Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
nicht …«
    »Schsch.« Er legte einen Finger an ihre Lippen. »So war es nicht gemeint. Ich habe nie daran gezweifelt, dass du gesunde Kinder zur Welt bringen kannst.« Er musste über ihre sturmumwölkte Miene lächeln, beugte sich über sie und strich mit den Lippen über die ihren.
    Ihre Züge entspannten sich, und sie schloss die Augen. »Ich bin ja so froh, dass es ein Sohn geworden ist …«
    Ich auch, dachte Tugomir. Es war wichtig für einen Fürsten, möglichst schnell einen Erben zu zeugen. Die Ankunft des kleinen Palcik festigte nicht nur seine Position, sondern auch die seiner Fürstin, die immer noch viele der Heveller mit Argwohn betrachteten. »Aber als Nächstes können wir es von mir aus mit einem Mädchen versuchen«, antwortete er. »Vorausgesetzt, sie schlägt dir nach.«
    »Aber nicht vor morgen«, murmelte Alveradis und schlief ein.
    Sie erholte sich gut von der Geburt und bekam kein Fieber, wie er insgeheim befürchtet hatte. Der Junge trank munter und gedieh, und selbst Tuglo lobte seine kräftigen Lungen, als Tugomir seinen lauthals brüllenden Sohn nach einer Woche bei einem Festmahl in der Halle Priestern und Kriegern präsentierte.
    »Bei seiner Taufe hat er lauter geschrien«, raunte Widukind an Tugomirs Seite.
    »Man kann es ihm kaum verdenken«, gab der Vater des Jungen ebenso gedämpft zurück, der sich nur zu gut an die eisigen Güsse bei seiner eigenen Taufe vor einem Jahr erinnerte.
    Die Stimmung in der Halle war ausgelassen. Die Heveller feierten die Ankunft ihres neuen Prinzen ebenso wie das Ende des bitterkalten Winters, und Tugomirs Onkel Slawomir war nicht der Einzige, der die beiden freudigen Ereignisse bei seinem Trinkspruch in Zusammenhang brachte: »Überall um uns herum erwachen Leben und Hoffnung von Neuem, so wie hier auf der Brandenburg. Lasst uns unseren Fürsten feiern, der uns mit seiner Umsicht und Klugheit durch den schwersten Winter gebracht hat, an den ich mich erinnern kann, und trinken wir auch auf unsere Fürstin Alveradis: Ihr Name mag fremd in unseren Ohren klingen, und sie wurde auch nicht an den Ufern der Havel geboren, aber sie hat uns einen Prinzen gegeben, die Zukunft der Heveller. Mögen die Götter, alte wie neue, dir immer gewogen sein, Fürstin.«
    Die Heveller trommelten mit den Bechern auf die Tische.
    Alveradis legte kurz die Hände vor der Brust zusammen und neigte den Kopf vor Slawomir, um ihren Dank auszudrücken.
    Während Tugomir dem etwas umständlichen und langatmigen Trinkspruch des alten Falibor lauschte, beobachtete er seine Frau: Sie war nicht nur ein hinreißender Anblick in ihrem blauen Kleid und mit dem blütenweißen, duftigen Tuch auf dem Kopf, das ein goldener Stirnreif hielt. Sie wirkte auch selbstbewusster als noch vor wenigen Wochen. Sie hatte es von Anfang an verstanden, würdevoll aufzutreten und ihre Stellung zu wahren, vor allem dann, wenn die Heveller ihr geringschätzig begegneten. Doch er wusste, es hatte sie Mühe gekostet. Heute saß sie hoch aufgerichtet, aber entspannt an ihrem Ehrenplatz, weil sie genau wusste, dass sie ihn sich jetzt verdient hatte, und scherzte mit Jarmila an ihrer linken Seite genauso ungezwungen wie mit Dragomira an ihrer rechten.
    »Es wird besser, Tugomir«, bemerkte Widukind und legte einen der steinharten Brotfladen in seine Eintopfschale, wie es hier üblich war. Während er darauf wartete, dass der Fladen einweichte, schnitt er sich ein Stück vom Wildschweinbraten.
    Tugomir wiegte den Kopf. »Wir haben Glück gehabt. Bisher sind uns die wirklich schweren Krisen erspart geblieben, trotz des Winters.«
    »Das hatte nichts mit Glück zu tun«, widersprach der Bischof. »Du hast einfach alles richtig gemacht.«
    Tugomir hatte zusammen mit den Priestern ausgerechnet, wie viel Vieh sie brauchten, um die Heveller auf der Brandenburg und diejenigen, die hier Obdach und Nahrung suchen würden, durch den Winter zu bringen und den Viehbestand für das nächste Jahr zu sichern. Die überzähligen Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen hatten sie nach Süden getrieben, ehe der Schnee ernsthaft zu fallen begann, und bei den Marzanen, Spreewanen und anderen Nachbarvölkern, die mehr Ackerbau betrieben als die Heveller, gegen Korn eingetauscht. Tugomir hatte Semela und alle anderen Daleminzer mit auf die Reise genommen, die den Wunsch äußerten, ihre Heimat wiederzusehen, und sie waren bis an die Jahna gezogen. Die Burg war nicht wieder aufgebaut worden, denn Gero hatte es verboten, aber in der

Weitere Kostenlose Bücher