Das Haus am Lake Macquarie
als sie meinen Vater kennen lernte. Ich weiß auch, dass sie meinen Vater sehr geliebt haben muss.”
Überrascht sah Celia ihn an. “Hat Helen
das
auch gesagt?”
“Nein”, gab er zu. “Als ich sie darauf ansprach, sprach sie von ’sexuell abhängig’ und Ähnlichem. Aber ich glaube nicht, dass Ihre Mutter einen Nervenzusammenbruch erlitten hätte, wenn ihre Gefühle für meinen Vater nicht echt und sehr stark gewesen wären.”
“Das waren sie wirklich.” Celia seufzte wehmütig.
“Haben Sie mir deshalb dieses Lügenmärchen erzählt – um Ihre Mutter zu schützen?”
“Ja.” Sie nickte.
“Sie wollten also nicht, dass ich mit ihr spreche – aber Sie möchten, dass sie dieses Haus behält?”
“Ja.” Bittend sah Celia ihn an. “Sie hat es wirklich verdient. Als Ihr Vater noch lebte, hat meine Mutter nie etwas Wertvolles von ihm angenommen. Sie hat ihren Lebensunterhalt immer allein bestritten. Dann und wann hat Lionel ihr ein kleines Geschenk gemacht, und seit einigen Jahren durfte sie hier mietfrei wohnen. Und vielleicht hat er ihr ab und zu etwas Geld gegeben, aber nur, damit sie Wein und Essen davon kaufte. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass sie ihm fast das ganze Leben lang ihre Liebe geschenkt und zahlreiche Opfer gebracht hat. Mum hat Lionel nie um etwas gebeten”, fügte sie hinzu. “Sie wollte nur seine Liebe.”
“Und sowohl Sie als auch Ihre Tante denken nicht, dass sie genau das bekommen hat.”
Celia setzte sich auf. “Ja, das stimmt”, erwiderte sie kühl. “Wir bezweifeln es.”
“Und was glaubt Ihre Mutter?”
“Sie war der Meinung, Lionel würde sie lieben. Offenbar hat er es oft gesagt – aber das tun Männer ja für gewöhnlich, wenn sie Sex wollen”, stellte Celia ein wenig bitter fest.
“Tatsächlich?” Luke sah ihr in die Augen und fragte sich, ob sie wohl etwas Ähnliches auch schon erlebt hatte.
Celia wich seinem Blick aus und stand auf. “Ein Kaffee würde mir jetzt gut tun. Möchten Sie auch welchen? Oder vielleicht Tee? Es ist auch noch etwas Weißwein in der Flasche, ein Chablis.”
Auf keinen Fall würde er Alkohol trinken – wer wusste, was dann passieren könnte?
“Ich hätte auch gern einen Kaffee, vielen Dank. Bitte mit Milch und ohne Zucker.”
Celia ging in die Küche. Sie schien erleichtert zu sein, sich aus seiner unmittelbaren Nähe zu entfernen. Vielleicht spürte sie das heftige Begehren, das ihn erfüllte, wann immer er sie ansah. Sicher erschreckte es Celia ebenso, wie es ihn selbst erschreckte. Noch nie hatte er etwas Ähnliches empfunden.
Sie kochte den Kaffee, ohne ihn, Luke, eines einzigen Blickes zu würdigen. Er rutschte zur anderen Seite des Sofas, um all ihre Bewegungen beobachten zu können.
“Sind Sie Tänzerin?”, fragte er plötzlich.
Sie hielt inne und sah ihn erstaunt an. “Nein. Wie kommen Sie darauf?”
“Wegen der Art, wie Sie sich bewegen – und wegen Ihres Aussehens.”
Celia lachte – sie wirkte ein wenig verlegen, aber auch geschmeichelt. “Ich bin keine Tänzerin, obwohl ich sehr gern tanze. Ich bin Physiotherapeutin. Das wollte meine Mutter immer werden. Doch sie hatte früher nicht genug Geld, um sich die Ausbildung leisten zu können. Aber sie ist eine fantastische Masseurin.”
“Sind
Sie
auch eine fantastische Masseurin?”
Sie zuckte die Schultern. “Ich bin geschickt und erfahren.”
Unwillkürlich stellte Luke sich vor, sie würde mit den Händen seine bloße Haut berühren. Das war ein Fehler, denn sofort wurde er wieder von einem heftigen Verlangen erfasst. Nervös bewegte er sich auf dem Sofa. “Und … und wo arbeiten Sie?”
“Ich vertrete die Leiterin einer Fachklinik für Sportverletzungen. Die Frau ist gerade im Mutterschaftsurlaub.”
“Macht Ihnen die Arbeit Spaß?”
“Meistens ja. Allerdings ist sie bei weitem nicht so lohnend wie die meiner vorigen Stelle. Ich habe Unfallopfer in verschiedenen Krankenhäusern an der Central Coast behandelt. Aber schließlich hat es mich zu stark belastet – besonders wenn die Patienten noch Kinder waren und die Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg führte. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, später wieder in diesem Bereich zu arbeiten, wenn ich älter bin – und etwas abgehärteter. Aber ich bin schon jetzt wesentlich härter im Nehmen, als ich wirke”, fügte sie hinzu. “Möchten Sie etwas zum Kaffee?”
Ja, dich, dachte Luke. Hör auf, ermahnte er sich sofort insgeheim. Doch es gelang ihm nicht, sein
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