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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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verstörenden Neuigkeiten zu verarbeiten. Auch Celia wusste nicht, inwieweit sie glauben konnte, was ihre Mutter erzählt hatte. Aber Lionel konnte sich diese Geschichte doch nicht ausgedacht haben?
    “Ich weiß noch immer nicht, warum er sich nicht von Mum hat scheiden lassen, als er Ihnen begegnet ist.” Luke runzelte die Stirn. “Nach allem, was ich jetzt weiß, wäre meine Mutter doch sicher erleichtert gewesen.”
    Jessica sah ihn überrascht an. “Dann haben Sie es also noch nicht verstanden”, sagte sie verwundert. “Der Grund, warum Lionel seine Frau nicht verlassen hat, waren Sie, Luke.”
    “
Ich?”
    “Ja, natürlich. Ihr Vater hat Sie weit mehr geliebt als mich oder Ihre Mutter. Das Allerwichtigste für ihn war, dass Sie glücklich waren. Dafür war er bereit, alles zu opfern. Und so ist es auch geschehen.”

9. KAPITEL
    L uke war sprachlos. Jessica strich ihm sanft über den Arm. “Hat Lionel Ihnen denn niemals erzählt, dass sein Vater seine Frau wegen einer anderen Frau verlassen hat, als er noch ein Kind war?”
    “Nein. Er … er sagte immer, sein Vater sei an einem Herzanfall gestorben, als er selbst zehn Jahre alt gewesen sei. Seine Mutter starb an Leberversagen, als er zwanzig war. Dad sagte, sie sei schon mehrere Jahre krank gewesen.”
    “Ja, sein Vater starb an einem Herzanfall, aber erst vor kurzem. Als er krank wurde, hat er sich bei Ihrem Vater gemeldet. Aber Lionel wollte nichts mit ihm zu tun haben. Für ihn war sein Vater schon seit vierzig Jahren tot. Ihre Großmutter ist wirklich an Leberversagen gestorben, als er zwanzig Jahre alt war. Sie war Alkoholikerin. Sie hatte vor Verzweiflung zu trinken begonnen, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte.”
    Luke war erschüttert – nicht nur auf Grund dieser Neuigkeiten, sondern auch, weil Jessica so viel wusste. “Warum hat Dad
mir
das alles nicht erzählt?”, fragte er, enttäuscht und verärgert, weil man ihm diese Familiengeheimnisse nicht anvertraut hatte. Dass sein Vater ihm nichts über die Vergangenheit seiner, Lukes, Mutter gesagt hatte, konnte er nachvollziehen. Doch warum hatte man ihn belogen, was seine Großeltern betraf? Luke fragte sich, wie viele Lügen ihm sein Vater im Laufe der Zeit wohl noch erzählt haben mochte.
    “Lionel wollte nicht, dass Sie davon erfuhren, weil er sich für seine Eltern geschämt hat”, sagte Jessica sanft. “Dass sein Vater die Familie verließ, hat ihm sehr wehgetan. Deshalb konnte Lionel sich nicht von seiner Frau scheiden lassen, als sie schwanger war. Er brachte es nicht fertig, seiner Familie dasselbe anzutun. Das hat er mir gleich zu Anfang erklärt, und ich habe verstanden, warum er so handeln musste.”
    Luke dagegen hatte weniger Verständnis. Er sah ein, dass sein Vater ein solches Opfer machte, als er, Luke, noch ein kleiner Junge gewesen war. Doch als er später von zu Hause ausgezogen und für einige Jahre ins Ausland gegangen war, hätte sein Vater die Wahrheit ans Licht bringen müssen. Nein, dafür gab es keine Entschuldigung.
    Arme Jessica, dachte Luke. Sie war ganz offensichtlich dem typisch männlichen Egoismus seines Vaters zum Opfer gefallen: eine wunderschöne, verführerische und mitfühlende Frau, die für ihren Vater das getan hatte, wozu seine Ehefrau nicht in der Lage gewesen war. Mit anderen Worten: Sein Vater hatte Jessica nach Strich und Faden ausgenutzt.
    Luke schämte sich zutiefst für das Verhalten seines Vaters. Angesichts der Umstände seiner Ehe war es ihm vielleicht nachzusehen, dass er seine Ehefrau betrogen hatte und seinen Sohn hatte schützen wollen. Doch diese bezaubernde, selbstlose Frau zwanzig Jahre lang auszunutzen, war ganz und gar unverzeihlich.
    Offenbar waren Luke diese Gedanken vom Gesicht abzulesen, denn plötzlich blickte Jessica ihn traurig an.
    “Ich weiß, was Sie sich jetzt fragen”, sagte sie. “Warum hat Lionel Ihre Mutter nicht verlassen, als Sie nach dem Studium ins Ausland gegangen sind? Zu diesem Zeitpunkt hätten Sie es sicher verkraften können.”
    “Das frage ich mich allerdings”, gab Luke zu.
    Sie zuckte die schmalen Schultern. “So ist es mir auch oft gegangen. Ich habe Lionel nie gefragt, aber vielleicht war er der Meinung, es wäre bereits zu spät für eine so tief greifende Veränderung gewesen. Möglicherweise war ich einfach nicht so wichtig wie die Tatsache, dass Sie eine gute Meinung von ihm hatten. Aber eigentlich glaube ich, dass er einfach seiner armen Frau nicht das Herz brechen wollte. Natürlich

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