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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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dieser Wiese auch noch einen deiner berauschenden Pilze gefunden und davon genascht hast. Oder was mag es sonst sein, das dich so untypisch milde und einsichtig stimmt?«
    Tugomir grinste, und für einen Herzschlag erhaschte sie einen Blick auf den Bruder, der er früher gewesen war: ihr Freund, ihr Beschützer gegen ihren Vater oder Bolilut und dessen scharfzüngige Frau, manchmal ihr Komplize. Es war vor allem der plötzliche warme Glanz in den Augen, der ihr den Tugomir von einst in Erinnerung brachte, und ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen, so sehr vermisste sie ihn.
    »Leider ist jetzt nicht die Zeit für solche Pilze«, antwortete er. »Aber du bringst mich auf eine gute Idee. Im Herbst könnte ich sie sammeln und ihr Pulver König Heinrich und den Seinen in die Becher schmuggeln, und dann können du und ich vielleicht unbemerkt zum Tor hinausspazieren und nach Hause gehen.«
    Er sagte es im Scherz, aber Dragomira hörte die Sehnsucht in seiner Stimme. »Ob es ihnen gut geht?«, fragte sie. »Vater und Dragomir und den anderen?«
    Tugomir nickte. »Zumindest leben sie noch. Die Vila hat es mir gezeigt.«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass sie dir Lügenbilder gezeigt hat.«
    »Aber nicht in diesem Fall.« Und ehe sie genauer nachfragen konnte, wechselte er das Thema. »Wie lange noch bis zu deiner Niederkunft?«
    »Ich weiß nicht«, musste sie bekennen. »Vier Wochen etwa, glaubt die Hebamme.«
    »Dann fang bald an, Tee aus Himbeerblättern zu trinken.«
    »Ja, das hat sie auch gesagt.«
    »Ah. Sächsische Hebammen sind soeben enorm in meiner Achtung gestiegen.«
    Dragomira musste schon wieder lachen. So groß war ihre Erleichterung, dass Tugomir ihr nicht länger gram war, dass sie in diesem Moment die ganze Welt hätte umarmen können. »Weißt du, vielleicht wird alles besser, wenn dieses Kind erst geboren ist. Falls es ein Knabe wird, natürlich nur. Er wäre Ottos Erstgeborener, ich seine Mutter und du sein Onkel. Sie müssten dich … respektvoller behandeln.«
    »Ich will keinen Respekt«, antwortete er, beinah so schroff wie in den letzten Wochen. »Das Einzige, was ich von den Sachsen will, ist meine Freiheit.«
    »Ja. Ich weiß.«
    »Und was du nicht sagst, ist: ›Aber die wirst du nicht bekommen‹.«
    »Wer kann das wissen? Alles mag sich ändern, wenn Otto König wird«, gab Dragomira zu bedenken.
    »Ich würde mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen. Außerdem hat Otto einen älteren Bruder. So sehr König Heinrich deinen Prinzen auch vorziehen mag, kann er Thankmars Ansprüche nicht übergehen, oder?«
    Sie hob die Schultern. »Mir kommt es manchmal so vor, als wäre König Heinrich so mächtig, dass er alles tun kann, was ihm beliebt. Einfach alles.«
    »Kein schöner Gedanke«, murmelte Tugomir, nahm einen blütenlosen Kamillestängel und wickelte ihn versonnen um seinen Zeigefinger. »Bald dunkel. Du solltest lieber gehen, bevor dich jemand vermisst.«
    »Du hast recht. Meine Daleminzermädchen werden sich ängstigen, wenn ich nicht bald zurück bin.«
    »Ja, ich habe gehört, dass du dich ihrer angenommen hast.«
    »Von wem?«, fragte sie erstaunt.
    »Semela.«
    Dragomira nickte. »Den wiederum du unter deine Fittiche genommen hast, nicht wahr?«
    »Womöglich ist es auch umgekehrt. Ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall …« Er brach ab.
    »Was ist?«
    Tugomir wies nach links, und als Dragomira in die Dämmerung spähte, sah sie mehrere schattenhafte Gestalten und einen Lichtpunkt näher kommen.
    Sie wechselten einen Blick. Tugomir stand auf, streckte seiner Schwester die Linke entgegen und half ihr auf die Füße. Das Kind in ihrem Leib war aufgewacht und trat oder boxte vielleicht mit seinen klitzekleinen Fäusten. Dragomira legte beide Hände auf ihren Bauch, als könne sie es damit beruhigen.
    Fünf sächsische Krieger kamen auf sie zu, und das Licht der Fackel ließ ihre Helme matt schimmern. Ein sechster Mann – unbehelmt – ging an der Seite des Fackelträgers, und es war Gero.
    Dragomira zog erschrocken die Luft ein. »Tugomir, was hast du getan?«
    »Nichts«, antwortete er leise. »Versucht, dem Sohn seines ergebensten Schlächters das Leben zu retten.«
    Die kleine Gruppe hielt vor ihnen an, und für ein paar Herzschläge war nichts zu hören bis auf das Konzert der Grillen und das leise Zischen der Fackel. Dann befahl Gero: »Bindet ihm die Hände.«
    Zwei seiner Männer traten vor, packten Tugomirs Arme, zwangen sie auf seinen Rücken und banden sie mit

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