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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schlappschwanz.« Manfried von Minden spuckte ins Gras. »Kein großer Verlust, möchte ich meinen.«
    Aber niemand stimmte ihm zu. Die anderen im Zelt Versammelten tauschten stumme Botschaften, blickten auf ihre Fingernägel oder auf ihre Stiefelspitzen, nur nicht zu ihrem König, damit der das Mitleid in ihren Augen nicht sah. Der Abfall der lothringischen Bischöfe war eine Sache. Aber der Erzbischof von Mainz?
    »Freunde, seid so gut und lasst mich allein«, bat Otto seine Getreuen.
    Bereitwillig wandten sie sich zum Ausgang. Ein jeder schien zu verstehen: Der König rang mit der Erkenntnis, dass er am Ende war. Und das wollte er unbelauert tun.

Andernach, Oktober 939
    »Mein Prinz?«, rief Wiprecht von draußen. »Die Herzöge warten.«
    Henning verzog das Gesicht, antwortete aber: »Sag ihnen, ich komme gleich!« Er steckte die Nase in Miltrauds zerwühlten braunen Lockenschopf und flüsterte: »Ich kann sowieso nicht mehr. Du hast mich wieder einmal völlig ausgelaugt, du kleines Luder.«
    Sie lächelte zufrieden, rekelte sich auf der Felldecke und schlang gleichzeitig die Beine um seine Hüften. »Nur noch einen Moment«, bettelte sie, ihre Stimme rau und einschmeichelnd. »Du bist noch nicht müde, ich weiß es. Lass mich nur machen …« Sie ließ die schmale Linke über seinen Bauch abwärtswandern und ertastete sein Glied, das sich unter ihren geschickten Fingern tatsächlich wieder zu regen begann.
    Henning legte die Hände auf ihre üppigen, festen Brüste. Er hatte schon aus so mancher Jungfrau eine Hure gemacht, aber keine hatte sich je mit solcher Hingabe in ihre neue Rolle gefügt wie diese hier. Er hatte sie auf einem der sächsischen Güter gefunden, die sie überfallen hatten. Ihr Vater hatte sie im Heu versteckt – diese dämlichen Bauern wurden einfach nicht klüger; alle versteckten ihre Töchter im Heu –, und so hinreißend hatte sie ausgesehen mit ihren nackten Füßen und den Halmen im Lockenschopf, den großen, dunklen Augen, die ihn furchtsam und herausfordernd zugleich anstarrten, dass er es ihr da und dort im Heu besorgt hatte. Bereitwillig, beinah gierig hatte sie ihm die festen und doch daunenweichen Schenkel geöffnet. Sie hatte nur Augen für ihn gehabt, schien die Schreie von Mensch und Tier nicht zu hören, die brennenden Katen um sie herum nicht zu sehen. Und als er fertig war, hatte sie gesagt: »Tu es noch einmal. Du kannst alles mit mir machen, was du willst, nur nimm mich mit, wo immer du hingehst. Lass mich nicht hier, wo nur ein Hungerwinter wartet. Ich will die Welt sehen und ein bisschen leben, eh ich sterbe. Bitte, nimm mich mit.«
    Das hatte er getan und bald festgestellt, dass sie gemeint hatte, was sie sagte: Er durfte mit ihr machen, was er wollte, und je ausgefallener seine Wünsche, um so schärfer wurde sie. Sie war für die Sünde geboren, hatte er voller Seligkeit erkannt, ein wahres Gottesgeschenk für einen einsamen Prinzen auf einem Plünderungszug, und eine wirklich nette Abwechslung von den kuhäugigen, ewig heulenden Schlampen, mit denen er sonst vorliebnehmen musste.
    Dennoch schob er ihre Hände nun weg und setzte sich auf. »Später. Wir brechen das Lager hier heute ab und müssen den Fluss überqueren, ehe es dunkel wird.«
    Giselbert und Eberhard wollten nur noch einen Happen essen, ehe sie übersetzten, und besprechen, wie sie weiter vorgehen wollten. Und Henning wusste, das durfte er auf keinen Fall versäumen. Sie behandelten ihn ohnehin schon, als wäre er das dritte Rad an ihrem Karren, nicht ihr zukünftiger König. Manchmal redeten sie über seinen Kopf hinweg, sodass er sich vorkam wie ein Gepäckstück. Das machte ihn wütend. Und es beunruhigte ihn. Er hatte sein Schicksal mit Giselbert und Eberhard verknüpft, aber das bedeutete nicht, dass er auch nur einem von beiden traute. Immerhin war Eberhards Bruder König gewesen, bevor Hennings Vater die Krone bekam, und Eberhard hatte nie aufgehört, danach zu gieren. Was genau es war, das Giselbert wollte, war schwieriger zu durchschauen. Doch Henning argwöhnte, dass sie etwas im Schilde führten, und zwar gemeinsam. Gegen ihn. Nur kam er nicht dahinter, was es war, und das machte ihn ganz verrückt.
    So verrucht und kurzweilig die kleine Schlampe auch war, Henning vermisste seine Frau. Judith hätte gewusst, was zu tun war. Aber Judith war nicht hier. Sie hatte sich zu ihrem Bruder Berthold, dem Herzog von Bayern, begeben, um abzuwarten, wie dieser Krieg ausging. Notfalls für sich und

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