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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
Autoren: Kimberley Wilkins
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warten, und er wird unterwegs in sein billiges Zimmer über der Kneipe des örtlichen Hotels sein.
    Dann ist es vorbei.
    Isabella öffnet die Augen. Ihr Handtuch hängt neben der Wanne, und sie steht auf, wobei sie wieder das Gewicht ihres Körpers spürt.
    Dann plötzlich, im Lampenlicht und aus diesem Blickwinkel, kann sie sie sehen: schwache blaue Linien auf ihren Brüsten. Rasch greift sie nach der Lampe statt nach dem Handtuch und hält sie so nahe an die nackte Haut, wie sie es wagt.
    Blaue Linien auf den Brüsten, den Brüsten, die sich seit zwei Tagen so empfindlich anfühlen.
    Isabella kennt diese Linien. Sie kennt auch die Empfindlichkeit. Sie hängt die Lampe wieder an den Haken, greift nach dem Handtuch und wickelt es um sich, bevor sie nach unten läuft. Sie öffnet die Tür zur Plattform, von der Matthew auf den Ozean blickt.
    Er dreht sich zu ihr um, einen verwirrten Ausdruck im Gesicht. Immerhin trägt sie nur ein Handtuch.
    »Isabella?«
    Eine schwindelerregende Hoffnung hat sie erfasst. Die Sterne scheinen sehr nah. Sie lässt das Handtuch hinabgleiten, so dass die Abendluft über ihre nackten Brüste streicht, und sagt: »Matthew, ich bin schwanger.«

Neunundzwanzig
    I sabella erwacht aus einem unruhigen Halbschlaf, das Bett ist zerwühlt. Heute ist der Tag. Sie und ihr Baby – ihr Baby – werden noch vor Jahresende in New York sein. Sie wird das alles hinter sich lassen. Doch am Horizont ziehen dunkle Wolken auf.
    Sie hört Matthew im Nebenzimmer. Bei dem Gedanken, ihn zurückzulassen, verspürt sie einen bitteren Geschmack im Mund. Doch selbst die Aussicht, Vater zu werden, kann ihn nicht dazu bewegen, mit ihr zu fahren. Als sie ihn danach gefragt hat, als die Realität mit ihren Forderungen unerbittlich auf ihn eingedrungen ist, hat er ausgesehen, als würde ihm übel, als stünde er unter Schock.
    »Bau dir ein Leben ohne mich auf«, hatte er gesagt. Die Distanz der letzten Zeit scheint tief in ihre Seelen gedrungen zu sein.
    Isabella setzt sich auf. Schaut auf ihre nackten Brüste. Sie sind auch heute Morgen noch schwer und empfindlich, die Brustwarzen dunkler als sonst. Letzte Nacht hat die Reue sie überkommen, weil sie Daniels Armband begraben hat.
    Zuerst war es nur ein Kribbeln, doch jetzt ist das Gefühl stärker geworden. Sie versucht, es im Kopf zu verarbeiten, kann ihre Gedanken aber nicht ordnen und fühlt sich von Uhrzeiten und Fahrplänen unter Druck gesetzt. Vielleicht wird ihr die Antwort klar, wenn sie in den Wald geht, wo das Armband begraben liegt. Sie steht auf, zieht Strümpfe und Unterkleid an. Da sie keinen richtigen Kleiderschrank hat, hängen ihre Kleider über einem Stuhl. Sie wählt eins für die Reise aus und faltet die übrigen zusammen, um sie in den Koffer zu legen. Sie klappt den Deckel auf und keucht.
    Der Boden des Koffers ist voller Goldklumpen.
    »Matthew?«, ruft sie.
    Schon steht er mit finsterer Miene in der Tür, ein Telegramm in der Hand.
    »Woher hast du das?«
    »Das ist der Amtsstab«, erwidert er, als verstünde sich das von selbst. Sie hat keine Zeit zu antworten, da er das Telegramm schwenkt. »Für dich.«
    Sie nimmt es mit gerunzelter Stirn entgegen.
    Mary, Percy Winterbourne sucht nach Ihnen. Habe ihm nichts gesagt, aber passen Sie auf. Berenice.
    Isabellas Kopf schießt in die Höhe. Ihr Herz ist kalt. »Wann hat sie das geschickt?«
    »Gestern Morgen. Weiß sonst noch jemand, dass du hier bist?«
    »Nein«, lügt sie. Der Juwelier weiß, wo sie zu finden ist, vielleicht auch ein oder zwei Freundinnen von Berenice. »Wann holst du den Wagen?«
    »In etwa einer Stunde. Beeil dich. Pack den Koffer und halte dich bereit. Sobald du an der Anlegestelle bist, hast du nichts mehr zu befürchten.« Er sieht aus, als wolle er sie am liebsten erdrücken, um sie zu beschützen, doch er bleibt auf Distanz, wie sie es stillschweigend vereinbart haben.
    »Ich bin bereit.« Ihr Puls flattert. »Ich will mich von Daniel verabschieden.«
    Er runzelt die Stirn. »Du solltest im Leuchtturm bleiben.«
    Sie senkt den Kopf. »Ja.« Doch sie meint in Wirklichkeit nein.
    Dann klopft es an die Haustür. Beide zucken zusammen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Leute zum Telegrafenbüro kommen, aber Matthew legt dennoch den Finger an die Lippen und bedeutet ihr, im Schlafzimmer zu bleiben. Er schließt leise die Tür und geht nach vorn.
    Isabella legt das Ohr an die Schlafzimmertür. Ihr Herz hämmert so sehr, dass sie kaum etwas hören kann. Männerstimmen.
    »Nein,
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