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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Ort, den sie einmal so hässlich und fremdartig gefunden hat, ist eine wunderschöne Ruhestätte für Daniel. Er wird jede Nacht im Traum die Meeresbrandung hören.
    Isabella ergreift ihre eigenen Finger und zieht fest an ihnen. So darf sie nicht mehr denken. Daniels Geist ist ebenso wenig in diesem Armband wie in dem Familiengrab der Winterbournes in Somerset. Daniels Geist wurde schon vor langem von allen weltlichen Sorgen befreit. Sie ist sich nicht sicher, ob sie an den Himmel glaubt, doch falls sie es täte, würde sie sich vorstellen, wie Daniel jetzt von dort oben über sie wacht und sich fragt, weshalb sie an einem warmen Tag ein so dickes schwarzes Kleid trägt. Sie lächelt, lässt ihre Finger los und folgt Matthew in den Wald.
    Er hat dasselbe Loch wieder ausgehoben, in dem sie ursprünglich den Amtsstab begraben hatten. Diesmal wird ein sehr viel wertvollerer Schatz hineingelegt. Matthew hat seine Bibel mitgebracht, und sie stehen neben dem kleinen Grab, während er den 23. Psalm liest. Der Herr ist mein Hirte, mir wird es an nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue . Ihr Herz schlägt so heftig, dass es weh tut. Sie lässt den Tränen freien Lauf, stöhnt ihren Kummer heraus, und Matthew schaut sie nicht strafend an oder sagt, sie solle aufhören. Sie fällt neben dem Grab auf die Knie, als Matthew die Truhe hineinsenkt, ergreift eine Handvoll Erde und küsst sie, bevor sie sie auf den Deckel der Truhe wirft. Als Matthew das Grab zuschaufelt, vergräbt sie das Gesicht in ihren schmutzigen Händen und weint. Matthew legt einen großen Stein an die Stelle.
    Als sie aufblickt, scheint die Sonne immer noch. Auch Matthew ist immer noch da.
    »Es ist vollbracht«, sagt sie.
    »Du musst gehen.«
    »Ich weiß.«

    Spätnachts, als sie schläft, macht sich Matthew an die Arbeit. Das Letzte, was Isabella und ihn noch mit den Winterbournes verbindet, muss auch weg. Der Amtsstab. Ihn zu vergraben oder ins Meer zu werfen mag zwar der einfache Weg sein, lässt sich aber rückgängig machen. Außerdem ist das Gold eine Menge wert.
    In der Mühle am Rande des Dorfes besorgt er sich einen alten steinernen Amboss, holt seine Zange und seinen steinernen Hammer und legt den Ersatz-Azetylenbehälter bereit. Hier, am Rande des Meeres hinter dem Leuchtturm, macht er sich ans Werk. Er weiß, dass er keine eleganten Barren herstellen kann, aber Gold ist formbar; es schmilzt so weit, dass man es hämmern und unter der Azetylenflamme schneiden kann. Jeden Abend arbeitet er, wenn er eigentlich anderes zu tun hätte. Er arbeitet einerseits, um sich von den Gedanken an den kommenden Abschied abzulenken, aber auch, um ihre Zukunft in Amerika zu sichern. Nacheinander wandern die unregelmäßigen Goldstücke in den Koffer, den er seit vielen Jahren nicht benutzt hat und den er ihr am Morgen ihrer Abreise übergeben will.
    Am vierten Abend ist der Amtsstab verschwunden. Die Winterbournes können nichts mehr zurückfordern.

    Isabella beschließt, das Material für die Schmuckherstellung mitzunehmen. Sie wird allein reisen und kann sich vielleicht damit ablenken, Armbänder und Broschen für ihre Schwester herzustellen. Sie fürchtet, sonst in ein tiefes Loch aus Kummer und Trauer zu fallen. Während Matthew unterwegs ist, um ihre Fahrkarte nach Sydney im Postamt abzuholen, geht sie ein letztes Mal an den Strand, um Steine und Muscheln zu sammeln. Sie packt alles fein säuberlich in eine Kiste und legt sie zu ihren gefalteten Kleidern. Am Morgen der Abreise wird sie sie in ihren Koffer packen.
    Sie wartet jetzt nur noch ab. Sie fühlt sich losgelöst von den Tagen und Nächten; ihr wird übel, wenn sie daran denkt, wie die Zeit vergeht. Ihr Kummer mag jetzt ein ganz gewöhnlicher sein – nicht mehr die qualvolle Leidenschaft einer Frau, der man das Trauern verboten hat –, aber er ist dennoch wirklich und muss gefühlt und durchlebt werden.
    Isabella schaut sich im Zimmer um. Sie fragt sich, ob es eine Erinnerung an Matthew gibt, die sie mitnehmen kann. Aber sie findet nichts. Kein Porträt oder Foto, keinen Manschettenknopf, keine Uhr. Seine Pfeife, aber die wird er brauchen. Sie lässt sich schwer aufs Bett fallen. Es gibt ohnehin keinen Gegenstand, der das lebendige Zusammensein mit ihm einfangen könnte. Seinen Geruch, seinen Körper, seine Wärme. Beim Gedanken, Matthew zurückzulassen, schluchzt sie in die Hände. Sie ist das Weinen so satt. Wann wird all der Schmerz endlich vorüber sein? Wird es anders, wenn sie erst in

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