weibchen, J.R.?«
    »Scheißegal, sehen doch eh alle gleich aus.«
    Der Anzugtyp grinste. »Und womit willst du es füttern?«
    »Du weißt verdammt gut, womit, Bus«, antwortete der Cowboy, und die beiden lachten.
    Carl drehte sich um. Darauf war er noch nicht gekommen. Ein Haustier. So etwas ging im Augenblick nicht, aber später vielleicht. Siehst du, sagte er bei sich, immer wieder gibt es etwas Neues und Aufregendes, worauf man sich freuen kann, selbst in diesem Leben. Abgesehen von den Wochen, in denen sie auf Jagd waren, fiel es ihm sehr schwer, sich bei Laune zu halten, doch dann geschah immer etwas, das ihn daran erinnerte, dass nicht alles bloß beschissen war. Um auch nur daran zu denken, ein Model in eine Art Haustier zu verwandeln, mussten sie wegziehen, weit hinaus in die Wälder. Man brauchte einen Keller oder zumindest eine Art Anbau, einen Werkzeugschuppen, eine Scheune. Vielleicht konnte er ihm beibringen, auf jedes Wort zu gehorchen, obwohl Carl schon beim ersten Nachdenken bezweifelte, dass er so viel Geduld hatte. Sandy bei der Stange zu halten, war schon schwer genug.

28.
    Eines Nachmittags gegen Ende Februar, Sandy hatte gerade ihre Schicht begonnen, betrat Bodecker die
Tecumseh Lounge
und bestellte eine Coke. Ansonsten war niemand in der Bar. Sie schenkte ihm wortlos ein und kehrte wieder zu der Spüle hinter der Theke zurück, wo sie die dreckigen Bier- und Schnapsgläser von letzter Nacht abwusch. Bodecker bemerkte die dunklen Ringe um ihre Augen und die grauen Strähnen im Haar. So wie ihr die Jeans um die Beine schlackerte, mochte sie keine vierzig Kilo wiegen. Bodecker gab Carl die Schuld dafür, dass es mit Sandy bergab ging. Er hasste die Vorstellung, wie dieser fette Mistkerl sich von ihr aushalten ließ. Sandy und er waren zwar in all den Jahren nie sonderlich vertraut miteinander gewesen, aber sie war noch immer seine Schwester. Sie war gerade erst vierundzwanzig geworden, fünf Jahre jünger als er selbst. So wie sie heute aussah, ging sie nur mit Mühe für vierzig durch.
    Lee setzte sich auf einen Hocker am Ende der Theke, um die Tür beobachten zu können. Seit dem Abend, als er in die Bar gehen musste, um den Geldumschlag abzuholen – die dümmste Sache, die Tater Brown ihm bislang eingebrockt hatte, und der Mistkerl hatte auch noch davon gehört –, hatte Sandy kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Es bereitete ihm Kummer, zumindest ein wenig, wenn er darüber nachdachte, dass sie schlecht von ihm denken könnte. Sie war wohl immer noch sauer, weil er ihr wegen ihrer Hurerei an der Hintertür dieser Spelunke die Hölle heiß gemacht hatte. Er drehte sich um und sah sie an. Der Laden war tot, das einzige Geräusch stammte von den Gläsern, die im Wasser gegeneinanderschlugen, wenn sie eins herausnahm, um es zu spülen. Scheiß drauf, dachte er. Er fing an zu reden und erwähnte, dass Carl ziemlich viel Zeit damit verbrachte, sich mit einer jungen Kellnerin im
White Cow
zu unterhalten, während sie hier feststeckte und ausschenkte, um die Rechnungen zu bezahlen.
    Sandy stellte das Glas in den Plastikbehälter und trocknete sich die Hände ab, während sie überlegte, was sie erwidern sollte. Carl hatte sie in letzter Zeit sehr oft zur Arbeit gefahren, aber das ging Lee überhaupt nichts an. Was sollte Carl auch mit einer Frau anstellen? Er bekam doch nur noch einen hoch, wenn er sich seine Fotos anschaute. »Na und?« sagte sie schließlich. »Er ist einsam.«
    »Ja, und er lügt auch wie gedruckt«, setzte Bodecker nach. Am Vorabend hatte er Sandys schwarzen Kombi vor dem
White Cow
stehen sehen. Er hatte an der gegenüberliegenden Straßenseite gehalten und seinen Schwager beobachtet, wie er sich freudig mit der dürren Kellnerin unterhielt. Die beiden sahen so aus, als hätten sie Spaß zusammen, und Bodecker war neugierig geworden. Nachdem Carl

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