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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
Autoren: Kimberley Wilkins
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Amerika ist? Die lange Schiffsreise erfüllt sie mit Angst. Allein mit ihren Gedanken, allein auf See.
    Die Tür fliegt auf, und sie ist froh über die Ablenkung. Sie wischt sich die Tränen von den Wangen und begrüßt Matthew glücklich in der Küche.
    Er hält einen Umschlag hoch. »5. Oktober. In zwei Tagen. Der Dampfer legt abends um neun an der Anlegestelle von Mooloolah ab. Ich habe den Wagen bestellt und werde dich hinfahren.«
    Beide verharren einen Augenblick, eingefangen in der schmerzlichen Vorstellung, sich an der Anlegestelle voneinander zu verabschieden. Dann erwachen sie wieder zum Leben. Isabella greift nach der Fahrkarte und schaut sie an. Matthew sagt, sie müsse die Karte nach New York in Sydney kaufen. »Wenn nötig, hast du genügend Geld für ein oder zwei Übernachtungen. Ich konnte von hier aus nicht viel herausfinden. Du möchtest dir das Schiff sicher genau ansehen und dich vergewissern, dass es bequem und richtig für dich ist.«
    Isabella beißt sich auf die Lippe und schaut auf das Stück Papier. »Es ist ein so weiter Weg.«
    Seine warmen, rauhen Finger berühren ihr Kinn. »Du hast es schon so weit geschafft.«
    Sie sieht ihm in die Augen. »Aber es ist so ein weiter Weg von dir. Willst du nicht mitkommen?«
    »Ich? In der New Yorker Gesellschaft?« Er schüttelt den Kopf. »Deine Schwester wird mich gar nicht dort haben wollen. Nein, Isabella, wir haben von Anfang an gewusst, dass es unsere Liebe nur im Leuchtturm gibt. Die Welt da draußen wird sich zwischen uns drängen. Sie wird unser Verhältnis missbilligen und Druck auf uns ausüben, dem wir nicht gewachsen sind. Du wirst immer fliegen, mein hübsches Vögelchen.«
    »Und du wirst immer bleiben«, murmelt sie. Hat er recht? Wäre es unmöglich, gemeinsam zu fahren? Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gewiss würde sich niemand dafür interessieren, wer sie sind und was sie tun.
    Aber sie weiß, dass Matthew nicht dazu zu bewegen ist. Er hat sich immer zu sehr um die Meinungen anderer gesorgt. Und sie kann nicht hierbleiben. Wenn sie das tut, werden die Winterbournes sie früher oder später finden.
    Isabella möchte ihm in die Arme fallen und ihn an sich drücken, begreift aber, dass alle Leidenschaft der Welt nichts ändern wird. Nein, sie muss sich in den nächsten Tagen langsam von ihm entwöhnen. Also nimmt sie die Hand von seinem Kinn und tritt zurück. Sie sieht den Schmerz in seinen Augen und gibt beinahe nach, doch dann wendet auch er sich ab.
    Die Trennung hat begonnen.

    Brisbane ist eine heiße Stadt. Stinkend und heiß. Percy schwitzt stark unter seiner Weste. Er sehnt sich nach einer kühlen englischen Brise, aber es gibt nur eine heiße, drückende Wärme, die ihn an Körperstellen schwitzen lässt, von denen er noch gar nichts wusste. Er kann nur hoffen, dass es im Haus von Lady Berenice McAuliffe ein wenig kühler ist als unter dem von Säulen getragenen Portikus.
    Schließlich öffnet ein älterer Diener die Tür. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragt er in gedehntem Ton.
    »Ich muss Lady McAuliffe sprechen. Es ist dringend. Mein Name ist Percy Winterbourne.«
    Der Diener schaut ihn argwöhnisch an. »Sie erwartet keine Gäste.«
    »Schnell. Ich schmelze hier draußen.«
    Der Diener führt ihn in die Eingangshalle und lässt ihn dort stehen. Percy betrachtet die Einrichtung. Diese Lady McAuliffe muss eine Menge Geld haben. Er fragt sich, wie sie daran gekommen ist. Er hebt die Ecke eines Brokatvorhangs an und untersucht sorgfältig den Stoff. Sehr viel edler als das, was Mutter zu Hause hat. Die Leute in den Kolonien machen es schon richtig. Sie bezahlen kaum Miete, weil hier niemand wohnen will, und geben das, was sie haben, für wirklich wichtige Dinge aus.
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir.«
    Er blickt auf und entdeckt eine attraktive Frau, die viel jünger ist, als er erwartet hat. Er lässt den Vorhang fallen und streckt die Hand aus. »Vielen Dank, dass Sie mich empfangen, Lady McAuliffe. Ich habe ein dringendes und, wie ich leider sagen muss, etwas beunruhigendes Anliegen.«
    Sie ergreift seine Hand und schüttelt sie kräftig. »Beunruhigend? Nun, dann sollten wir uns wohl hinsetzen, während Sie mir davon erzählen. Kommen Sie herein.«
    Lady McAuliffe führt ihn in den Salon und bietet ihm einen Platz in einem Lehnsessel an. Sie nimmt gegenüber auf einer samtbezogenen Chaiselongue Platz und ordert Tee.
    »Nun, Mr. Winterbourne, wenn ich richtig gehört habe?«
    »Ja, Percy
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