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Das Haus am Abgrund

Das Haus am Abgrund

Titel: Das Haus am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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mich würgend in die Knie gehen.
    »Mach keine Schwierigkeiten, Junge«, hörte ich Tremaine sagen. »Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass du den armen Mr Skegg und die Brandstiftung im Pilchards’ Bay auf dem Gewissen hast. Es wäre besser, wenn du kooperierst.« Er griff nach meinem Handgelenk und legte die Handschelle darum. »Der Sergeant möchte sich mit dir unterhalten. Aber zuerst nüchtern wir dich wohl besser mal aus.«
    Der Stahl klickte, Constable Tremaine zog mich hoch. Ich konnte weder denken noch reden. Wirres Zeug raste durch meinen Kopf. Was sollte ich getan haben – Milton Skegg niedergeschlagen und seinen Schuppen angezündet? Ich versuchte zu protestieren, aber meine Zunge weigerte sich, einigermaßen klar artikulierte Worte zu formen.
    Tremaine murmelte: »Meine Güte, warum müsst ihr Burschen euch nur immer so volllaufen lassen.« Er hakte mich mit routiniertem Griff unter und sagte: »Schön einen Fuß vor den anderen, mein Junge. So ist es brav.« Er lotste mich mit sanfter Gewalt die Straße hinauf.
    Wir passierten die Querstraße, die zu Ms Vandenbourghs Cottage führte. Ich konnte nicht weitergehen, weil sich jetzt auch noch der Schmerzaffe zu der Übelkeit gesellte. Er wühlte mit s einen scharfen Klauen in meinem Kopf herum und ich sah nur noch glühend schwarze Blitze vor meinen Augen. Ich beugte mich vor und erbrach bittere Galle.
    »Junge, Junge«, sagte der Polizist.
    Dann hörte ich unregelmäßige, schnelle Schritte und eine Frauenstimme, die Tremaines Namen rief. Der Constable drehte sich um.
    »Was treiben Sie da?«, rief die Frau. Sie klang aufgebracht. »Lassen Sie den Jungen gehen, Constable.«
    »Der junge Mann ist verhaftet, Ma’am«, erwiderte der Polizist. »Auf Anweisung des Sergeants. Er wird verdächtigt ...«
    »Papperlapapp«, fiel die Frau ihm ins Wort. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich und nehmen Sie ihm sofort die albernen Handschellen ab!«
    »Das kann ich nicht, Ma’am. Ich habe meine Befehle.« Er klang unglücklich.
    Ich hob den Kopf, als die Schmerzwelle abebbte, und sah, dass Ms Vandenbourgh vor dem Polizisten stand. Sie war mehr als einen Kopf kleiner als er, aber ihr entschlossener Gesichtsausdruck und ihre Haltung ließen sie größer erscheinen. »Constable Tremaine«, sagte sie nun leise und scharf, »ich rate Ihnen dringend, den Jungen freizulassen. Er ist kein Schwerverbrecher, sondern krank und braucht medizinische Betreuung. Wollen Sie schuld sein, wenn er gesundheitliche Schäden erleidet?«
    Der Polizist schrumpfte in seiner Uniform. »Nein, Ma’am«, stotterte er. »Gnädige Frau. Ich muss nur ...«
    »Sie müssen gar nichts«, fuhr Ms Vandenbourgh ihn an. »Sollte sich der Verdacht gegen ihn erhärten, was ich für mehr als unwahrscheinlich halte, dann können sie ihn immer noch bei m ir oder bei seinem Vater im Kutscherhaus abholen. Solange wird sich ein Arzt um ihn kümmern.«
    »Aye, Ma’am.« Er griff nach den Handschellen und schloss sie auf, und ich konnte sehen, dass seine Finger dabei zitterten.
    Mir war zu übel, als dass ich noch irgendetwas begriffen hätte. Ich sah nur alles wie in einem Film vor mir ablaufen. Der Polizist stand wie ein gescholtener Junge mit hängendem Kopf vor der alten Frau und sagte kläglich: »Was soll ich denn dem Skipper jetzt sagen? Er reißt mir den Kopf ab, wenn ich ohne den Jungen zurückkomme.«
    »Ich werde mit dem Sergeant telefonieren, Constable«, erwiderte Ms Vandenbourgh. Sie klopfte dem Polizisten auf den Arm. »Nun gehen Sie schon. Ich kümmere mich um alles.«
    »Sein Vater wurde sicher schon benachrichtigt«, murmelte Tremaine.
    »Ich sagte, ich kümmere mich darum!« Ihre Stimme klang ungeduldig. Sie wandte sich ab und ließ den Constable einfach stehen. Sie beugte sich zu mir und berührte meine Schulter. »Kannst du aufstehen, Adrian?«
    Ich hob den Kopf. Anscheinend war ich in die Hocke gegangen, das hatte ich gar nicht bemerkt. Der Schmerzaffe versuchte gerade, mir die Augen aus dem Kopf zu quetschen. Ich biss die Zähne zusammen und richtete mich auf.
    »Er müsste ausgenüchtert werden«, hörte ich den Polizisten murren. »Passen Sie auf, dass er Sie nicht vollkotzt, Ma’am.«
    »Tremaine, Sie sind ein Schafskopf.« Sie half mir auf die Beine. Ihr Griff war erstaunlich stark und fest. »Komm ins Haus. Ich rufe deinen Vater, damit er dich abholen kommt.«
    »Jonathan«, sagte ich und humpelte neben ihr her. »Mein Va t er ist in London.« Ich fühlte mich wie ein

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