Das Haus am Lake Macquarie
sagen.”
“Wenn Sie darauf bestehen.” Er ging auf sie zu. Celia trat beiseite, doch sein rechter Arm berührte leicht ihren. Sie spürte es im ganzen Körper. Wieder erschauerte sie. Erschrocken hielt sie den Atem an, während Luke sich aufs Sofa vor dem Kamin setzte.
Sie hatte nicht wegen der Kälte gezittert, sondern wegen der erotischen Spannung, die von Luke ausging. Warum überrascht mich das eigentlich so? fragte Celia sich. Luke Freeman war schließlich ein äußerst attraktiver Mann, dem sicher unzählige Frauen zu Füßen lagen. Aber das Letzte, was sie wollte, war, sich ausgerechnet zu Lionel Freemans Sohn hingezogen zu fühlen. Celia schloss die Terrassentür. Sie stellte sich mit dem Rücken zum Kamin und sah Luke an. Sei ganz sachlich, ermahnte sie sich insgeheim.
Und keine Ausflüchte. Sag ihm einfach die Wahrheit.
Luke blickte sie an und fragte sich, was für Lügenmärchen sie ihm jetzt wohl wieder auftischen würde. Doch da er nun Celias Motive kannte, war er ihr nicht mehr böse. Wie weit würde sie wohl gehen, um ihre Mutter zu beschützen?
“Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen”, sagte sie zu seiner Überraschung. “Ich habe Sie angelogen.”
“Inwiefern?”
“Ich bin niemals die Geliebte Ihres Vaters gewesen”, erwiderte sie mutig. “Und ich heiße nicht Jessica, sondern Celia. Als Sie hier ankamen, haben Sie mich gefragt, ob ich Miss Gilbert sei. Und das bin ich ja auch. Aber eben nicht Jessica Gilbert, sondern Celia. Jessica ist meine Mutter.”
“Ich weiß”, erwiderte Luke.
Sie blinzelte überrascht. “Wie bitte?”
Jetzt war es an der Zeit,
ihr
die Wahrheit zu sagen. “Als Sie im Badezimmer waren, hat Ihre Tante Helen angerufen und nach Celia gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass hier nur eine Jessica sei. Den Rest können Sie sich ja selbst zusammenreimen.”
“Oh …” Sie war einen Moment sprachlos und ließ sich auf das andere Ende des Sofas sinken. “Wie viel wissen Sie?”
“Einiges”, erwiderte Luke, “aber noch nicht genug.”
Sie kaute nervös auf ihrer Lippe, und ihm fiel auf, wie voll und sinnlich ihr Mund war. Obwohl er jetzt wusste, dass sie nicht die Geliebte seines Vaters gewesen war, waren seine Gedanken in eine gefährliche Richtung abgedriftet. Er hatte gehofft …
“Was hat Tante Helen Ihnen erzählt?” Celias wunderschöne Augen blickten besorgt.
Luke rief sich das Telefongespräch in Erinnerung.
“Jessica war zweiundzwanzig Jahre alt, als sie Ihrem Vater begegnete. Sie war allein erziehende Mutter eines sechsjährigen Mädchens und verdiente sich mühsam ihren Lebensunterhalt, indem sie in Ferienhotels im Hunter Valley Massagen für wohlhabende Touristen und Geschäftsreisende anbot. Damals lebte sie in einer schäbigen Zweizimmerwohnung in Maitland und fuhr ein uraltes Auto. Und sie war die schönste junge Frau, die ich kannte – sowohl äußerlich als auch, was ihren Charakter anging”, hatte Helen gesagt. “Doch das entschuldigt nicht, was Ihr Vater getan hat. Als er sie kennen lernte, war er schon verheiratet und hatte einen Sohn. Aber das hat er Jessica erst erzählt, nachdem sie eine Nacht mit ihm verbracht und sich bis über beide Ohren in ihn verliebt hatte. Sie sagte Lionel, sie wolle ihn nicht wiedersehen, doch er ließ sie nicht in Ruhe. Immer wieder kam er zurück, brachte Geschenke für Celia mit und sagte Jessica, wie sehr er sie liebte. Er wollte, dass sie ihm jederzeit zur Verfügung stand – aber niemand sollte etwas davon erfahren. Sie trafen sich bei Jessica zu Hause, bis Celia größer wurde und zu verstehen begann, was vorging. Vermutlich hat das arme Kind eines Tages eine furchtbare Szene gemacht. Aber die beiden besaßen nicht den Anstand, ihre Affäre zu beenden. Von da an fuhr Jessica ständig etliche Kilometer hin und her, um sich mit Ihrem Vater für einige Stunden in abgelegenen Hotels zu treffen – und auch in dieser schäbigen kleinen Anglerhütte in Pretty Point. Schließlich baute Lionel dort das Haus, in dem Sie sich gerade aufhalten. Jessica nannte es immer ein ‘Liebesnest’, aber ich halte ‘Lustnest’ für angebrachter.”
Sie hatte noch einiges mehr gesagt. Ganz offensichtlich war Helen nicht gut auf Lionel zu sprechen. Auch das Verhalten ihrer Schwester schien ihr Missfallen erregt zu haben. Luke hatte jedoch nicht vor, Helens Bericht in dieser drastischen Form an Celia weiterzugeben.
“Helen erzählte mir, wie lang die Affäre dauerte”, sagte er. “Und wie Ihre Mutter gelebt hat,
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