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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Sorgfalt und Umsicht aufwenden, die nötig sind, um einen verschollenen Bruder zu finden? Wem sonst können wir vertrauen? Niemandem. Ich bin Arthurs Fleisch und Blut.«
    Mutter überlegt und knetet ihre dicklichen Finger. Schließlich sagt sie: »Du hast recht. Du solltest hinfahren.«
    Percy seufzt erleichtert. Auf und davon. Kein Büro mehr, keine Zahlen. »Sehr gut. Ich werde es gleich morgen veranlassen.«

Fünfzehn
    X avier schläft seit einem Monat in Isabellas Bett. Beide finden Trost darin. Isabella weiß, dass Katarina nicht erfreut wäre, doch sie schließt sie immerhin jede Nacht zusammen hier ein; sie wird es nicht erfahren. Und es ist ja nicht so, als würde Katarina das Kind mit körperlicher Zuneigung überschütten. Sie fasst den Jungen kaum an. Sie hat kein Recht, eifersüchtig auf die Umarmungen zu sein, die Isabella von ihm bekommt. Etwas, das nicht geschätzt wird, kann auch nicht gestohlen werden.
    Isabella wähnt sich sicher, hat aber nicht mit dem unzuverlässigsten aller Gefäße gerechnet: der Blase eines dreijährigen Kindes. Eines Morgens erwacht sie noch vor der Dämmerung in einer warmen Lache.
    »Oh, nein«, sagt sie leise.
    Xavier wacht wimmernd auf.
    »Alles in Ordnung, Kleiner.« Sie zündet eine Laterne an und hebt ihn hoch. Alles ist durchweicht – ihr Nachthemd, das Bett, das Kind. »Komm, wir ziehen dir etwas Sauberes, Trockenes an.«
    Sie holt einen Schwamm, zieht ihm die durchnässte Kleidung aus und säubert ihn, während er ins Licht blinzelt. Er bekommt eine Gänsehaut, und sie reibt fest über seine Arme. Ihr wird auch kalt, das nasse Nachthemd klebt an ihren Beinen. »Na bitte, ein frischer Schlafanzug, und dann kannst du dich in dein eigenes Bett legen.«
    Er schüttelt den Kopf und streckt die Arme in die Höhe. Er will bei ihr schlafen.
    »Aber das Bett ist ganz nass. Du musst in dein eigenes gehen.« Sie zieht ihn wieder an und legt ihn schlafen. Er hält ihre Hand fest, also kniet sie sich neben ihn, kalt und nass, wie sie ist, und wartet, bis er eingeschlafen ist. Dann löst sie vorsichtig ihre Hand aus seiner, zieht sich aus und das Bett ab. Die Matratze ist nass, und sie reibt mit dem Schwamm darüber, aber es ist natürlich nutzlos. Sie muss draußen an der Sonne trocknen. Außerdem muss sie die Waschküche benutzen, und zwar dann, wenn die Köchin nicht da ist und sie erwischen kann.
    Aber sie ist eingeschlossen. Isabella hält die Laterne vors Schlüsselloch. Katarina hat den Schlüssel von der anderen Seite stecken lassen. Sie braucht nur ein Blatt Papier … eine Zeichnung von Xavier. Sie schiebt sie unter der Tür durch und drückt den Schlüssel mit einem Pinsel durchs Schlüsselloch. Er landet mit einem leisen Geräusch auf dem Papier, und sie zieht ihn zu sich und schließt die Tür auf. Leise trägt sie die feuchte Wäsche hinunter in die Waschküche.
    Sie entzündet das Feuer unter dem Kupferkessel und füllt ihn mit Wasser. Durch die Bodenbretter dringt das erste Licht der Dämmerung. Vögel singen, aber es sind die rauhen Stimmen der australischen Vögel. Keine Rotkehlchen und Amseln. Einer, den Katarina Kookaburra nennt, macht ein Geräusch, das wie wahnsinniges Gelächter klingt. Isabella ist so damit beschäftigt, auf die Vögel und das einlaufende Wasser zu horchen, dass sie nicht hört, wie die Köchin hereinkommt.
    »Mary?«
    Isabella zuckt schuldbewusst zusammen und dreht sich um. »Oh, es tut mir leid. Habe ich dich geweckt?«
    »Nein, ich stehe immer um diese Zeit auf. Du aber nicht. Und du hast noch nie das Feuer unter dem Waschkessel angezündet.« Die Köchin betrachtet den Wäschehaufen. »Deine Bettwäsche?«
    Isabella weiß, dass sie ihr Geheimnis bewahren muss. »Ich … ich habe sie beschmutzt.«
    Die Köchin wendet sich verlegen ab und murmelt: »Nun, das kann wohl jedem passieren.« Sie beugt sich vor und hebt zaghaft eine Ecke des Bettlakens hoch. Dabei fällt Xaviers durchweichter Schlafanzug auf den Boden. Die beiden Frauen blicken sich an. Isabella hält die Luft an.
    »Das ist falsch«, sagt die Köchin. »Du darfst dem Kind nicht so nahe kommen.«
    »Es war nur das eine Mal. Er hatte schlecht geträumt.«
    »Wenn Mrs. Fullbright das herausfindet, schickt sie dich weg, dann siehst du das Kind gar nicht mehr.«
    »Verrate es ihr bitte nicht.«
    Die Köchin presst die Lippen fest aufeinander, bis sie ein umgedrehtes Hufeisen bilden.
    »Bitte«, sagt Isabella noch einmal und wirft rasch den Schlafanzug, ihr Nachthemd und die

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